StartTiere Säuger


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Rothirsch 
lateinischer Name: Cervus elaphus 
englischer Name: Red deer 
französischer Name: Cerf rouge 
 
Klasse: Säuger 
Ordnung: Paarhufer 
Familie: Hirsche 
 
Größe: bis 250 cm, max. 220 kg 
Lebensraum: Laub- und Mischwälder
 
 

Das ausgewachsene Männchen des Rothirsches trägt ein mächtiges, vielendiges Geweih. Ein ausgewachsener, männlicher Hirsch wird im Schnitt 100 bis 150 Kilogramm schwer. Das Weibchen, die Hirschkuh trägt kein Geweih und ist kleiner gebaut. Das Fell an der Hinterseite des Oberschenkels, der Spiegel, ist hell gezeichnet. Das junge Tier, das Hirschkalb, hat im Fell typische helle Flecken. Im Vergleich zum kleineren Damhirsch hat der Rothirsch ein gegabeltes Geweih. Das Sommerfell erscheint rotbraun, im Herbst wird es gegen ein graubraunes Fell ausgetauscht. Unter den Grannenhaaren befindet sich beim erheblich dickeren Winterfell dichtes Wollhaar. Beim Hirschgebiss fehlen im Oberkiefer die Schneidezähne, typisch für dieses Wiederkäuergebiss ist auch die Lücke zwischen den Eck- und den Backenzähnen.  
  
 
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LupeWeibliche Hirschkühe mit sichtbarem Spiegel und Kälber


Der Rothirsch als Paarhufer erzeugt bei der Fortbewegung im Schnee im Trittsiegel einen deutlichen Abdruck der beiden Klauen. Beim ziehenden Hirsch erzeugen die kleinen Afterzehen keinen Abdruck. Diese werden erst im Trittsiegel des flüchtenden Hirsches sichtbar. An der Gangart lässt sich das Alter des Hirsches erkennen. Junge Hirsche tendieren zum Hinterlassen: Sie setzen den Abdruck des etwas größeren Hinterlaufs direkt vor den Abdruck des kleineren Vorderlaufs (Fährte oben). Bei alten Hirschen ist es umgekehrt. Als Blenden bezeichnet man eine Gangart, wenn Hirsche mittleren Alters den Abdruck des Hinterlaufs direkt in den Abdruck des Vorderlaufs setzen. Beim Beitritt wird der Abdruck der Läufe nebeneinander gesetzt (Fährte unten).


HasenspurLupe


Vor den Augen des Hirsches befindet sich die Voraugendrüse. Zur Brunftzeit sondert diese ein übelriechendes Sekret ab, das zur Reviermarkierung an Bäumen und Sträuchen abgesetzt wird. Dieses bräunliche Sekret nennt man auch Hirschtränen. Eine weitere Drüse befindet sich an der Außenseite der Hinterläufe, so hinterlässt der Hirsch beim Laufen eine Duftfährte. Die Wedeldrüse sitzt in der Nähe der Schwanzwurzel, der Hirschschwanz wird als Wedel bezeichnet. Während der Brunft wird die Duftmarke aus der Wedeldrüse im Haarkleid durch Lecken verteilt.

Die männlichen Hirsche werfen ihr Geweih einmal jährlich im Frühjahr komplett ab. Danach bildet sich ein vollständig neues Geweih. Während der Wachstumsphase ist das Geweih mit einer Haut, der Basthaut, überzogen. Diese ist von Blutgefäßen durchzogen und ernährt das Geweih. Beim fertig ausgebildeten Geweih bildet sich die Basthaut zurück. Beim Hirschkalb entsteht im ersten Winter am Stirnbein ein kurzer Fortsatz, der auch Rosenstock genannt wird. Im Verlauf des folgenden Sommers bilden sich daraus die ersten beiden, noch unverzweigten Geweihstangen, die Spießer. Je älter der Hirsch ist, umso größer wächst sein Geweih und umso mehr Enden bilden sich am Geweih aus. Ein Vierzehn-Ender gilt als stattlicher Hirsch, mehr als 20 Enden werden selten ausgebildet. Die Enden geben aber nur bedingt Auskunft über das Alter des Hirsches.

Der Rothirsch ist in Mitteleuropa weit verbreitet, aber auch in Skandinavien, Spanien, Italien, im Balkan und in Westasien gibt es Vorkommen. Im Nationalpark im Schweizer Engadin leben große Populationen. Im Sommer ziehen sich die Hirsche in den Alpen bis über die Waldgrenze zurück, im Winter kommen sie in tiefere Lagen. Ein Hirschrudel aus männlichen Tieren kann aus einer Gruppe mit mehr als 200 Hirschen bestehen. Die Kahlwildrudel bestehen aus Muttertieren und Hirschkälbern. In den Wäldern der Mittelgebirge bevorzugen Rothirsche Waldlichtungen mit Zugang zu Wald-Abschnitten.

Die Nahrung der Rothirsche ist sehr vielfältig. Als Wiederkäuer ernähren sie sich vegetarisch von Gras, Kräutern, Feldfrüchten, Eicheln, Bucheckern, Obst, Pilzen, Rinden, Flechten oder von Knospen junger Zweige. Beim Äsen wird die Nahrung zunächst aufgenommen und zerkaut. Sie wird hinuntergewürgt und gelangt in den Pansen. Beim Wiederkäuen wird nach einer Vorverdauung im Pansen und Netzmagen die Nahrung wieder hervorgewürgt und erneut durchgekaut. Im Pansen werden schwer verdauliche Kohlenhydrate - wie die für viele andere Tierarten unverdauliche Cellulose - mit Hilfe von Mikroorganismen zu Stoffen abgebaut, die verwertbar sind. Die dabei freiwerdenden Gase wie Kohlenstoffdioxid oder Methan sammeln sich im Netzmagen, von dort werden sie durch Rülpsen wieder abgegeben. Die wiedergekäute Nahrung gelangt nach einer Entwässerung im Blättermagen in den Labmagen, dem "vierten" Magen der Wiederkäuer. Dort werden dann der Nahrung weitere Nährstoffe entzogen. Rothirsche beschäftigen sich pro Tag etwa fünf bis sechs Stunden mit dem Wiederkäuen.

Zur Brunft im September oder Oktober kommen die Hirsche der Alpen in niedrigere Lagen und bieten den Zuschauern ein Schauspiel sondergleichen. Das Röhren der männlichen Hirsche ist dann weithin zu hören. Im August setzen sich männliche Hirsche bereits von den Hirschrudeln ab. Ziel ist die Eroberung eines Kahlwildrudels. Beim Brunftkampf kommt es zu Imponiergehabe und Drohgebährden. Die Duelle beginnen mit Rufkonzerten und setzen sich im Parallelgang fort, wobei zwei Hirsche Seite an Seite stolzieren. Kommt es zum Kampf, dann werden die Geweihe frontal verhakt und es beginnt ein Geschiebe. Dabei können erhebliche Verletzungen wie gebrochene Geweihe oder Augenschäden auftreten. Der unterlegene, zurückgedrängte Hirsch flüchtet. Der Sieger ist der Platzhirsch, nur dieser hat Anspruch zur Paarung mit den Weibchen im Kahlwildrudel.

Die Hirschkuh wirft das Kalb erst nach einer Tragezeit von etwa siebeneinhalb Monaten im Mai oder Juni des darauf folgenden Jahres. Meistens wird nur ein einziges Jungtier geboren. Die hellen Flecken im Fell des Kalbs dienen zur Tarnung. Am Duftsekret aus der Voraugendrüse des Kalbes erkennt die Mutter ihr Junges im Kahlwildrudel wieder. Sie säugt das Kalb etwa ein halbes Jahr lang. Die männlichen Tiere sind nach sechs Jahren zum ersten mal brünftig.

Fressfeinde werden von der Mutter angegriffen. Dabei kann sie sehr wirkungsvolle Schläge mit ihren Vorderläufen setzen. So erbeuten potenzielle Feinde wie Wildkatzen, Luchse oder der Steinadler nur selten ein junges Kalb. Wölfe jagen Rothirsche im Rudel und können daher auch erwachsene Tiere töten. In Gefangenschaft werden Rothirsche bis zu 20 Jahre alt, in freier Wildbahn erreichen sie dieses Alter nur in den seltensten Fällen.
 
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