Die Amsel zählt zur Familie der Drosseln, sie ist der bekannteste Singvogel in Mitteleuropa. Das Männchen ist ganz schwarz gefärbt, das Weibchen braun. Der gelbe Schnabel kann in seltenen Fällen auch Rot im Ansatz enthalten. Im Frühjahr kann man früh morgens oder gegen Abend auf einer hohen Warte ein singendes Amselmännchen beobachten. Der melodiöse Gesang ist durch seine volltönenden, flötenden Strophen gekennzeichnet. Durch den Gesang kennzeichnet das Amselmännchen sein Revier und zeigt anderen Männchen an, dass das Gebiet nicht betreten werden darf. Kommt es zu einem Revierstreit, kämpfen die Männchen miteinander. Dann kommt das laute „Tix-tix-tix“ zum Vertreiben des Artgenossen zum Einsatz. Der einfache Warnruf zum Anzeigen des Reviers ist ein „Djück“. Manchmal hört man auch ein „Sriieh“, mit dem die Amseln eher ihr Wohlbefinden ausrücken.
Der schön anzuhörende Gesang dient auch der Balz und soll ein Weibchen anlocken. Findet sich eines ein, dann zeigt das Männchen Imponiergehabe: Es nähert sich dem Weibchen, zittert mit dem Schwanz und richtet sich vor dem Weibchen auf. Ist das Anlocken und Werben, das Balzverhalten, erfolgreich findet eine Paarung statt.
Danach suchen Männchen und Weibchen gemeinsam einen Nistplatz. Beliebt sind Astgabeln in Bäumen, Gebüschen oder in Nischen an Gebäuden. Das Nest wird vom Weibchen gebaut. Es sammelt dafür Grashalme, Stroh und kleinere Zweige. Zur Wärmeisolierung verwendet es Federn, Moos und feuchte Erde. Ist das Nest fertig, legt das Weibchen im Schnitt vier bis fünf Eier. Die frisch gelegten Eier sind in der Grundfarbe türkisblau und mit einem Fleckenmuster versehen, sie verbleichen aber allmählich. Sie werden zwei Wochen lang ausgebrütet. Dann schlüpfen die noch nackten und blinden Jungen. Die Amseljungen sind Nesthocker, sie werden von den Eltern durch eine aktive Brutpflege hochgezogen. Kurz darauf wächst den Jungen ein erstes Dunenkleid.
Das Männchen begibt sich auf Nahrungssuche und sammelt Regenwürmer, Insekten und Früchte, während das Weibchen die Jungen wärmt und das Nest von Kot säubert. Amseln ziehen die Regenwürmer in einem Stück aus dem Rasen. Der Amselschnabel ist aber auch so gebaut, dass die Amseln Insekten fangen und auch Früchte und Beeren sammeln können. Sind die Jungen größer, gehen beide Eltern auf Nahrungssuche. Kommt ein Elternteil zurück, betteln die Jungen lautstark, sie strecken den Hals und sperren den Schnabel weit auf.
Die Eltern stopfen das Futter in die orange-gelb gefärbten Rachen hinein. Zwei Wochen später verlassen die Jungen das Nest. Sie haben jetzt ihr volles Federkleid, können aber noch nicht gut fliegen. Die Jungen werden weitere zwei Wochen gefüttert, bis sie dann selbständig die Welt erkunden. Oft brütet das Weibchen danach ein zweites Mal.
Amseln lebten bis vor etwa 150 Jahren als reine Waldvögel. In der Zwischenzeit haben sie sich an den Menschen angepasst und bewohnen Gärten und Parks. Sie sind in ganz Europa, im mittleren Osten und bis China verbreitet. In Australien und Neuseeland haben sie sich seit dem 18. Jahrhundert fest eingebürgert. Amseln sind die häufigsten Vertreter der Drosseln. In Island fehlen sie größtenteils, dort sind Rotdrosseln dagegen weit verbreitet. Amseln gelten als teilziehende Vögel. Je nördlicher der Lebensraum ist, umso mehr ziehen sie im Winter Richtung Süden. Die Überwinterungsquartiere liegen in Mittel- oder Südeuropa. Die in den Städten lebenden Amseln ziehen nicht, sie sind reine Standvögel. Eine Amsel kann unter günstigen Bedingungen 15 Jahre alt werden.
Bilder zur Amsel
Männchen mit schwarzem Gefieder und gelbem Schnabel.
Das Weibchen hat ein braunes Gefieder, es ist besser getarnt.
Ein Amsel-Männchen duckt sich ins Gras.
Amsel-Männchen im Schnee im Januar.
Manche Amseln haben auch Rot im Schnabel.
Ein Amsel-Männchen badet im Vogelbad.
Amselnest mit fünf türkisblauen, gefleckten Eiern.
Das Weibchen brütet im gut versteckten Nest.
Das Männchen füttert die Nestlinge mit einer Raupe.