Weißbeerige Mistel, Viscum album
Sandelholzgewächse, Februar - April, 20 - 50 cm
Bild vergrößern!Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Schmarotzer auf Laub- und Nadelbäumen
Wirkstoffe  Viscotoxin, Acetylcholin und Cholin in den Beeren
Merkmale  Halbschmarotzer auf Bäumen, Blätter ledrig, Blüten zwischen den endständigen Blättern sitzend, Früchte kugelige Scheinbeeren

Botanik
Die Pflanze lebt bevorzugt auf Pappeln, Weiden, Birnbäumen, Apfelbäumen, Weißtannen und Kiefern. Sie sitzt auf den Ästen und entzieht dem Holz Mineralsalze. Die unscheinbaren Blüten im Frühjahr stehen in Büscheln und bilden später als Frucht weiße Beeren. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt durch Vögel, die die Beeren fressen und die Samen im Kot auf anderen Bäumen wieder ausscheiden.

Geschichte
Die Mistel war bei den alten Völkern Europas eine bedeutende Zauberpflanze. Sie kommt in zahlreichen Sagen und Märchen vor. Bei den Kelten wurde sie als heilige und dämonenabwehrende Pflanze verehrt. Im Mittelalter galten die Beeren als Mittel gegen alle Gifte. Das Umhängen von Beeren in Amuletten oder das Anbringen eines Mistelzweiges an der Haustüre sollte vor Verhexungen schützen. Bereits seit dem Altertum glaubte man auch, ein Mistelzweig könne verborgene Schätze aufspüren.

Nutzen und toxische Wirkungen
In der Volksheilkunde wird ein aus Mistelkraut zubereiteter Tee aufgrund der blutdrucksenkenden Wirkung gegen Schwindel eingesetzt, außerdem gegen Epilepsie und Gelenkserkrankungen. Die vom Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) angeregte Misteltherapie zur Krebsbekämpfung gehört heute zu den Behandlungsmethoden der Komplementärmedizin. Diese Therapie ist jedoch umstritten, es können Nebenwirkungen auftreten und der Behandlungserfolg ist empirisch nicht eindeutig geklärt. Allerdings erscheint die Methode nicht ganz abwegig: Mistelkraut (Visci albi herba) enthält bestimmte Inhaltsstoffe wie die Mistellectine, die das Immunsystem aktivieren und als starke Zellgifte agieren. Durch die Wirkstoffe der Mistel können Tumorzellen abgetötet werden.

Aufgrund der Giftigkeit von Teilen der Pflanze ist eine eigene Zubereitung von Mistelprodukten nicht empfehlenswert. Inbesondere in den Beeren findet sich ein Gemisch aus Viscotoxin, Acetylcholin und Cholin, sowie weiteren Inhaltsstoffen wie Lectine, Flavonoide, Lignane oder Saponine. Bei Vergiftungen durch das Essen von Beeren treten schwere Brechdurchfälle und Darmkrämpfe auf. Bei Berührung mit den Schleimhäuten treten Reizungen auf.

Gegenmaßnahmen
Bei der Aufnahme von größeren Mengen der Beeren ist ein Arzt aufzusuchen. Als Therapie kommt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Frage. Bei Schleimhautreizungen werden blutstillende Mittel (Adstringenzien) verabreicht.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht