Giftige Pflanzen lassen sich rein äußerlich nicht erkennen. Sie haben keine Warnfarben wie es oft im Tierreich vorkommt, daher ist eine genaue Kenntnis über die Pflanzen von großer Bedeutung. Die Wirkung der pflanzlichen Gifte ist sehr unterschiedlich. Beim Bärenklau kann eine bloße Berührung mit der Haut zu schweren Verätzungen führen. Die Pflanze enthält im Stängelsaft einen phototoxischen Wirkstoff, der bei der Einwirkung von Sonnenlicht schwere Verbrennungen und Blasen verursacht. In einem Fall hatte der Autor an seinem Bein so tiefe Wunden, dass die Beinmuskulatur für drei Tage völlig lahmgelegt war.
Es kommt auch immer wieder vor, dass sich Kinder beim Spielen im Garten durch das Essen von Blüten oder Früchten des Goldregens vergiften. Die meisten Giftstoffe werden in niedriger Dosis als Heilmittel verwendet. Bei manchen Pflanzen kommen heilende und toxische Stoffe gleichzeitig vor oder die Wirkung ist umstritten, so auch bei der Mistel. In höherer Dosis können die Gifte bei der Einnahme tödlich wirken, beispielsweise:
Alkaloide sind kompliziert gebaute Stickstoffverbindungen, die schon in geringen Konzentrationen eine gefährliche Giftwirkung entfalten können. Sie führen zu Lähmungen im zentralen Nervensystem und wirken durch Atem- oder Muskelstillstand tödlich. Friedrich Wilhelm Sertürner (1783–1841) isolierte im Jahr 1803 aus dem Opium des Schlaf-Mohns das principum somniferum (schlafmachendes Prinzip), das er ab 1817 „Morphium“ nannte (nach Morpheus, dem griech. Gott der Träume). Ein Jahr später verwendete er den Begriff Alkaloid, da die entsprechenden Verbindungen alkalisch reagierten. Sertürner erprobte die Wirkung im Eigenversuch und im Tierversuch.
Betrachtet man den Molekülbau des Nicotins, erkennt man zwei Stickstoff-Atome, die in zwei verschiedene Ringsysteme aus Kohlenstoff-Atomen eingebaut sind. Nicotin ist eine farblose, ölartige Flüssigkeit, die sich infolge Oxidation an der Luft braun verfärbt. Die basisch wirkende Flüssigkeit siedet bei +246 °C. Bei der Tabakpflanze wird das Nicotin in den Wurzeln gebildet. Von dort wandert es in die Blätter, wo es zur Abwehr von Schädlingen dient. Komplizierter ist der Molekülbau des im Opium des Schlaf-Mohns enthaltenen Morphins.
Kleine Mengen der Alkaloide werden in der Medizin als wirksame Schmerzmittel eingesetzt, beispielsweise das Opium aus dem Schlaf-Mohn. Die Einnahme von größeren Mengen führt zu schweren Schädigungen des Nervensystems oder es besteht die Gefahr einer Sucht. Die Alkaloide in den Nachtschattengewächsen, zu denen die Alraune, die Engelstrompete, der Stechapfel oder die Tollkirsche gehören, wirken zunächst anregend und berauschend, lähmen aber in höheren Dosen das zentrale Nervensystem, der Tod tritt durch einen Atemstillstand ein. Ihre Verwendung als Rauschmittelpflanzen ist sehr problematisch, da eine Überdosis schnell zum Tod führen kann.
Bei den Glycosiden ist im Molekülbau der Zuckeranteil über eine glycosidische Verbindung mit dem Nichtzuckeranteil verbunden. Die im Fingerhut, im Pfaffenhütchen oder im Maiglöckchen enthaltenen Herzglycoside wie Digitoxin und Digoxin stärken in geringer Dosis die Herzfunktionen, wirken aber in höherer Dosis ebenfalls tödlich. Der bittere Geschmack der Glycoside verursacht bei der Einnahme oft Erbrechen und verhindert dadurch schlimmere Folgen. Im Frühlings-Adonisröschen findet sich das Herzglycosid Adonitoxin. Vergiftungserscheinungen treten beim Menschen schon nach dem Kauen von einem Blatt auf. Ein weiteres, toxisches Herzglycosid, das Convallatoxin, kommt beim Maiglöckchen vor. Auch die Giftwirkung des Oleanders beruht auf einem Glycosid, dem Oleandrin.
Besonders gefährlich sind bestimmte Eiweiße wie sie in den Samen der Rizinus-Staude vorkommen. Das auch als chemischer Kampfstoff bekannte Ricin wirkt bereits in einer Konzentration von einem Millionstel Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Das Eiweiß wird vom Verdauungstrakt nicht abgebaut und blockiert in den Körperzellen die Protein-Biosynthese. Der Tod tritt in einer Verzögerungswirkung in ein bis drei Tagen auf.
In den Pflanzen kommen weitere Gifte vor, die den bisher genannten Gruppen nicht zugeordnet werden können. Die Hundspetersilie ist beispielsweise ein Unkraut der Äcker, sie darf nicht mit der Garten-Petersilie oder einer Wilden Möhre verwechselt werden. Die Hundspetersilie hat im Gegensatz zur Gartenpetersilie weiße Blütenstände und sie riecht beim Zerreiben unangenehm. Außerdem glänzt die Blattunterseite stark. Das in der Hundspetersilie enthaltene Aethusin gehört zu den Polyacetylen-Derivaten. Es hat einen scharfen, brennenden Geschmack. Die Vergiftungssymptome zeigen sich zuerst durch Brennen im Mund, später folgen Erbrechen, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen. Für Weidvieh kann das Fressen von größeren Mengen der Hundspetersilie tödlich enden:
Noch eine besondere Erwähnung verdienen die Allergene, zu denen einige ätherische Öle gezählt werden. Bereits das bloße Berühren kann zu schweren Hautreizungen oder das Einatmen zu schwerer Atemnot führen. Besonders problematisch ist der Einsatz von Citronellal (als Bestandteil des Citronellöles) zur Parfümierung in Wasch- und Reinigungsmitteln. Einige Menschen reagieren mit Atemnot, Hustenanfällen oder Kopfschmerzen, beispielsweise wenn Bettwäsche danach riecht; mögliche langfristige Schäden für die Gesundheit sind überhaupt noch nicht abschätzbar. Echtes Citronellöl wird aus dem duftenden Süßgras Cymbopogon nardus gewonnen. Zum Einsatz in Waschmitteln gelangt meistens ein billiges, synthetisches Öl. Ätherische Öle (wie Geraniol) können an der Luft oxidieren, wobei sich Produkte entwickeln, die sogar noch wesentlich gefährlicher sind.