Das Blässhuhn wird auch „Blesshuhn“ oder „Blessralle“ genannt. Es
gehört zu den häufigsten Wasservögeln Mitteleuropas. Beim
Männchen sind das weiße Stirnschild, die Blässe, und
der weiße Schnabel etwas stärker ausgebildet. Es erscheint
insgesamt dunkler und ist mit durchschnittlich 700 Gramm Gewicht etwas
größer als das Weibchen, das im Schnitt 600 Gramm wiegt. In
der Brutzeit schwillt die Blässe auch beim Weibchen an, so dass
dies kein sicheres Unterscheidungsmerkmal darstellt. Beide Geschlechter
haben ein grauschwarzes Gefieder und eine rote Iris in den Augen. Die
Armschwingen enden in hellen Spitzen. Die langen Zehen sind einzeln wie
bei den Lappentauchern mit Schwimmlappen und mit Krallen versehen.
Dieser Schwimmschreitfuß unterscheidet die Rallen von den Enten,
die Schwimmhäute besitzen.
Der typische Ruf ist das simple leicht krächzende „Kjök“ des
Weibchens. Beim Locken der Jungvögel klingt das „Kjök“ etwas
melodischer. Der schnalzende Ruf des Männchens klingt wie das
Knallen eines Sektkorkens. Bei Gefahr schwillt dieser Ruf zu einem
schrillen Ticksen an. Das Locken der Jungen erfolgt mit einem
„Duk-Tuck“. Das Betteln der Jungen hört sich an wie ein
„Bwieb-Bwieb“. Im Dunenkleid ist bei diesen der Kopf und der Hals mit
einem orangeroten Federflaum verziert, während das Dunenkleid
braunschwarz erscheint. Ältere Jungvögel führen ein
graues Federkleid mit hellem Hals.
Blässhühner findet man überall in den Seen, Teichen und
langsam fließenden Gewässern, vor allem aber halten sie sich
gerne in der Uferzone und auch in der Nähe des Menschen auf. Die
Nahrungsaufnahme erfolgt beim Trinken oder durch Picken an der
Wasseroberfläche, durch Gründeln oder Tauchen oder durch
Springen nach Samen oder Blättern. Sie fressen Grünzeug aller
Art, aber auch schwimmende Samen, Unterwasserpflanzen, Sprossteile von
Uferpflanzen, Gras, Muscheln, Schnecken, Würmer und Insektenlarven.
Beim Fressen werden auch kleine Kieselsteinchen und Sandkörner
aufgenommen, die im Magen das Grünzeug zermahlen.
Blässhühner verteidigen ihr Brutrevier sehr energisch gegen
Rivalen und auch gegen potenzielle Eierräuber wie Schwäne. Oft
streiten sich die Blässhühner untereinander und traktieren
sich dann mit den Beinen oder spritzen heftig Wasser um sich. Beim
Revierkampf wird dem Rivalen die Blässe mit gesenktem Kopf und
gleichzeitigem Spreizen der Flügel präsentiert. In dieser
merkwürdigen Stellung schwimmen sie dann oft minutenlang umher,
manchmal parallel, gegeneinander oder auch
rückwärtsschwimmend. Die nächste Eskalationsstufe der
Drohung ist ein Aufrichten und Fallenlassen auf das Wasser, so dass es
spritzt. Eine Attacke erfolgt durch Hacken des Gegners mit dem Schnabel
in kurzer Distanz. Die Paarbildung erfolgt aus einer Gruppe heraus. Ein
Männchen und ein Weibchen schwimmen plötzlich aufeinander zu
und drehen den Kopf dicht aneinander in die gleiche Richtung. Das
Weibchen ruft „Kjöw-Kjöw“, während das Männchen mit
einem „Piks-Piks“ antwortet. Die Paarbindung wird durch das gegenseitige
Putzen des Gefieders gefestigt. Danach entscheidet sich das Paar
für ein Brutrevier. Die Paarung selbst erfolgt häufig im Nest,
manchmal aber auch auf dem Land oder im flachen Wasser. Pro Tag wird
die Kopulation bis zu fünf Mal wiederholt.
Blässhühner bauen ihr Nest im März oder im April in der
Deckung am Schilfrand, es ist ein kleiner Haufen aus zerkleinertem
Schilf, das meistens mit einer „Treppe“ zum Hinaufgehen versehen ist.
Das Männchen und das Weibchen bauen das Nest gemeinsam. Wenn das
Weibchen auf den Eiern sitzt, schafft das Männchen oft noch
weiteres Nistmaterial heran. Gelegentlich bauen sie neben dem Brutnest
noch ein zweites Nest zum Aufenthalt oder zum Schlafen. Das Weibchen
legt fünf bis zehn Eier. Die hellgrauen bis hellgelben Eier sind
meistens schwach gepunktet und in etwa so groß wie ein kleineres
Hühnerei. Die Eltern wechseln sich beim Brüten ab. Die
Brutdauer beträgt ungefähr dreieinhalb Wochen, die Jungen
schlüpfen in einem Zeitraum von maximal einer Woche. Pro Jahr
erfolgt eine Brut, selten auch zwei. Nach dem Schlüpfen schafft das
Männchen Nahrung heran, während die Mutter im Nest bleibt und
die herbeigeschaffte Nahrung aus ihrem Schnabel verfüttert und
auch das Gefieder der Jungen pflegt. Die Jungvögel verlassen schon
nach drei oder vier Tagen aus eigenem Antrieb das Nest und folgen den
Eltern aber schwimmend auf dem Wasser. Das Nest wird aber von der ganzen
Familie immer wieder aufgesucht, vor allem während der Nacht.
Blässhühner sind also keine eindeutigen Nestflüchter oder
Nesthocker.
Die Jungen werden nach dem Schlüpfen zwei bis drei Wochen lang von
beiden Elternteilen gefüttert. Danach ernähren sie sich
zunehmend selbständig. Nach ungefähr 10 Wochen erlernen die
jungen Blässhühner das Fliegen. Zu diesem Zeitpunkt – im Juli
oder August – beginnt die Familie allmählich zu zerfallen. Die
jungen Blässhühner bilden danach auf eher freien
Wasserflächen Ansammlungen, während sich die Altvögel
zur Mauser in den dichten Pflanzenbewuchs zurückziehen.
Blässhühner ziehen im Winter nicht weit, sie sammeln sich aber
manchmal in Scharen auf tieferen, vegetationsarmen Gewässern wie
Seen, Flüssen oder sogar auf dem Meer.
Bilder zum Blässhuhn
Schwimmschreitfuß mit Lappen und Krallen.
Blässhuhn beim Schreiten über Schilfhalme.
Drei Blässhühner auf einem Felsen am Wasser.
Blässhuhn beim Schwimmen und Fressen.
Revierkampf zwischen zwei Blässhühner-Paaren.
Drohhaltung während dem Revierkampf.
Kampf der Blässhühner während der Balzzeit.
An diesem Revierkampf sind vier Blässhühner beteiligt.
Es sieht fast so aus wie ein „Tanz“ auf dem Wasser.
Blässhuhn-Nest mit sechs gepunkteten Eiern.
Weibchen legt sich die Eier im Nest zurecht.
Blässhuhn-Weibchen mit Eiern im Nest.
Blässhuhn mit vier Jungen beim Schwimmen.
Blässhuhn sitzt auf Nest im Wasser.
Blässhuhn im Nest mit zwei jungen Blässhühnern.
Blässhuhn füttert ein Jungtier im Wasser.
Futterübergabe einer Raupe an das Jungtier.
Blässhuhn-Eltern füttern zwei Junge mit Libellenlarve.
Füttern der Jungen mit einer Libellenlarve.
Zwei Jungtiere mit erwachsenem Blässhuhn.
Blässhuhn füttert zwei Junge mit Libellenlarve.
Blässhuhn füttert fünf Junge mit pflanzlichem Material.
Blässhuhn beim Füttern mit fünf Jungen.
Junges Blässhuhn mit Dunenkleid.
Junges Blässhuhn sitzt an Land.
Junges Blässhuhn sperrt Schnabel auf.
Zwei junge Blässhühner sitzen an Land.
Zwei junge Blässhühner schmiegen sich aneinander.
Älterer Jungvogel beim Schwimmen und Rufen.
Zwei ältere Jungvögel sitzen auf einem Stein.