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Vogelschutz in Europa



Darf man Kormorane töten, nur weil sie Fische fressen?  


Ein großer Teil des europäischen Vogelbestands ist in den letzten Jahrzehnten enorm zurückgegangen. Dies betrifft vor allem Arten, die sich nicht dem Menschen angepasst haben. Viele Arten sind heute gesetzlich geschützt. Die drei größten Feinde der europäischen Vogelarten sind Jagd, Gefahren auf dem Vogelzug, sowie exzessiver Verbau von Lebensraum mit den damit verbundenen Folgewirkungen. Gelegentlich auftretende Phänomene wie die Vogelgrippe dürften den Vogelbestand nicht wesentlich beeinträchtigen, sie können aber einer ohnedies bedrohten Art den Rest geben. Nach den europäischen Gesetzen dürfen die Vögel nicht wesentlich gestört werden. Was unter einer wesentlichen Störung zu verstehen ist, wird deutlich, wenn man die Vogelschutzrichtlinie der EU studiert. Verboten ist zum Beispiel:
  • das absichtliche Fangen oder Töten von Vögeln
  • das Beschädigen oder Zerstören von Nestern
  • das Sammeln und Handeln mit Eiern
  • das Stören während der Brutzeit
  • das Halten von Vogelarten, die nicht zur Jagd zugelassen sind
Für Vogelbeobachter und Fotografen gilt: Es geht nicht darum, jeden Kontakt zu vermeiden, sondern der Umgang mit Wildvögeln muss der Situation angemessen sein. Findet man ein besetztes Nest mit Eiern oder Jungvögeln, sollte man jeden zusätzlichen Stress für die Vogelfamilie meiden und sich wieder entfernen. In den meisten Fällen bedeutet dies, dass man auf die Nestfotografie verzichtet. Man kann sich aber fast jedem Vogel relativ gut (bei einigen Arten sogar auf wenige Meter) annähern, ohne ihn zu stören, wenn man das Verhalten und den Lebensraum einer Vogelart kennt. Beim ruhigen Sitzen am Boden (oder in bestimmten Fällen auch nach längerem Stehen an einem Punkt) wird man nach einiger Zeit nicht mehr als Störung wahrgenommen. Balzplätze stark empfindlicher Arten wie Auerhühner dürfen nur in Begleitung eines Rangers oder eines Jagdpächters aufgesucht werden.
 
Ausnahmen von den Gesetzen sind möglich, wenn es zu Lehr- oder Unterrichtszwecken, bzw. der wissenschaftlichen Forschung dient. Diese Ausnahmen erscheinen plausibel, wenn die Forschung der Vogelkunde oder dem Vogelschutz dient. Leider gibt es in den Gesetzen aber auch zweifelhafte Ausnahmen: Wenn erhebliche "Schäden an der Kulturlandschaft" abgewendet werden sollen, dann dürfen Vögel auch bejagt werden. Für die Vogeljagd gelten auch sonst leider viel zu viele Ausnahmeregelungen. Die Mitgliedstaaten sind gesetzlich verpflichtet, aktiv Schutzräume für Vögel zu erhalten oder zu schaffen. Dazu ist kritisch anzumerken, dass es nicht damit getan ist, ein Schutzgebiet zu deklarieren und darum einen Zaun zu ziehen, wenn im gleichen Land der Lebensraum für Vögel überall massiv eingeschränkt wird, beispielsweise durch den Anbau von Monokulturen und den Einsatz von Insektiziden oder durch den Verbau von Landschaft.
 
Sind nur kleine Naturschutzgebiete angelegt und darum herum findet sich exzessive Landwirtschaft oder verbaute Landschaft, dann ist der Sinn fragwürdig. Wenn ein "Schutzgebiet" zu klein ist, hat ein Beutegreifer schnell alles darin leergefressen. Schützenswerte Pflanzen oder Schmetterlinge sind Pestiziden ausgesetzt, denn diese kennen keine Grenzen. Eine Naturschutzwirkung der kleineren Biotope ergibt sich erst aus der Summe ihrer Vielzahl. Dann können Vögel beispielsweise vom einen zum nächsten ziehen und finden Nahrung.
 
Mittlere oder größere Schutzgebiete - beispielsweise die Uferregionen im Seeland der Schweiz - dienen als Rastplatz für durchziehende Vögel während dem Vogelzug. Doch ein großes Problem stellt sich dar, wenn Naturschutzgebiete räumlich voneinander isoliert sind. Das Anlegen von Nationalparks und Naturschutzgebieten ist zwar wünschenswert, diese Maßnahmen zeigen aber für einheimische Arten nur wenig Wirkung, wenn es keine zusammenhängenden Gebiete mehr gibt, in denen die ökologische Vielfalt vertreten ist. Es wäre besser, eine ökologische Linie zur Erhaltung der Lebensvielfalt landesweit und flächendeckend einzuführen. Das Anlegen von Nationalparks und Naturschutzgebieten kann zwar das Gewissen beruhigen, es wirkt aber nicht nachhaltig genug, wenn überall darum herum eine intensive Alp- und Landwirtschaft betrieben wird oder der Massentourismus beim Skibetrieb die Vielfalt der Bergwiesen vernichtet.

Um es noch deutlicher zu sagen: Die Praxis, ursprüngliche Naturräume großflächig zu vernichten und gleichzeitig räumlich begrenzte Naturschutzgebiete einzurichten, ist völlig ineffizient, da der Bestand der Arten dadurch nicht langfristig gewährt ist. Schlimmstensfalls müssen die vielen Idealisten, die ein solches Gebiet aufrecht erhalten, noch für das Argument herhalten, dass "ja etwas im Land gemacht wird". Es ist aber nur ein Kampf gegen Windmühlen, wenn die letzten Refugien mit einem enormen Energie- und Kostenaufwand verteidigt werden, ohne dass das Kernproblem angegangen wird.
 
Der Mensch muss wieder lernen, wie er mit der Natur zusammen lebt. Man könnte beispielsweise vorschreiben, dass bei jeder Veränderung von Naturräumen diese zu einem bestimmten Anteil zu erhalten sind. Dies ist nicht nur für die Biodiversität von Bedeutung, sondern es stellt für die Nutzer einer Bebauung eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität dar. Es findet zwar in einigen Fällen schon statt, meistens hat dies jedoch nur symbolischen Charakter und ist nicht wirklich effizient. Es benötigt wissenschaftlich objektive Erhebungen, in welchem Umfang das Erhalten von Naturräumen sinnvoll ist, damit die Biodiversität bei Landschaftsveränderungen oder bei Baumaßnahmen in städtischen Agglomerationen erhalten bleibt. Eine verantwortungsbewusste Politik darf sich nicht von einer Ideologie leiten lassen, sondern sie muss die Ökologie in das ökonomische System sinnvoll integrieren.
 
Trotz der angeführten Kritik, wird hier keinesfalls die Ansicht vertreten, dass der Mensch die Natur generell zerstört. Menschen können sogar für die Vögel einen besonderen Schutz darstellen. Denn während ihrer Anwesenheit sind die Vögel vor Jägern aller Art (Beutegreifer und Menschen mit Jagdgeräten) besser geschützt. Das haben Vögel gelernt, so dass sie sich - entsprechend ihrer natürlichen Vorsicht - gerne in der Nähe des Menschen aufhalten. Ein Merkmal dafür ist auch, dass man heute Vögel immer wieder an Parkplätzen antrifft. Dort finden sie menschliche Abfälle, Schutz und gelegentlich Brutkästen. Früher ging man davon aus, dass menschliche Eingriffe der Vogelwelt schaden, doch nach neueren Erkenntnissen kann die Kultivierung der Natur durch den Menschen auch positive Effekte haben, wenn sie verantwortungsbewusst eingesetzt wird. Vögel sind aufgrund ihrer Flugmöglichkeiten ungeheuer anpassungsfähig und flexibel. Sie sind Menschen gewöhnt, vor allem auch weil sie viel herumkommen.
 
Wenn sie aber absichtlich getötet werden oder keine geeigneten Brutplätze oder ihre Nahrung nicht mehr finden, erst dann sind sie ernsthaft bedroht. Für die Jagd auf Vögel ist ein generelles Verbot zu fordern. Macht es wirklich Sinn, die wenigen Kormorane oder Gänsesäger zu verfolgen, nur weil diese den Fischern ein paar Fische wegfressen? Im April 2008 wurden trotz Protesten der Naturschutzverbände in einer von den deutschen Behörden offiziell genehmigten und angeordneten Aktion die Brutplätze der Kormorane am Bodensee nachhaltig gestört. Durch das gezielte Aufscheuchen in der Nacht mit Lampen mussten die Kormorane ihre Brutgelege verlassen, so dass die Eier durch die Kälte zerstört wurden. Einige junge Kormorane waren bereits geschlüpft und erfroren jämmerlich.
 
Es stellt sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, relativ seltene Arten wie Kolkraben oder Saatkrähen als Kulturschädlinge zu bejagen. Saatkrähen ziehen gerne die junge Saat aus dem Boden, das bringt manche Landwirte in Rage. Doch dies ist eher ein typisches Problem der Intensivlandwirtschaft, wo mit möglichst geringem Einsatz das Maximale herausgeholt werden soll und da ist jede Reduzierung des Ertrags ein finanzieller Verlust. Doch betrachtet man die tatsächlichen Zahlen, kann selbst die größte Saatkrähenkolonie nicht mehr als 0,6% des Ertrags reduzieren. Aus diesem Grund sehen die Landwirte auf den Orkneys in Schottland den Krähen gelassen entgegen. Das Bild unten wurde aufgenommen, während etwa 60 Krähen und mehrere Landwirte beim Ausbringen von Setzlingen völlig friedlich nebeneinander "arbeiteten". Der landwirtschaftliche Nutzen besteht darin, dass die Saatkrähen Mäuse und Schadinsekten in immens großer Zahl fressen. Hier überwiegt eindeutig der Nutzen. Doch wenn man die Schädlinge mit Insektiziden bekämpfen will, dann braucht man natürlich die Saatkrähen (vorläufig) nicht mehr. Leider werden dadurch auch die anderen Nahrungsquellen der Saatkrähen - beispielsweise Feldwanzen, Käferlarven oder Erdraupen - vernichtet und ein verhängnisvoller Kreislauf beginnt.
 

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Die Saatkrähe ist ein "Kulturnützling"
 


Manchmal dienen Vögel zur Gewinnung von Rohstoffen. Beim Stehlen von Daunenfedern aus dem Nest der Eiderente wird das Weibchen einem besonderen Stress ausgesetzt. Es muss sich dann noch mehr Daunen aus dem Federkleid reißen, damit das Nest wieder wäremeisoliert wird. Die Eiderenten überleben diese Prozedur, solange nicht weitere, störende Umweltfaktoren auftreten und das kommt heute leider immer häufiger vor. Der Lebendrupf von Gänsen zur Herstellung von Material für Bettwaren ist in der EU grundsätzlich verboten. Generell wird empfohlen, nur Bettwaren von Herstellern zu kaufen, die ausschließlich mit Firmen zusammenarbeiten, die keinen Lebendrupf vornehmen. Bei Billigware ist Vorsicht geboten.
 
Auf Island werden beispielsweise Papageitaucher gefangen und gegessen (Bemerkung: gesehen vom Verfasser 2007 und 2010). Diese Vögel stehen dort nicht unter Schutz. Für die Isländer war der Papageitaucherfang ursprünglich eine Nahrungsbeschaffung auf einer Insel mit rauhem Klima. Auf den Westmännerinseln wird heute noch ein traditionsreiches Fest zur Papageitaucherjagd abgehalten. Allerdings dürfte das Gourmetessen von Papageitauchern in Restaurants heute nicht mehr zum Überleben von Bedeutung sein. Aus heutiger Sicht erscheint diese Jagd für einen Mitteleuropäer barbarisch, vor allem weil die Vögel während der Brutzeit mit Netzen gefangen werden und ihnen danach das Genick gebrochen wird. Im Herbst werden auf Island übrigens auch tausende von durchziehenden Gänsen geschossen. Für manche ist das ein gutes Geschäft, für andere ist das Abknallen von Vögeln eine Sportsafari, die man sich einiges kosten lässt.

 


Papageitaucher im Fangnetz
 


Man muss auch gar nicht so weit gehen: In Mitteleuropa ist in einigen Ländern die Gänse- und Entenjagd zugelassen. Es wird mit Schrot geschossen, doch es trifft nicht nur die Enten und Gänse: Einzelne Schrotteilchen gelangen in die Natur und werden von anderen Vögeln aufgepickt. So können auch geschützte Arten gefährdet werden.
 
Gefahr droht den Vögeln einerseits durch die Vernichtung von typischem Lebensraum - beispielsweise von Heckenlandschaften - und andererseits lauern auf dem Vogelzug eine Menge an weiteren Gefahren. Nach neuen Erkenntnissen stellen auch die elektromagnetischen Wellen, die von Funkmasten des Mobilfunks ausgehen, eine Gefahr für ziehende Vögel dar. Auch die Lichtverschmutzung in der Nacht oder der weltweit zunehmende Flugverkehr ist nicht unproblematisch. Schnepfen ziehen beispielsweise in der für Flugzeuge typischen Höhe von 10000 Metern, sie fliegen auch nachts. Die Klimaerwärmung in Europa wird dazu führen, dass zahlreiche Wasservogelarten ihre Brutgebiete ändern und daher in Europa aussterben werden.

Besonders gefährdet sind Zugvögel, wenn die Schwärme auf Mittelmeerinseln oder in den nordafrikanischen Oasen rasten und in Fangnetzen hängen bleiben.
In den südeuropäischen Ländern machen nicht nur Wilderer den Vogelarten das Leben schwer, sondern auch die offiziell erlaubte Jagd - so auch auf Malta - dezimiert die mitteleuropäischen Zugvogelarten. Einen wirksamen Schutz kann daher der Vogeltourismus durch "Ornis" und Fotografen darstellen, denn dies hält die Jäger ab. Die dadurch verursachten Störungen sind unerheblich im Vergleich zu den wirklichen Problemen. Vogelbeobachter sollten auf Details am Boden achten: Munitions-, Motorrad- oder Hundespuren, sowie weggeworfene Getränkebüchsen sind von Bedeutung. Ansammlungen von kleinen menschlichen Gruppen bei Geländefahrzeugen vor allem in den Abendstunden vor der Dämmerung können darauf hinweisen, dass eine Vogeljagd stattfinden wird.

 
 
Schrotmunition in einem Vogelschutzgebiet in Spanien


 
Ein unbewachtes oder nur ungenügend angelegtes oder wenig besuchtes Vogelschutzgebiet kann Wilderer geradezu anziehen, dann wirken die Schilder wie Einladungen. So findet man in vielen Schutzgebieten der europäischen Randgebiete erstaunlicherweise Munitionsreste und deutliche Jagdspuren. Hier sind die EU-Gelder möglicherweise sinnlos verschwendet worden, vor allem wenn die Einheimischen oder die örtlichen Behörden die Maßnahmen nicht besonders ernst nehmen. Zäune sind loose angelegt und oft schon nach kurzer Zeit wieder eingerissen. Es erscheint aber auch fraglich, wenn man die Natur für Menschen, die gerne in die Natur gehen, mit Zäunen absperrt und andererseits Jagd und die totale Verbauung der Landschaft duldet.
 
Zäune sind keine generelle Lösung, sie sind nur für ganz wenige, besonders sensible Gebiete sinnvoll. Zäune können aber auch für die Tierwelt ein großes Hindernis darstellen. Ein lascher Hinweis, dass man auf den Wegen bleiben soll (wenn ein Weg mit Seitenbewuchs oder "Trampelpfad" nicht begangen werden soll) bringt gar nichts, denn manche Pfade sind nicht immer eindeutig als "Sperrgebiet" auszumachen. Soll ein Durchgang verboten werden, dann ist ein Verbotsschild "Durchgang verboten" und eine wirkungsvolle Barrage aufzustellen. Legt man gleichzeitig befriedigende Beobachtungsposten und sinnvolle Wege für Ornis und Fotografen an, dann können die Vögel sogar in einem solch sensiblen Schutzgebiet im Einklang mit dem Menschen und vor allem in Sicherheit leben.
 
Für weniger sensible Gebiete, die ebenfalls eine Schonung bedürfen, kann man Einschränkungen erlassen, beispielsweise Fahrverbote, Boots- und Badeverbote oder Leinenzwang für Hunde. Große Bereiche der (noch intakten) Natur für den Menschen ganz abzusperren, das kann nicht im Sinne einer pädagogischen Nachhaltigkeit liegen, denn dann würden wir uns nur noch mehr von der Natur abgrenzen und jede Beziehung zu ihr aufgeben. Betretungsverbote (oder das Gebot, auf den Wegen zu bleiben), stellen keine befriedigende Lösung dar. Zu größeren Interessenkonflikten kommt es, wenn solche Verbote in Stadtparks oder in Stadtnähe aufgestellt werden. Denn jeder vernünftige Mensch wird sich sagen, dass er ein Recht auf Freizeitbetätigung hat. Menschen, die die Natur wirklich erleben wollen, werden sich zwar daran halten, sie empfinden solche Maßnahmen aber eigentlich als störend. Oder müssen wir uns daran gewöhnen, dass wir uns irgendwann nur noch als Safari-Besucher im "Zoo Natur" bewegen, der von Parkwächtern und Polizisten bewacht wird?
 
Es kann für manche Vogelarten von Vorteil sein, wenn der Mensch als Heger und Pfleger in der Natur auftritt. Diese Verantwortung kommt ihm dadurch zu, weil er in der Vergangenheit die ökologischen Prozesse in der Natur so nachhaltig verändert hat, dass sich eine Vernachlässigung von Landschaften heute eher verheerend für die Tierwelt auswirkt. Bruthilfen durch Nistkästen, der Bau von Hecken, das Anlegen von Naturschutzgebieten in typischen Vogelzuggebieten, Beringungsaktionen, das sind alles wirksame Maßnahmen zum Schutz der Vögel. Bruthilfen für bestimmte Eulen-, Falken- und Greifvogelarten müssen möglichst geheim gehalten und dauerhaft bewacht werden, da Wilderer erhebliche Summen (teilweise im fünfstelligen Bereich) beim Verkauf der Vögel oder der Eier auf dem Schwarzmarkt erhalten. In örtlichen Naturschutzgruppen kann man Mitglied werden und so etwas für den Erhalt der Vögel tun, aber auch ein guter Biologieunterricht wird das Erleben, Erkunden von Natur vermitteln oder das Betreuen von Biotopen anregen.
 
Durch eine allzu intensive Landwirtschaft wird nicht nur Lebensraum zerstört, sondern es mangelt auch an Nahrung wie die Raupen der Schmetterlinge, die auf Pflanzenschutzmittel besonders empfindlich reagieren. Andere Singvogelarten wie die Amseln haben sich dem Menschen angepasst und bevorzugen heute Park- und Gartenanlagen, wo sie sich relativ sicher fühlen und auch im Winter viel Nahrung vorfinden. Kulturanpflanzungen können die Populationen der Vogelwelt nachhaltig begünstigen, so halten sich viele Vögel gerne in Rapsfeldern auf, wo sie genügend Nahrung und Deckung finden.

 
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So sieht die ideale Hecke für Vögel aus:
 Lichtes Buschwerk, Unterholz und darum herum ein Areal mit einer Brachwiese


Vögel und Landwirtschaft müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Es ist aber in besonderem Maße darauf zu achten, dass eine ökologisch orientierte Landwirtschaft betrieben wird und Heckenlandschaften in großer Zahl zur Verfügung stehen. Die ideale Hecke besteht aus mehreren lichten Gebüschen mit Warten und einem dichten Unterholz, das am besten aus trockenen Zweig- und Reißighaufen aufgeschichtet ist. Um die Hecke herum befindet sich ein Areal, das nicht mit Kulturpflanzen bepflanzt wird und auf dem noch Wildblumen wachsen. Es ist ein Gesetz zu fordern, dass bei der Anpflanzung von landwirtschaftlichen Flächen als Pflichtaufgabe solche Hecken mit angelegt werden. Dann können die Vögel in Eintracht mit dem Menschen leben. Denn sie vertilgen ja beispielsweise Kulturschädlinge in großer Zahl und sind in das lebenswichtige Ökosystem der Natur unverzichtbar mit eingebunden.
 
 
Fragen als Arbeitsgrundlage
 
1. Nennen Sie die wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Vögel!
2. Zählen Sie Möglichkeiten auf, was man dagegen tun kann!
3. Halten Sie ein totales Betretungsverbot für die Natur für sinnvoll oder vertreten Sie eher das Prinzip eines "gemäßigten" Naturschutzes?
4. Schadet die Landwirtschaft den Vögeln generell oder hat sie auch ein Potential zum Erhalt der Vögel?
 

Verfasser: T. Seilnacht