Merkmale
Der Wisent oder der Europäische Bison ist von massiver Gestalt. Die Rückenlinie fällt vom muskulösen Widerrist über der Schulter ab. Der männliche Bulle und die weibliche Kuh tragen kurze Hörner. Bei der Kuh sind die Hörner kürzer und dünner. Besonders an Kopf und Schulter sind die Haare lang, typisch ist auch der ausgeprägte Kinnbart. Im Frühjahr findet ein Fellwechsel vom dichten Winterfell zum dünneren Sommerfell statt. Bei den erwachsenen Tieren ist das Fell braun gefärbt, beim jungen Kalb dagegen deutlich heller. Der Bison hat ein Wiederkäuergebiss, der untere Eckzahn ähnelt einem Schneidezahn. Der Sehsinn ist beim Wisent nicht besonders gut ausgebildet, dafür hat er einen sehr guten Geruchsinn, der das Wiederauffinden einer Herde ermöglicht. Vom Wisent selbst geht ein intensiver Moschusgeruch aus.
Lebensweise
Die Kühe und die Kälber leben in Herden. Im Galopp kann sich eine Herde mit bis zu 60 Stundenkilometern fortbewegen. Dies gelingt aber nur auf kurze Distanz. Normalerweise gehen Wisente eher langsam und bedächtig. Ältere Bullen sind meist Einzelgänger, jüngere Bullen schließen sich zu kleineren Gruppen zusammen. Während der Paarungszeit im September kämpfen die älteren Bullen gegen ihre Artgenossen. Sie stehen sich gegenüber, senken die Köpfe und versuchen den Gegner mit den Hörnern zurückzuschieben. Der Kampf dauert solange, bis einer der beiden aufgibt. Der Sieger erhält ein Harem aus zwei bis sechs Kühen, die er begatten darf. Das einzige Kalb wird erst im Frühsommer des folgenden Jahres geboren. Es wird sechs Monate lang gesäugt und ist erst nach fünf oder sechs Jahren erwachsen. Bullen können bis zu 20 Jahre alt werden, die Kühe sogar noch etwas älter.
Nahrungserwerb
Wisente fressen Kräuter und verschiedene Gräser. Als Wiederkäuer vermögen sie auch Baumrinden oder cellulosereiche Nahrung wie Zweige von frischen Trieben zu verdauen. Zur Verdauung muss ein Wisent wie ein Rothirsch mehrere Stunden pro Tag äsen.
Feinde und Gefahren
Junge, geschwächte Kälber werden gelegentlich vom Wolf oder vom Luchs gerissen. Ein gesundes, erwachsenes Tier wird jedoch kaum erbeutet. Als Bedrohung wirken Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche, die Rinderseuche oder die Tuberkulose.