Küstenseeschwalbe
Lateinisch: Sterna paradisaea
Englisch: Arctic Tern
Französisch: Sterne arctique
Klasse: Vögel
Ordnung: Regenpfeiferartige
Familie: Möwenverwandte
Größe: bis 37 cm
Lebensraum: Inseln, Küste, Wiesen
Die Küstenseeschwalbe unterscheidet sich von der
Flussseeschwalbe
im Prachtkleid auf den ersten Blick nur durch den ganz roten Schnabel.
Bei der Flussseeschwalbe ist die Schnabelspitze dunkel. Beide
Seeschwalbenarten haben eine schwarze Kopfhaube und rote Beine.
Insgesamt ist die Küstenseeschwalbe jedoch viel aggressiver und sie
kommt im Binnenland seltener vor. Im Prachtkleid erkennt man im Flug
die langen Schwanzspieße. Der Ruf ist ein sehr aggressiv
klingendes „Kit-kit-kirrä“. Die frisch geschlüpften Vögel
unterscheiden sich von den Eltern erheblich, es sind rundliche
oberseits braun gefärbte Küken, die am Boden umhertapsen. Im
Jugendkleid sind der Schnabel und die Beine dunkelgrau, die Kopfhaube
ist nur im Ansatz sichtbar.
Kaum ein Vogel in Europa ist so aggressiv und angriffslustig wie die
Küstenseeschwalbe. Gelangt man in Island in die Nähe von
Wiesen, auf denen sich Küstenseeschwalben aufhalten, wird man
sofort am Kopf attackiert. Selbst Autos oder Schafe werden angegriffen.
Die Einheimischen laufen an solchen Orten mit einer langen Holzstange
herum, die sie emporhalten. Die Küstenseeschwalben greifen dann
immer nur den höchsten Punkt der Stange an. Auf den ersten Blick
könnte man meinen, dass die Küstenseeschwalben durch die
Menschen „gestört“ würden und man hat zunächst sogar ein
schlechtes Gewissen. Die Aggressivität gehört aber zum Wesen
dieser Vogelart, es ist sogar ein wesentlicher Bestandteil des
Balzverhaltens: Ein Weibchen wartet an einer bestimmten Stelle und wird
von einem Männchen im Zehnminutentakt gefüttert. Dieses
fängt durch Stoßtauchen kleine Fische wie Stichlinge oder
Heringe. Geht das zu lange, wird das Weibchen ungeduldig und beginnt zu
rufen. Nun kann es aber sein, dass es bei der Übergabe des Fisches
zum Streit kommt. Manchmal versucht das Weibchen sehr aggressiv dem
Männchen den Fisch wegzunehmen. Je mehr Fische das Männchen
bringt und umso friedlicher die Auseinandersetzung stattfindet, umso
eher ist das Weibchen zur Paarung bereit.
In Island werden die Eier einfach ins Gras gelegt, ohne dass ein
besonderes Nest gebaut wird. Die Eltern füttern die Küken,
dabei kommt es aber auch vor, dass die Küken herumlaufen und von
anderen Eltern gefüttert werden. Da viele Seeschwalben sehr eng
aneinander auf einer Wiese brüten, müssen die Grenzen auch
klar abgesteckt werden. Insofern kann das aggressive Verhalten als
wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Überlebens einer eng
zusammenlebenden Kolonie gesehen werden. Eindringlinge werden gemeinsam
bekämpft, das ist der Vorteil dabei.
Die Küstenseeschwalben brüten in Nordeuropa und ziehen im
Winter bis in die Antarktis. Dabei legen sie Strecken von bis zu 18000
Kilometer auf einem Weg zurück. Nach einer Flugstrecke von mehreren
zehntausend Kilometern erreichen sie im nächsten Sommer wieder ihr
ursprüngliches Brutrevier. Damit halten sie den Langstreckenrekord
bei den Vögeln.
Bilder zur Küstenseeschwalbe