Merkmale
Der Spitz-Wegerich besitzt eine tiefe und weit verzweigte Wurzel. Der Stängel steht aufrecht, er ist lang und blattlos. Die bogennervigen Grundblätter erscheinen schmal-lanzettlich, sie sind aufgerichtet und stehen in einer Rosette. Die Blütenähre ist viel kürzer als der Blütenstandsschaft, sie ist rundlich bis walzenförmig und hat kleine, zwittrige Blüten. Die vierzipfeligen Kronblätter sind bräunlich, die weißlichen Staubblätter mit ihren gelblichen Staubeuteln hängen weit aus der Blüte heraus. Als Frucht entsteht pro Blüte eine drei bis vier Millimeter lange Deckelkapsel mit zwei Samen.
Besonderheiten
Die Kapselfrucht öffnet sich am Deckel, so dass die Samen herausfallen. Sie quellen bei Feuchtigkeit etwas auf, durch Klebhaftung setzen sie sich an Tierpfoten oder Schuhen fest. So werden sie verbreitet. Über die Wurzelsprosse ist auch eine vegetative Vermehrung möglich.
Verwendung und Toxikologie
Der Spitz-Wegerich ist eine alte Heilpflanze. Die Heilwirkung der Pflanze war bereits den Germanen und den alten Griechen bekannt. Während des gesamten Mittelalters war der Spitz-Wegerich eine wohlbekannte Heilpflanze. Man schrieb ihr auch Zauberkräfte zu, so sollte die Pflanze von Liebeszaubern befreien. Im Volksgebrauch wurde die Pflanze oft bei Fußkrankheiten in die Schuhe oder zwischen die Zehen gelegt. Man legte bei Bienen- und Wespenstichen Spitzwegerichblätter auf. Auch bei Skorpionstichen und bei Bissen wilder Tiere kam die Pflanze zum Einsatz.
Die Blätter werden während der Blütezeit gesammelt und in der Sonne getrocknet. Zwei Teelöffel der Droge werden mit einer Teetasse kochendem Wasser übergossen und nach zehn Minuten abgesiebt. Aus einer Abkochung der Blätterdroge lässt sich mit Honig ein Sirup herstellen. Der Einsatz erfolgt bei Entzündungen der oberen Atemwege und im Mund- und Rachenraum. Die Schleimstoffe der aus den Blättern gewonnenen Droge legen sich über die Schleimhäute und schützen so vor weiteren Reizwirkungen. Daher wirkt der Spitz-Wegerich besonders auch bei Husten. Die Droge enthält Inhaltsstoffe mit blutstillender und antibiotischer Wirkung. Äußerlich eignet sich Spitzwegerichsaft oder die zerdrückten Blätter für Umschläge bei schlecht heilenden Wunden.
Die Blätter, Blütenknospen und Samen werden auch als Gemüse gegessen. Es ist zu beachten, dass das enthaltene Iridoidglycosid Aucubin die Schleimhäute reizen oder Durchfall verursachen kann. Die Pollen gehören zu den Verursachern des Heuschnupfens.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet.
Vergleich mit anderen Arten
Mittlerer Wegerich und Breit-Wegerich haben beide viel breitere Blätter und auch eine längere Blütenähre.
Fotos zum Spitz-Wegerich