Biotischer
Faktor Herbivorie
Zu den rein oder überwiegend pflanzenfressenden
Säugetieren zählen die Nagetiere, die Wiederkäuer oder die
Nichtwiederkäuer. Diese drei Gruppen haben jeweils ein typisches Gebiss.
Bei den Wiederkäuern ist der Magen in
mehrere Abschnitte eingeteilt. Nach dem Abfressen der Gräser legt
sich eine Kuh zum Wiederkäuen hin. Die Gräser gelangen zuerst
in den Pansen, der bei einem Rind bis zu 180 Liter fassen kann. Dort zerlegen
Bakterien die Cellulose aus den Gräsern mit Hilfe des durch die Bakterien
produzierten Enzyms Cellulase. Andere Bakterien im Pansen bauen die entstandenen
Kohlenhydrate wie Zucker oder Stärke weiter ab. Der neben dem Pansen
liegende Netzmagen kann sich zusammenziehen, er sorgt für den Transport
von Stoffen im Verdauungssystem der Kuh. Er befördert die Pflanzenteile
wieder ins Maul. Sie wird erneut durchgekaut und wieder verschluckt. Im
Netzmagen sammeln sich die entstehenden Gase wie Kohlenstoffdioxid oder
Methan, die durch Rülpsen an die Umwelt abgegeben werden. Nach ein
bis drei Tagen gelangt die teilweise verdaute Nahrung in den Blättermagen,
in dem Wasser und Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden. Im
Labmagen und im Dünndarm findet die Verdauung
wie bei den anderen Säugetieren statt. Kein Wirbeltier besitzt die
Fähigkeit, mit eigenen Verdauungsenzymen Cellulose zu Stärke
und Zuckern zu zerlegen, dies können nur die Bakterien im Pansen
der Wiederkäuer.
Ein Herbivor frisst Teile einer Pflanze, ohne sie ganz zu vertilgen, so dass ein Weiterleben der Pflanze garantiert ist. Je nach Pflanzenfresser werden Teile von Pflanzen aufgenommen, beispielsweise Blätter, Spross, Rinde, Holz, Wurzeln, Pollen, Nektar, Samen oder Früchte. Wird die ganze Pflanze gefressen, so dass sie stirbt, dann handelt es sich beim Fresser um einen Räuber oder Prädator. Zu den ausgeprägten Herbivoren zählen viele Insektenarten, beispielsweise die Heuschrecken, die Raupen von Schmetterlingen oder die Schnecken. Schädlinge wie der Kartoffelkäfer können ganze Felder kahlfressen. Bei den Planktontieren im Wasser kommen auch Pflanzenfresser vor: Pantoffeltierchen oder Stechmückenlarven filtrieren aus dem Wasser Algen heraus. Regenwürmer, Springschwänze oder Asseln im Boden bezeichnet man als Zersetzer oder Destruenten, da sie totes pflanzliches Material zerkleinern. Ein Allesfresser, der sich von Pflanzen und Tieren ernährt, nennt man Omnivor. Pflanzen wehren sich gegen Herbivoren
mit Stacheln (Rosen, Brombeeren) und Dornen (Kakteen, Kreuzdorn)
oder chemischen Substanzen wie Giften
oder schlecht schmeckenden Stoffen. Die Brennnessel
hat spezialisierte Brennhaare entwickelt, deren Spitze bei einer Berührung
abbricht und eine scharfe Kanüle offenlegt. Aus dieser strömt
ein Nesselgift, das in Verbindung mit Histamin die typischen Quaddeln auf
der Haut verursacht. Viele Pflanzen nehmen aber in Kauf, dass Teile von
ihnen gefressen werden, sie können die fehlenden Teile meist wieder
nachbilden. Häufig bietet die Pflanze auch mit voller Absicht Nährstoffe
an: Der Wiesensalbei lockt
mit Nektar in der Blüte, damit durch die Honigbiene
eine Bestäubung stattfindet.
Dies ist eine besondere Form der Symbiose.
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