Der etwa bussardgroße, ganz schwarze Kolkrabe ist der größte aller Singvögel. Markant sind die Nasalborsten und die langen zugespitzten Kehlfedern, die wie ein Bart aussehen, wenn sie gespreizt werden. Männchen und Weibchen sind nur schwer voneinander zu unterscheiden. Das Männchen ist etwas größer und schwerer. Es wird bis zu 1,4 Kilogramm schwer, während das Weibchen maximal 1,2 Kilogramm auf die Waage bringt. Die Flügelspannweite beträgt beim Männchen maximal 1,5 Meter. Im Flug erkennt man die Kolkraben an dem langen, keilförmigen Schwanz und den großen Flügeln. Dadurch kann der Vogel von der ähnlichen
Rabenkrähe unterschieden werden. Das Gefieder glänzt beim erwachsenen Vogel metallisch grün- oder blauviolett. Der Jungvogel hat auch Braun im Gefieder, der Metallglanz fehlt und der Schwanz ist am Ende runder.
Der Kolkrabe ruft ein markant klingendes „Krro“ oder „Krra-krra-krrak“. Beim Balzflug variieren die Rufe im Klang. Kolkraben geben auch rülpsende, knarrende oder sirrende Laute von sich. Beim Rufen oder auch bei der Balz können die Kolkraben wie auch die Rabenkrähen ihre Nickhaut vor den Augen zuziehen. Die Nickhaut ist nicht wie bei der
Wasseramsel transparent, sondern bläulich-weiß und trüb. Beim Trinken von Wasser stellt die Nickhaut eine Art Spritzschutz dar.
Kolkraben sind in Europa in verschiedenen Lebensräumen verbreitet. Sie wandern als Standvögel nur ausnahmsweise. Man findet sie in den Mittelmeerküsten genauso wie im Gebirge oder in den arktischen Gebieten. Trifft man in Island auf einen schwarzen Rabenvogel, handelt es sich fast immer um einen Kolkraben. Dort plündern sie gerne an den großen Vogelfelsen, beispielsweise am Latrabjarg. Sie jagen auch nach Raupen in den Bäumen und erbeuten gelegentlich kleine Säugetiere bis zur Kaninchengröße. Darüber hinaus fressen sie Aas, Obst und Abfälle. Im Mittelalter bezeichnete man sie als Galgenvögel, da sie sich oft bei den Hinrichtungsstätten aufhielten.
Die Kolkraben bauen ein großes Nest hoch in den Baumkronen oder in unzugänglichen Felsspalten. Als Baumaterial verwenden sie Äste und Zweige, die mit Erde und Grassoden befestigt werden. Innen wird das Nest mit Tierhaaren und Grashalmen ausgepolstert. Das Weibchen legt drei bis sechs bläuliche, olivbraun gefleckte Eier. Es brütet alleine, die Fütterung wird von beiden Eltern übernommen. Spätestens nach drei Wochen schlüpfen die Jungen. Bei Kälte drückt das Weibchen die Jungen in die Nestpolsterung, bei zu großer Wärme bohrt es Belüftungslöcher in die Seiten des Nestes. Nach dem Ausfliegen bleibt die Familie noch mehrere Monate zusammen.
Die Paare sind echte Lebenspartner, die sich sehr treu sind. Kolkraben gehören zu den intelligentesten Vögeln der Welt. Sie können vorausplanen und sind sehr lernfähig. Sie wissen beispielsweise, dass sie beim Verstecken von Futter von anderen Vögeln nicht beobachtet werden dürfen. Ein Merkmal für die hohe Intelligenz ist auch ihre Eigenart, in der Luft Flugspiele zu veranstalten. Es gibt Fälle, in denen sie einen Menschen als Lebenspartner ausgesucht haben. In menschlicher Obhut erlernen einige Kolkraben das Sprechen.
Bilder zur Rabenkrähe
Zutrauliches Weibchen und Männchen.
Ein Kolkraben-Pärchen sitzt auf einer Mauer.
Bettelndes Kolkraben-Pärchen an einem Parkplatz.
Isländische Kolkraben bei der Jagd im Flug über den Latrabjarg.
Kopfportrait mit Nasalborsten und ausgeprägten Kehlfedern.
Kolkrabe beim Rufen mit zugezogener Nickhaut.