Merkmale
Der kantige Stängel steht aufrecht. Die zwei oder drei, oberseits glänzenden und parallelnervigen Blätter wachsen aus dem Rhizom, sie sind breit-lanzettlich und bis zu 30 Zentimeter lang. Die weißen Blüten stehen über einem kleinen, länglichen Tragblatt, fünf bis zehn davon bilden einen traubigen Blütenstand. Die nickenden Blüten sind glockenartig verwachsen und strömen einen süßlich-blumigen Duft aus. Die zwittrigen Blüten enthalten in der Glocke sechs Staubblätter, die an der Basis rotviolett sind und in gelbgrünen, zweigeteilten Staubbeuteln enden. Sie umrahmen – alle in eine Richtung zeigend – einen weißen Griffel mit kopfiger Narbe, der aus einem gelbgrünen, dreikammerigen Fruchtknoten entspringt. Es bildet sich eine leuchtend rote Beerenfrucht mit drei Fächern und bis zu fünf Samen.
Besonderheiten
Das Maiglöckchen hat ein tief wurzelndes Rhizom als Speicherorgan. Für den süßlich-blumigen Duft ist der Aldehyd Bourgeonal verantwortlich. Dieser wird in der Parfümindustrie als „Maiglöckchenduft“ verwendet.
Toxikologie, Verwendung, Geschichte
Die Giftpflanze enthält besonders in den Blüten und in den Blättern giftige Digitalis-Glycoside. Die Gifte gehen auch in das Wasser über, zum Beispiel wenn man die Pflanze in Vasen hält. Das Trinken von diesem Wasser kann bei Haustieren schwere Vergiftungen hervorrufen. Man sollte das Maiglöckchen keinesfalls sammeln oder in Vasen halten. Früher dienten die Wirkstoffe der Pflanze zur Stärkung des Herzens, in einigen Fällen auch als Mittel gegen Augenentzündungen. Im Volksglauben symbolisierte die Pflanze Glück in der Liebe.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist in einigen Gebieten in seinem Bestand gefährdet, dort ist sie gesetzlich geschützt. Man darf sie nicht pflücken oder sammeln.
Vergleich mit anderen Arten
Das Maiglöckchen kann vor der Blüte aufgrund der ähnlichen Blätter mit dem Bärlauch verwechselt werden. Der typische Knoblauchgeruch der verwelkenden Blätter fehlt. Die Giftpflanze hat ein Rhizom und keine längliche Zwiebeln wie beim Bärlauch.
Fotos