Die Orchideen gehören mit bis zu 30000 Arten zur artenreichsten Familie der Blütenpflanzen. Die Arten haben sich an die verschiedenartigsten Lebensräume der Erde angepasst. Sie gehören infolge ihrer bizarr geformten und oft leuchtend gefärbten Blüten zu den begehrtesten Pflanzen. Da Orchideen recht selten und auch empfindlich sind, stehen alle europäische Arten unter Schutz. Die Standorte dürfen nur vorsichtig betreten werden, das Abschneiden, Ausreißen oder Ausgraben ist verboten.
Viele Orchideen bilden einen Blütenstand in einer Traube oder einer Rispe, es kommen aber auch ein-, zwei- oder dreiblütige Arten wie beim Frauenschuh vor. Eine beispielhafte Orchideenblüte bildet die Weiße Ständelwurz aus: Die Einzelblüten bestehen aus sechs Blütenhüllblätter. Die drei äußeren Blütenhüllblätter, die Sepalen, sind gleichförmig gestaltet. Von den drei inneren Hüllblättern, den Petalen, ist eines zu einer Lippe, dem Labellum geformt, das am Ende oft mit einem nektarreichen Sporn versehen ist, beispielsweise bei der Riemenzunge. Darin kann sich Nektar befinden. Bestimmte Arten wie der Frauenschuh formen aus der Lippe ein schuhähnliches Gebilde. Bei Orchideen wie beim Helmknabenkraut oder bei der Affenorchis wird von den Sepalen und den Petalen ein Helm gebildet.
Im Gegensatz zu den Liliengewächsen, die sechs Staubblätter ausbilden, findet sich bei den Orchideen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur ein fruchtbares Staubblatt. Manche Orchideen führen eine Selbstbestäubung (Autogamie) durch, andere sind auf eine Fremdbestäubung (Allogamie) angewiesen. Die Orchideen entwickeln extrem kleine Samen, die nur aus einer Hülle und dem Embryo bestehen. Diesen fehlt das Nährgewebe, das für eine Keimung notwendig ist. Manche Arten bilden mehr als eine Million Samen in einer Samenkapsel. Die Verteilung der Samen erfolgt durch den Wind. Die Samen können aber nicht von alleine keimen: Nach ihrem Abwurf erfolgt die Weiterentwicklung erst auf einem geeigneten Boden und nach einer Infektion mit bestimmten Pilzen, mit denen die Orchideen eine Symbiose eingehen. Dadurch kann der Keimling vom Pilz Nährstoffe beziehen. Erst wenn er zur Photosynthese fähig ist, kann er selbst Nährstoffe bilden. Den Winter überdauern die Orchideen oft in einer Knolle, in der die Nährstoffe gespeichert werden.
Der Mechanismus bei Fremdbestäubung wird am Beispiel der Breitblättrigen Stendelwurz Epipactis helloborine erläutert: Die Lippe unterteilt sich in das Hypochil (H) und das Epichil (E). Das Hypochil ist der hintere, napfförmige Teil der Lippe, in dem sich Nektar abscheidet. Das Epichil ist der Vorderteil der Lippe, der bei Epipactis herzförmig oder dreieckig sein kann. Die Rostelldrüse (R) oder das Viscidium ist ein kugelförmiges Gebilde, das am oberen, vorderen Narbenrand sitzt. Über der plattenförmigen Narbe (N) befinden sich die Pollinien (P), die Pakete aus Blütenstaub enthalten. Das Vorhandensein der Pollinien kann man testen: Wenn man bei einer (funktionierenden) Rostelldrüse die Pollinien mit einem Streichholz herausziehen kann, dann erfolgt die Bestäubung der Orchidee durch Fremdbestäubung. Kommt eine Wespe oder eine Biene zum Nektartrinken, befestigt die Rostelldrüse die Pollinien auf dem Kopf oder dem Rücken des Insekts. Die Anthere (A) ist das Staubblatt, dort werden die Pollinien mit den Blütenstaub-Paketen gebildet.