Im Sommer trägt das Wildschwein ein
kurzes, hellbraunes Borstenfell mit hellen Spitzen an den Enden der Grannen.
Schon gegen Ende des Sommers findet ein Fellwechsel statt. Das dunkelgraue
Winterfell ist viel dicker mit langen Deckhaaren und feinen Wollhaaren
darunter. Auf dem Rücken zeigt sich oft ein Kamm. Der Schwanz wird
oft bewegt, er drückt die Stimmung des Schweines aus. Das männliche
Wildschwein, der Keiler, ist deutlich schwerer
und größer als die weibliche Bache.
Er wiegt im Schnitt 50 bis 150 Kilogramm, die Bache dagegen höchstens
100 Kilogramm. Einzelne Exemplare des Keilers bringen in seltenen Fällen
mehr als 300 Kilogramm auf die Waage. Frisch geborene Jungtiere, die Frischlinge, erkennt man an einem hellbraunen bis gelblichen Fell, das von vier bis
fünf gelbbraunen Streifen durchzogen ist. Wildschweine werden vom Jäger auch als Schwarzwild bezeichnet.
Das Wildschwein gehört wie das Reh und der Rothirsch zu den Paarhufern. Die Schalenabdrücke der beiden Klauen sind auf der Fährte im Schnee deutlich zu sehen, ebenso wie die beiden Afterzehen. Diese werden beim langsamen Laufen nur beim Schwarzwild abgedrückt, beim Rotwild (Rothirsch) dagegen nicht. Sie werden beim Laufen gespreizt, damit das Schwein im Morast nicht einsinkt (oben: Fährte des ziehenden Wildschweins).
Schädel eines Wildschweins mit Gebiss
Beim Keiler sind die Eckzähne, die Hauer, stark ausgebildet. Mit diesem
Instrument imponieren die Wildschweine den Weibchen, sie benutzen sie bei
Kämpfen, sie sind aber auch zum Graben geeignet. Das Wildschwein hat das typische Gebiss eines Nichtwiederkäuers.
Das Wildschwein lebt in weiten Teilen Europas,
Asiens und in Marokko; in Australien und im Osten der USA wurde es eingebürgert.
Als Allesfresser ist es sehr anpassungsfähig. Es kann den Boden aufwühlen
und kommt so an Nahrung wie Wurzeln oder Würmer, die den anderen anderen Säugetieren nicht zugänglich sind. Gefressen werden Mäuse,
Schnecken, Insekten, Pilze, Blätter und Triebe der Hölzer, Baumfrüchte
der Eiche und der Buche, sowie Feldfrüchte wie Kartoffeln oder Kohl.
Beim Aufwühlen des Bodens können
Wildschweine erhebliche Schäden anrichten, vor allem wenn sie in
Gärten oder Parks nach Blumenzwiebeln suchen. Das Gehör und vor
allem der Geruchssinn ist hervorragend entwickelt. Dies
ist auch der Grund, warum Wildschweine in Teilen Frankreichs zur Trüffelsuche
abgerichtet werden. Trüffel sind sehr begehrte und extrem teure
Speisepilze.
Nach dem Fressen ruht das Wildschwein
gerne. Im Sommer liebt es das Suhlen
im Schlamm. Es kühlt so seinen Körper, gleichzeitig werden Parasiten
der Haut durch den Schlamm unschädlich gemacht, und die getrocknete
Schlammschicht stellt einen wirksamen Schutz vor blutsaugenden Insekten
dar. Nahe bei den Schlammlöchern findet man oft Mahlbäume,
an denen die Wildschweine ihr Fell scheuern. Dadurch befreien sie sich
von den durch den Schlamm eingehüllten Parasiten. Die grobe Rinde
der Bäume ist dann durch den Schlamm hell gefärbt.
Während der Paarungszeit, der Rauschzeit, kommen Kämpfe
zwischen den Keilern vor. Zunächst tragen sie ein Imponiergehabe vor, bei dem die Hauer von Ober- und Unterkiefer durch Hin- und Herschieben
der Kiefer aneinander schleifen. Dieses Wetzen
soll dem Gegner Angst machen. Manchmal bildet sich sogar
Schaum im Maul. Das Verspritzen von Urin unterstreicht den Anspruch auf
den Revierplatz. Lässt sich der Gegner nicht einschüchtern, wird
er umkreist und es kommt zum Kampf. Hiebe mit den mächtigen Hauern
können zu schweren Verletzungen an der Breitseite führen. Vor der Paarung beriecht der Keiler die
Bache an der Genitalregion, dann umkreist er sie und presst sich leicht
gegen die Bauchseite. Falls die Bache noch nicht paarungsbereit ist, behält
der Keiler den Körperkontakt bei. Bei der Paarung spreizt die Bache
die Hinterbeine ein wenig und er besteigt sie von hinten, während
er den Kopf auf den Rücken legt.
Junges Wildschwein: Frischling
Nach drei Monaten, drei Wochen und drei
Tagen werden die Jungen im Frühling geboren. Die Bache gräbt
vor der Geburt eine Mulde, sie polstert diese
mit Moos und Gras aus und überdacht die ganze Behausung. Die vier
bis zehn Frischlinge verlassen die Mulde zusammen mit ihrer Mutter nach
zwei oder drei Wochen. Bei Störungen verteidigt die Bache zu diesem
Zeitpunkt ihre Jungen sehr aggressiv, manchmal greift sie dabei auch den
Menschen an, der ihr zu nahe kommt. Trotzdem sterben viele Jungtiere, vor
allem Kälteeinbrüche und Fressfeinde dezimieren den Wildschweinbestand
erheblich. In Europa machen vor allem Wolf,
Braunbär, Luchs,
Fuchs, Wildkatze
und Uhu Jagd auf Frischlinge. In Asien gehört auch der Tiger dazu.
In freier Wildbahn werden nur etwa 10% aller neugeborenen Tiere fünf Jahre alt. Erst dann sind die erwachsen. Im Tierpark können Wildschweine
mehr als 20 Jahre alt werden.
Wildschweine sind relativ soziale Tiere,
sie bilden Familien aus Muttertier und weiblichem Nachwuchs oder Gruppen
von jungen Männchen. Die Mutter des Nachwuchses ist das Leittier,
dieses vertreibt auch die Männchen aus dem Verband. Nach dem zweiten
Lebensjahr leben die Männchen als Einzelgänger, nur zur Paarungszeit
im Winter werden sie von den Familien aufgenommen.
Weitere Infos: Gebisse
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