Merkmale
Das Kleine Mausohrhabichtskraut ist auch unter den Namen Kleines Habichtskraut oder Langhaariges Habichtskraut bekannt. Der Stängel trägt keine Blätter, auf jedem sitzt ein einziges Blütenkörbchen, die Pflanze bildet lange, beblätterte Ausläufer. Die grundständigen, ganzrandigen Blätter sind lanzettlich bis verkehrt-eiförmig, sie verschmälern sich am Grund und sehen aus wie ein „Mausohr“. Am Stängel und auf der Oberseite der Blätter sitzen einfache Borstenhaare, auf der Blattunterseite befindet sich ein dichtes Netz mit Sternhaaren, so dass die Blattunterseite weiß-filzig erscheint. Die Hüllblätter des Blütenköpfchens sind mit einfachen Haaren, Sternhaaren und Drüsenhaaren versehen. Die Blütenkörbchen erreichen einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimeter. Sie bestehen aus bis zu 64 Zungenblüten. Sie blühen hellgelb, die äußeren sind oft mit roten Streifen versehen. Als Früchte entstehen Achänen mit zehn gezähnten Rippen und einem kaum beweglichen, gelblich-weißen Pappus.
Besonderheiten
Die grundständigen Blätter sehen aus wie ein „Mausohr“, daher stammt der Name Mausohrhabichtskraut. Der lateinische Artname pilosella ist als Verkleinerungsform vom lateinischen Wort pilosus („behaart“) abgeleitet. Die Ausläufer werden bis zu 30 Zentimeter lang. Dort können sich Tochterrosetten bilden, wodurch sich die Pflanze vegetativ vermehrt. Bei starker Sonneneinstrahlung wird das Blatt zum Schutz vor der UV-Strahlung eingerollt, so dass die weißfilzige Unterseite nach oben zeigt. Die weißen Sternhaare absorbieren weniger Sonnenlicht, so dass sich das Blatt nicht so stark erwärmt. Bestäuber sind Trugbienen, die den Pollen mit ihren Beinchen auskämmen. Auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Achänen werden als Schirmchenflieger über den Wind verbreitet oder sie bleiben in Tierfellen haften.
Verwendung
Die Pflanze wird in Wildpflanzengärten oder an Straßenböschungen und Wegrändern gerne angepflanzt. In der Volksmedizin verwendete man sie früher bei Darmerkrankungen oder Atemwegsinfektionen. Die Blätter und die Blüten dienten früher als Gemüseersatz.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist sehr hartnäckig, durch die langen Ausläufer am Boden wird sie selbst durch den Rasenmäher nicht zerstört, der Bestand ist nicht gefährdet.
Fotos zum Kleinen Mausohrhabichtskraut
Vergleich mit anderen Arten
Die Mausohrhabichtskräuter der Gattung Pilosella werden heute neben den Habichtskräutern der Gattung Hieracium als eigenständige Gattung angesehen. Manche Autoren führen sie auch als Untergattung der Habichtskräuter. Beide Gattungen sind extrem arten- und formenreich, es kommen hunderte von Unterarten und Kleinarten vor, die selbst ein Botaniker nur schwer unterscheiden kann. Das Öhrchen-Mausohrhabichtskraut Pilosella lactucella (Wallr.) P.D. Sell & C. West trägt pro Stängel mehrere Blütenkörbchen, die Blattunterseite ist nicht mit Sternhaaren versehen, sie erscheint grün wie die Oberseite. Orangerotes Mausohrhabichtskraut Pilosella aurantiaca (L.) F.W. Schultz & Sch. Bip. blüht orangerot bis bräunlich. Am Stängel sitzen ein Blatt oder maximal vier Blätter. Bei den Habichtskraut-Arten der Gattung Hieracium zeigen unter anderem die Grundblätter andere Formen. Glattes Habichtskraut Hieracium laevigatum Willd. bildet die Grundblätter nicht während der Blütezeit aus, dafür sind 10 bis 15 Stängelblätter vorhanden. Das Wald-Habichtskraut ist eine viel größere Pflanze, sie besitzt auch größere Blüten. Gewöhnliches Ferkelkraut Hypochaeris radicata L. zählt zur Gattung der Ferkelkräuter. Es hat zwar eine ähnliche Blüte, die Einzelblüten sind aber am Körbchenboden mit Spreublättern versehen. Die grundständigen Blätter sind deutlich größer, sie bilden oft eine mächtige Blattrosette, der Blattrand ist buchtig gezähnt. Eine sehr ähnliche Blattrosette hat auch der Löwenzahn.
Fotos zu den vergleichenden Arten