StartPflanzenFärberpflanzen

Kurze Geschichte der Farbstoffe  
Die ältesten Funde von Farbstoffen auf Textilgeweben stammen aus der Zeit um 3000 vor Christus. In germanischen Siedlungen aus der jüngeren Steinzeit wurden Reste von Samen und Pflanzen gefunden, die für das Färben geeignet sind. Spuren von pflanzlichen Farbstoffen wie Krapp oder Indigo wurden auf Mumienbändern und Textilresten in den altägyptischen Gräbern gefunden. Auch in der Türkei weisen zahlreiche Wandmalereien aus der Steinzeit auf das Tragen von farbiger Kleidung und auf die Tradition des Teppichwebens und -färbens hin.
 
Die Farbe Rot war in Rom die Farbe der Kaiser und des Adels. Ein feuriges Rot konnte damals nicht aus Pflanzen erhalten werden. Man verwendete einen Saft aus der Drüse von Purpurschnecken, der einen gelbroten Farbstoff enthielt. Um ein Gramm Purpur zu gewinnen, mussten ungefähr 8000 Schnecken getötet werden! Dies erklärte auch, warum nur der römische Cäsar Purpurgewänder tragen durfte. Ein römischer Senator musste sich dagegen mit einem roten Streifen auf der Schulter begnügen.



Bild vergrößern!

Purpurschnecke (Hexaplex trunculus)

 
Ein roter Farbstoff (Orseille) konnte auch aus der Färberflechte Rocella tinctoria gewonnen werden, die heute im Mittelmeer oder auf den Kanarischen Inseln häufig zu finden ist. Theophrastus (371-287 v. Chr.), ein griechischer Philosoph und Naturforscher berichtete über das Färben mit dieser Flechte, die „in ihrer Färbung viel schöner als die des Purpurs ist.“  
   
Im Reich Karls des Großen (747-814 nach Chr.) besaß der Anbau und Handel mit Färberwaid, Krapp und Reseda große wirtschaftliche Bedeutung. Der rote Purpur wurde allmählich durch das Cochenille der Kermeslaus verdrängt. Diesen Farbstoff gewann man aus getrockneten weiblichen Kermesschildläusen, welche als Saftsauger die Scharlacheichen des Mittelmeergebietes besiedeln.  

Die Eroberung Mexikos 1532 durch die Spanier brachte einen neuen roten Farbstoff nach Europa. Mit dem Cochenillerot aus getrockneten Läusen der amerikanischen Cochenillelaus, die auf dem mexikanischen Feigenkaktus Opuntia coccinelliferia saugt, konnte eine intensiv wirkende Färbung auf Textilien erreicht werden. Es verdrängte das Purpurrot und das Kermesrot vollständig. Ab 1824 wurde die Schildlaus auf den Kanarischen Inseln angesiedelt und ist bist heute dort anzutreffen. Die Schildläuse werden gesammelt, getrocknet und zu einem feinen Pulver zermahlen. Cochenillerot ist ein beliebter Lebensmittelfarbstoff, der im roten Campari seinen Einsatz findet.


Bild vergrößern!

Cochenilleläuse auf einer Opuntie in Fuertventura


Im Jahre 1856 entdeckte der 18jährige Student William Perkin in London den ersten, künstlich hergestellten Anilinfarbstoff, der Seide zu färben vermochte. In der Folgezeit verdrängten die aufkommenden, auf chemischem Wege - vor allem aus Erdölprodukten - hergestellten Farbstoffe die ehemaligen Naturfarbstoffe fast vollständig vom Markt. Seit einiger Zeit jedoch erleben die pflanzlichen Farbstoffe - vor allem aufgrund der zunehmenden Knappheit der fossilen Rohstoffe - wieder eine Renaissance. 
   
Copyright: T. Seilnacht