Der Stängel wie auch die Laubblätter und die Blütenstiele sind beim Klatsch-Mohn oft (nicht immer) waagerecht abstehend borstig behaart. Die Blätter erreichen bis zu 15 Zentimeter Länge, sie sind einfach bis doppelt fiederspaltig und haben spitze Zipfel. Vor der Blüte sind zwei behaarte Kelchblätter vorhanden, die zur Öffnung der Blüte abfallen. Die vier leuchtend roten und sehr dünnen Kronblätter bilden eine große Blütenkrone mit fünf bis zehn Zentimeter Durchmesser. Sie überdecken sich in weiten Bereichen. Am Grund der Blüte befindet sich oft ein dunkler Fleck, der auch hell umrandet sein kann. In der Mitte befindet sich der dicke Fruchtknoten mit verwachsenen Fruchtblättern, er hat einen scheibenartigen Deckel, darauf befinden sich 8 bis 14 Narbenstrahlen. Darum herum stehen 164 Staubblätter mit bräunlichen Staubbeuteln, sie enthalten einen grünlich schwarzen Pollen. Es entsteht eine verkehrt-eiförmige, am Grund abgerundete Kapselfrucht, die maximal doppelt so lang wie breit ist. Die winzigen Samen sind nur einen halben Millimeter lang.
Besonderheiten
Die Kronblätter sind in der Blütenknospe zusammengedrückt. Sie entfalten sich beim Öffnen. Die Scheibe auf dem Fruchtknoten dient als Landeplatz für Insekten wie Honigbienen, Hummeln oder Schwebfliegen. Die Hummeln fördern die Abgabe des Pollens, in dem sie ein vibrierendes Brummen vernehmen lassen. Pro Blüte können bis zu 2,5 Millionen Pollenkörner herausgestreut werden. Dies erfolgt vor allem am Morgen. Eine Blüte blüht nur bis maximal drei Tage. Die Kapselfrucht besitzt unter ihrer Deckelscheibe Porenfächer, aus denen der Samen herausgestreut wird. Eine Kapsel enthält ungefähr 2000 Samen. Durch die Porenfächer bläst der Wind, so dass die Samen aus der Kapsel herausgeblasen werden. Die reife Kapsel verfängt sich auch in Tierfellen, so dass auch so eine Ausbreitung der Samen erfolgt. Auch der Mensch trägt dazu bei, weil er vom leuchtenden Rot der Blüte fasziniert ist und die Pflanze kultiviert.
Der Name Klatsch-Mohn bezieht sich darauf, dass ein Kronblatt mit lautem Knall zerplatzt, wenn man es auf den zu einem Kreis gebogenen Zeigefinger und Daumen legt und dann mit der flachen Hand darauf schlägt. Der Name Mohn bezeichnete ursprünglich den Schlaf-Mohn. Der lateinische Gattungsname Papaver für Mohngewächse ist vom keltischen Wort papa („Kinderbrei“) angeleitet. Früher soll man den Kleinkindern einen Beruhigungs-Tee verabreicht haben, der aus den Kapseln des Schlaf-Mohns abgebrüht wurde. Diese gefährliche Anwendung eines Opioids ist heute aus gutem Grund verboten. Mohn gilt als Symbol für die Erde oder auch für den Schlaf und das Vergessen allgemein.
Toxikologie und Verwendung
Der Klatsch-Mohn enthält in allen Pflanzenteilen mit Ausnahme der Samen toxische Papaverin-Alkaloide wie Rhoeadin. Der Milchsaft ist besonders damit angereichert. Bei Verletzungen tritt er aus und dient dem Wundverschluss. Wenn Tiere die Pflanze fressen, können Vergiftungssymptome wie Krämpfe oder epileptische Anfälle auftreten. Im Gegensatz zum Schlaf-Mohn sind keine Opioide enthalten.
Die roten Kronblätter dienten früher zur Herstellung einer roten Tinte. Die Samen verwendete man schon im Altertum als nussartig-aromatisches Gewürz im Gebäck. Aus den Samen lässt sich ein Öl herauspressen. Mohn ist eine extrem beliebte Zierpflanze in Gärten und Parks. Es werden auch Sorten mit gefüllten Blüten gezüchtet.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet. Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und wurde durch den Menschen in der ganzen Welt verbreitet. Der Klatsch-Mohn sucht die Gesellschaft der Kornblume und auch der Kornrade Agrostemma githago L.. Dieses Nelkengewächs mit den bis zu vier Zentimeter breiten Blüten ist heute gesetzlich geschützt. Die Pflanze war früher in Getreidefeldern sehr gefürchtet, ihre Samen sind toxisch, sie können das Mehl verunreinigen.
Fotos zum Klatsch-Mohn
Vergleich mit anderen Arten
Der Klatsch-Mohn wird gelegentlich mit dem ebenfalls rot blühenden Saat-Mohn Papaver dubium L. verwechselt. Bei diesem ist die Behaarung am Stängel überwiegend anliegend. Die Fruchtkapsel ist walzenartig schmaler, sie hat nur vier bis neun Narbenstrahlen. Die Blüte erscheint etwas kleiner, die eher orangeroten Blumenkronblätter überdecken sich nicht so stark. Es kommen auch Hybriden zwischen den Arten vor. Beim Sand-Mohn Papaver argemone L. ist die borstig behaarte Kapsel noch schmaler, sie ist keulenartig langgezogen. Die Kapsel hat nur vier bis sechs Narbenstrahlen, die Blätter sind anliegend behaart. Die vier orangeroten Kronblätter beim Sand-Mohn sind deutlich schmaler. Beide Arten bevorzugen eher Standorte mit sandigem Untergrund. Der Schlaf-Mohn Papaver somniferum L. hat einen dickeren Fruchtknoten und rosa bis violette oder selten auch weiße Blütenkronblätter, die im Zentrum dunkler gefärbt sind
Fotos zu den vergleichenden Arten