Geschichte
Indigo ist neben Krapp und Reseda einer der ältesten bekannten, pflanzlichen Farbstoffe. Die ältesten Funde stammen aus einer steinzeitlichen Höhle in Frankreich. In Mumien der Ägypter, 2000 vor Christus, wurden mit Indigo gefärbte Bänder gefunden. In Europa gewann man den „König der Farbstoffe“ lange Zeit aus Färberwaid, einer Blütenpflanze aus der Familie der Kreuzblütler. Der in Thüringen produzierte Waidindigo wurde nach Sachsen oder in die Tuchstadt Köln exportiert. Über die Hafenstädte Hamburg, Lübeck und Bremen gelangte er nach Holland und nach England.
Mit der Gründung der ostindischen Handelsgesellschaft im Jahr 1602 durch die Holländer war der Untergang des europäischen Waids besiegelt: Die holländischen Seefahrer begannen, Indigo aus Indien zu importieren. Die asiatische Indigopflanze zeichnete sich durch eine höhere Farbausbeute aus. Dadurch war der Farbstoff preisgünstiger herzustellen. Zur Stützung des einheimischen Waidhandels wurden zunächst Verbote erlassen, die die Einfuhr und die Weiterverarbeitung des indischen Indigos verhindern sollten. In Nürnberg drohte einem Färber sogar die Todesstrafe, wenn er sich nicht daran hielt. Im 17. Jahrhundert, nach einem langen Konkurrenzkampf, setzte sich jedoch der indische Indigo aufgrund seines höheren Farbstoffgehalts endgültig durch.
Das Jahr 1878 brachte für den Handel mit Indigo eine entscheidende Wende, da dem deutschen Chemiker Adolf von Baeyer die erste künstliche Herstellung von Indigo gelang. Ab 1897 kam dieser synthetische Indigo durch die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen zu einem sehr günstigen Preis in den Handel.
Nutzung
Die Pflanzenteile werden zur Blütezeit abgeschnitten und in großen Behältern mit Wasser bedeckt und der Gärung überlassen. Dabei bildet sich aus dem wasserlöslichen, gelben Farbstoff Indican durch eine Oxidation mit Luft dunkelblaues, wasserunlösliches Indigo. Dieses wird nach der Trocknung in Blöcke geschnitten und gelangt so in den Handel. Der Umwandlungsprozess wird noch durch das Schlagen mit Stöcken und Schaufeln beschleunigt, wodurch viel Luft an die Farbstofflösung gelangt.
Indigo ist ein Küpenfarbstoff. Zum Färben werden die Indigoblöcke pulverisiert und mit einem sogenannten Verküpungsmittel wieder in die ursprüngliche wasserlösliche und gelbe Form gebracht. In die so hergestellte Küpe werden die Textilstücke getaucht, die sich vorerst knallgelb färben. An der Luft wandelt sich der gelbe Farbstoff Indican auf den Textilstücken dann schließlich wieder zum blauen Indigo um. Auf diese Art und Weise werden noch heute die Jeans gefärbt, sofern noch echter, pflanzlicher Indigo verwendet wird.