Biotischer
Faktor Sozialverhalten
Das Sozialverhalten kennzeichnet das Verhalten
einer Art zu seinen Artgenossen. Ein Großteil dieses Verhaltens muss
anhand von sozialen Situationen erlernt werden. Beim jungen Menschen findet
dies anhand von emotionaler Zuwendung der
Eltern und später zunehmend bei sozialen Kontakten statt. Bei den
Tieren kommt intensive Brutpflege immer wieder vor, beispielsweise bei den Blässhühnern.
Bei der Aufzucht von jungen Graugänsen durch das Muttertier findet eine Prägung statt, die als Grundlage für spätere Partnerbindungen gilt. Bestimmte
Reizmuster oder Schlüsselreize sind angeboren:
Wenn junge Amseln im Nest
den dunklen Umriss eines Elternteils wahrnehmen, sperren sie die Schnäbel
automatisch auf. Das Aufsperren der Schnäbel und das dargebotene Muster
löst bei den Eltern ebenfalls einen Schlüsselreiz aus: Sie verspüren
einen Zwang, die Jungen zu füttern. Aus diesem Grund füttert
eine Bachstelze auch einen jungen Kuckuck.
Ein ausgeprägtes Sozialverhalten kann für die Individuen des sozialen Systems große Vorteile mit sich bringen. Das soziale Verhalten wird auch in Konflikten erlernt, dadurch können problematische Situationen später besser gelöst werden. Dies betrifft zum Beispiel Situationen bei Krankheiten, beim Nahrungserwerb, bei der Abwehr von Feinden oder bei der Suche nach Wohnstätten. Aggressionen erfüllen auch ihren Zweck: Bei den aggressiven Küstenseeschwalben findet die Paarung erst dann statt, wenn das Männchen das Weibchen mit vielen Fischen besänftigt hat. Mit zunehmender Intelligenz steigt die Bedeutung der gegenseitigen Hilfe: Bei den Pavianen unterhält die gegenseitige Fellpflege den sozialen Kontakt, es werden dabei gleichzeitig Schädlinge beseitigt. Viele Tiere suchen in Gruppen nach Nahrung. Bei den im Rudel jagenden Wölfen führt dies zu einem besseren Jagderfolg. In der Gruppe ist man aber auch sicherer bei Angriffen von Fressfeinden. Die Brutkolonien von Vögeln bieten den Individuen viele Vorteile bei der Fortpflanzung, bei der Nahrungssuche oder beim Schutz vor Räubern. Basstölpel leben beispielsweise in Kolonien mit bis zu 50000 Brutpaaren. Der Mensch ist auf eine durch die Gesellschaft
entwickelte Kultur mit Geboten, Gesetzen und Menschenrechten angewiesen.
Ein Beispiel dafür ist die Europäische Menschenrechtskonvention
(EMRK). Sie enthält einen Katalog an ausgearbeiteten Grundrechten
und Menschenrechten zum Zusammenleben in Toleranz und Freiheit. Das funktionierende
Sozialverhalten des Menschen innerhalb einer Gesellschaft ist immer ein
Ergebnis aus der Summe aller erlernten und erprobten Erfahrungen seiner
Vorfahren. Der Mensch ist zwar von Geburt an ein "soziales" Lebewesen,
da er auf andere Menschen angewiesen ist, er verhält sich aber auch
egoistisch und versucht seine eigenen Interessen durchzusetzen. Dies muss
er in Einklang mit den anderen Mitgliedern der Gesellschaft bringen, ohne
sich oder andere damit zu schaden. Das Sozialverhalten erlernt er immer
wieder an konkreten Situationen.
|