Merkmale
Die Europäische Wildkatze ist größer und schwerer als die Hauskatze und besitzt ein dickeres und buschigeres Schwanzfell mit drei dunklen Ringen am Ende. Das Fell ist fein gestreift, die Schnauze ist breiter; die helle, fleischfarbene Nase ist ein weiteres typisches Merkmal. Sie hat ganz helle und kräftige Schnurrhaare. Nicht immer lässt sich die Wildkatze von der Hauskatze unterscheiden, da sie sich auch mit dieser paart. Im Gegensatz zum Luchs kommen keine Ohrpinsel vor.
Die Wildkatze ist wie alle anderen schnell beweglichen Raubtiere ein typischer Zehengänger. Im Gegensatz zum Rotfuchs sind beim Trittsiegel der Wildkatze die Krallen nicht sichtbar. Neben den Sohlenballen erkennt man den Abdruck der vier Zehen. An der Vorderpfote hat die Wildkatze fünf Zehen, die fünfte Zehe ist auf der Spur nicht sichtbar. Im Tiefschnee kann die Wildkatze im Gegensatz zum Luchs nicht mehr so gut laufen. Das Trittsiegel der Wildkatze ist der Hauskatze ähnlich, insgesamt ist es bei der trabenden Wildkatze etwas größer, während die Schrittlänge eher kürzer ist:
Das Skelett der Wildkatze weist einige Besonderheiten auf: Die Halswirbel sind besonders gut drehbar. Daher kann die Katze ihren Kopf rückwärts nach oben drehen. Die hohen Dornfortsätze der einzelnen Wirbel ermöglichen gute Ansatzpunkte für eine kräftige Muskulatur. Die Lendenwirbel nehmen von vorne nach hinten an Breite zu und sind aufgrund ihrer Drehfähigkeit Voraussetzung für das enorme Sprungvermögen der Katze. Die Wildkatze hat ein Raubtiergebiss.
Lebensweise
Wildkatzen leben in den Waldgebieten der Mittelgebirge mit viel Unterholz und felsigen Bereichen. Man findet sie in Deutschland, Polen, Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Schottland und in Südosteuropa. Die Wildkatze lebt als Einzelgänger und verkriecht sich in felsigen Schlupflöchern oder in alten Fuchsbauten. Tagsüber sonnt sie sich manchmal auf einem Ast oder einem warmen Felsen. So bekommt man sie aber fast nie zu Gesicht, denn bei einer Störung verkriecht sich die sehr scheue Katze sofort in das Unterholz.
Das Revier einer Wildkatze kann bis zu neun Quadratkilometer umfassen. Das männliche Tier, der Kuder (umgangssprachlich auch „Kater“) sucht die Kätzin nur zur Paarungszeit im Februar oder März auf. Nach einer Tragezeit von etwa neun Wochen bringt die weibliche Katze zwei bis vier Kätzchen zur Welt. Die Kätzin säugt die Kätzchen und zieht sie auf. Nach mehr als einem halben Jahr suchen sich diese ein eigenes Revier.
Die Wildkatze wird erst nachts richtig aktiv und geht dann auf die Jagd. Der Lauerjäger erbeutet Mäuse, Ratten, Eichhörnchen, Kleinvögel, Frösche, aber auch Kaninchen oder junge Hasen.
Gefahren und Feinde
Junge Wildkatzen sterben oft, da sie immer wieder Viruskrankheiten zum Opfer fallen. Zu den natürlichen Feinden zählen der Luchs und der Wolf. Aber auch große Eulen wie der Uhu oder mächtige Greife wie Seeadler und Steinadler können junge Wildkatzen erbeuten. Während die Wildkatzen früher häufig bejagt wurden, sind sie heute ganzjährig geschützt.
Unterarten und Abstammung
Von der Wildkatze gibt es weltweit insgesamt fünf Unterarten: Die Europäische Wildkatze Felis silvestris silvestris lebt heute noch in Teilen Europas und in Südwestasien. Die Hauskatze stammt aber von der Falbkatze, der Afrikanischen Wildkatze Felis silvestris lybica ab. Sie ist also nicht auf dem direkten Weg mit der Europäischen Wildkatze verwandt. Die Vorfahren der Hauskatzen wurden schon vor 9000 Jahren als Farmkatzen“ zum Fangen von Mäusen aus dem Gebiet der heutigen Türkei in die Getreidefarmen der Mittelmeerinseln gebracht und dort domestiziert. Die alten Griechen und Römer brachten später die Afrikanische Wildkatze aus Ägypten als „Schiffskatzen“ auf ihre Schiffe. Alle heutigen Hauskatzen stammen von den ehemaligen Farm- und Schiffskatzen ab. Die Asiatische Wildkatze oder Steppenkatze Felis silvestris ornata lebt im Nahen Osten und in Zentralasien. Die im Tibet lebende Graukatze Felis silvestris bieti ist eine weitere Unterart, genauso wie die in Zentral- und Südafrika beheimatete Felis silvestris cafra. Alle Wildkatzen-Unterarten stammen vermutlich von der Urform Felis silvestris lunensis ab, die schon vor zwei Millionen Jahren in Europa lebte.
Weitere Medien
Bilderbuch Katzen (pdf)
Infokarte (pdf)