Auf der Blüte des
Frauenschuhs lebt eine Spinne,
die den anfliegenden Insekten auflauert. Die "Veränderliche Krabbenspinne"
(Misumena vatia) hat sich ganz an die Farbe der gelben Orchideenblüte
angepasst.
Das Betrachten dieses Bildes wirft eine
ganze Reihe an Fragen auf, zum Beispiel:
Vertiefende Erkenntnisse werden gewonnen, wenn die Lockmittel der Pflanzen zur Bestäubung miteinander verglichen werden. Dabei spielen vor allem Düfte, Farben und Formen eine Rolle, beispielsweise bei der Fliegen-Ragwurz:
Die Fliegen-Ragwurz imitiert das Aussehen weiblicher Fliegen
Beim Aronstab
werden Fliegen durch einen Aasgeruch angelockt und stürzen in den
glatten, ölbeschichteten Kessel der Blüte. Während beim
Aronstab die Fliege überlebt, sind die fleischfressenden Pflanzen
auf die Insekten als Nahrung aus. Ein besonders raffinierte
Metamorphose stellen die Fangblätter der fleischfressenden Pflanzen
dar. In den mitteleuropäischen Mooren findet man eine kleine
unscheinbare Pflanze: Der Sonnentau lockt seine Opfer durch einen
betörenden Duft an. Gelangt eine Fliege auf die mit einem klebrigen
Sekret besetzten Tentakel seiner Fangblätter, kommt sie nicht mehr
weg und stirbt durch Erschöpfung oder durch das Sekret, das in
ihre Tracheen eindringt. Die Tentakel des Sonnentaus sondern dann Enzyme
ab, die die Beute zersetzen, so kommt der Räuber an die
Nährstoffe der Fliege.
Rundblättriger Sonnentau
Bei der zu den Sonnentaugewächsen gehörenden,
nordamerikanischen Venusfliegenfalle sind zwei Blätter zu einem Fang-Klappmechanismus
umgewandelt. Die Ränder der Fangblätter weisen lange spitze Borsten
auf. Bei Berührung der Fühlhaare an der Innenseite der Blätter
klappen die Hälften zusammen, und das Insekt ist gefangen. Beim europäischen
Sonnentau sind die Blattflächen mit klebrigen Drüsenhaaren besetzt,
die die Insekten festkleben.
Venus-Fliegenfalle
In der Natur, in botanischen Gärten,
aber auch in Filmen lassen sich die Vorgänge in zeitlicher Abfolge
beobachten. Betrachten und Beobachten hängen
als fachspezifische Arbeitsweise eng miteinander zusammen. Während
das Betrachten eher bei ruhenden Objekten (beim Mikroskopieren einer
Vogelfeder) im Vordergrund steht,
werden beim Beobachten zeitliche Vorgänge
wahrgenommen (beim Beobachten des Vogelfluges).
Vor einer Einführung
in das Mikroskopieren betrachten die Schülerinnen und Schüler
den Mikrokosmos mit Hilfe einer Lupe. Sie wandern in der Natur und sehen
die Welt aus einer anderen Perspektive. In einer nächsten Stufe rekonstruieren
sie die Wirklichkeit und beschreiben die betrachteten Merkmale. Sie beschreiben
das Gesehene, sie werfen Fragen auf, sie verbalisieren, sie zeichnen und
sie schreiben Erlebnisberichte.