Gemeiner Stechapfel, Datura stramonium
Nachtschattengewächse, Juni - September, 30 - 140 cm
Bild vergrößern!Bild vergrößern!Giftpflanze
Vorkommen  Ursprung in Zentralamerika; Schutthalden, Müllplätze, Wegränder
Wirkstoffe  Alkaloide Hyoscyamin, Atropin, Scopolamin in den Blättern, den Samen und in der ganzen Pflanze
Merkmale  Blätter bis 20cm, spitz, buchtig gezähnt; Blüte trichterförmig, fünfzipfelig; Frucht viergeteilte Kapsel, meist mit Stacheln besetzt, 300 bis 500 Samen pro Kapsel

Botanik
Die trichterförmigen Blüten werden bis zu zehn Zentimeter lang. Sie öffnen sich nur in der Nacht vollständig und duften dann süßlich. So werden Nachtfalter angelockt. Die aus den Blüten entstehenden Früchte sind wie bei der Kastanie zunächst grün und stachelig. Bei ihrer Reife wird die viergeteilte Hülle braun und sie springt auf. Dann fallen die braunschwarzen, nierenförmigen Samen heraus.

Geschichte
Die Herkunft dieser Pflanze ist nicht eindeutig geklärt. Manche Autoren behaupten die Pflanze stamme aus Zentralamerika, andere glauben, die Pflanze wurde durch die Kolonialzeit aus Eurasien nach Mexiko importiert. In Chile wurden die Wirkstoffe der Pflanze um 1700 dem Wein zugesetzt. In Europa wird der Stechapfel in den Kräuterbüchern von Hieronymus Bock und Perendrea Matthiolus erwähnt. Um 1775 raubten Räuber in Südfrankreich Reisende aus, denen sie vorher Stechapfelwein angeboten hatten.

Drogengewinnung
Die Pflanze darf aufgrund ihrer Toxizität nicht selbst geerntet werden. Zur Gewinnung der Wirkstoffe wird das ganze Kraut kurz nach der Blütezeit zum Trocknen aufgehängt. Die Blätter dienten früher zur Herstellung von Asthmazigaretten, zur Teezubereitung oder in einer Paste als Salbe für den äußerlichen Gebrauch. In Marokko werden die Samen des Stechapfels als Droge konsumiert. Dabei werden 40 Samen auf glühende Kohlen gestreut, der inhalierte Rauch erzeugt Halluzinationen.

Wirkstoffe
Aus den getrockneten Blättern wird in Peru und Chile ein Tee zubereitet, der schmerzlindernd wirkt. Die Indianer am großen Salzsee in Utah sollen die Blätter geraucht haben. Das Inhalieren des Rauches, beispielsweise auch beim Räucherwerk, soll gegen Asthma wirken und eine stark aphrodisierende Wirkung besitzen. Die Homöopathie setzt die Wirkstoffe bei Keuchhusten, Asthma, Neuralgien und nervöser Erregung ein. Eine Menge von 0,3 Gramm der Blätter kann bereits toxisch wirken, vier bis fünf Gramm der getrockneten Blätter gelten als tödlich. Die Tropanalkaloide befinden sich in der ganzen Pflanze. Die getrockneten Blätter enthalten etwa 0,1 bis 0,6 Prozent Alkaloide. In den jungen Pflanzen findet sich vor allem Scopolamin, ältere Exemplare enthalten vor allem Hyoscyamin. Daneben kommen auch noch Apoatropin, Tropin, Belladonin und Hyoscyamin-N-oxid vor.

Akute Vergiftung
Eine Vergiftung beginnt mit Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Pupillenerweiterung, Ruhelosigkeit, Verwirrung und Halluzinationen. Die Wirkung setzt nach etwa 30 Minuten bis vier Stunden nach der Einnahme ein. Sie kann tagelang anhalten. Auf den Kanarischen Inseln wächst der Stechapfel vielerorts. Daher wird immer wieder von Touristen über Vergiftungssymptome berichtet. Die Betroffenen machten völlig unsinnige Dinge: Sie gingen in das Meer und wollten zu einer anderen Inseln schwimmen oder sie sprachen mit imaginären Personen. Die Verwirrungszustände wurden von Übelkeit und Kopfschmerzen begleitet.

Gegenmaßnahmen
Es ist ist sofort eine Giftzentrale anzurufen. Die entsprechende und je nach Land gültige Giftnotrufnummer sollte immer beim Telefon bereitliegen. Ist diese nicht bekannt, kann man auch einen Arzt oder eine andere Notfallnummer anrufen. Allgemein sind betroffene Personen hinzulegen und warm abzudecken. Wichtig ist, dass sie sich ruhig verhalten und sich nicht unnötig bewegen. Entsprechende Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung der Vergiftung sollte nur ein Arzt oder ein Rettungssanitäter durchführen. Der Arzt führt gegebenenfalls eine Magenspülung durch. Als Gegenmittel wird Physostigmin eingesetzt, das der Wirkung des Alkaloids auf das zentrale Nervensystem entgegensteht. Erregungszustände und Krämpfe werden mit Beruhigungsmitteln behandelt. Bei Koma oder Atembeschwerden ist eine künstliche Beatmung und der Einsatz von Kreislaufmitteln von Bedeutung.

Hinweis: Die dargestellten Notfallmaßnahmen stellen keine Handlungsempfehlungen für medizinische Fachkreise dar, da die vorliegende Publikation zum Einsatz im Biologieunterricht gedacht ist.

Copyright: Thomas Seilnacht