Die Mehlschwalbe besitzt eine relativ kurze Schwanzgabel, und sie ist etwas kleiner als die
Rauchschwalbe. Im Vergleich zur
Uferschwalbe fehlt das hellbraune Brustband (siehe
Foto der drei Schwalben im Vergleich ganz unten rechts). Kehle, Unterseite und Bürzel der ausgewachsenen Mehlschwalbe sind weiß („wie Mehl“) gefärbt, die Oberseite des Gefieders ist schwarz und kann einen bläulichen Glanz aufweisen. Der Lauf und die Füße erscheinen fleischfarben, sie sind hell befiedert. Jüngere Vögel zeigen auch ein Braun in den dunklen Gefiederteilen, die Kehle und die Flanken erscheinen bei ihnen grau, der Bürzel ist gesprenkelt.
Das Männchen ist einer der frühsten Sänger am Morgen. Es beginnt spektakulär zu singen, sobald das erste Tageslicht erscheint. Dabei sucht es gerne einen Innenhof auf, so dass der Gesang laut wiederhallt. Es ist ein lautes, schwatzendes Zwitschern, das oft in einem fulminanten Triller endet. Dazwischen werden leisere Strophen mit Kichern, Pressen oder Singen eingestreut. Das Mehlschwalben-Männchen beherrscht den dynamischen Gesang mit lauten und leisen Tönen besonders gut. Beim Anflug auf das Nest rufen die Mehlschwalben ein „Tri-tri“, als Warnruf wird ein hohes und eindringliches „Ziier-ziier“ eingesetzt.
Mehlschwalben sind Koloniebrüter. Eine kleine Kolonie umfasst fünf bis zehn Paare. Es kommen aber auch Kolonien mit hunderten Vögeln vor. Benötigt werden senkrechte Wände, die von oben überdacht sind. Früher waren Mehlschwalben Felsenbrüter, sie haben sich aber an den Menschen angepasst. Heute dienen Dach- und Mauersimse, Fensternischen oder Brücken als Nistplatz. Die napfförmigen Nester werden aus Schlamm und Pflanzenteilen mit Hilfe von Speichel gebaut. Je nach verwendetem Material können die Nester grau, gelblich oder braun gefärbt sein. Die Tragfähigkeit hängt von der Haftwirkung ab, nur an den glatten Wänden haftet das Klebe-Gemisch besonders gut. Oft finden sich die Nester an Wänden unter überstehenden Dächern. Bei Hausbesitzern sind die Mehlschwalben wenig beliebt, da die Nester zu Schäden führen und sich darunter viel Kot ansammelt. Die Vögel sind nur wenig scheu und fliegen nachts gerne auch mal in einen Hof oder in ein Haus hinein. Eine Familie übernachtet während der Brutzeit komplett im Nest, manchmal schlafen sogar die Jungen aus zwei Bruten gemeinsam im Nest.
Während der Zugzeit nächtigen die Mehlschwalben auf Bäumen.
Die Eltern finden das Nest ihrer Jungen anhand von besonderen Merkmalen wie Kotspuren oder das Aussehen der Einflugöffnung. Auch Anhaltspunkte in der direkten Umgebung werden herangezogen, dabei können sie die Nester sogar zählen. Der Einschlupf oben am Nest ist sehr schmal. Im Frühjahr beziehen die Männchen halbfertige Nester und locken die Weibchen mit Lockrufen an. Hat sich ein Paar gefunden, baut es das Nest fertig. Das Nest wird innen mit Grashalmen, Moos, Wurzeln und Federn ausgepolstert. Die Eiablage erfolgt in Mitteleuropa ab Anfang Mai. Es werden im Schnitt drei bis fünf Eier gelegt. Nach dem Ablauf von zwei Wochen schlüpfen die Jungen. Das Futter wird von den Eltern im Schnabel oder im Kehlsack herbeigeschafft. Beim Füttern setzen sie ihren Stützschwanz ein, damit sie nicht herunterfallen. Je nach Witterung dauert das Aufziehen der Jungen vier bis fünf Wochen. Bei günstigen Bedingungen kann eine zweite oder sogar eine dritte Brut im September oder im Oktober stattfinden. Bei diesen ist die Sterblichkeit der Jungvögel jedoch deutlich höher.
Die Schwalben jagen im Flug nach Insekten wie Fliegen oder Mücken. Sie fangen auch sehr kleine Insekten wie Blattläuse. Besonders tief fliegen die Schwalben, wenn das Wetter schlecht wird, da dann die Insekten ebenfalls niedrig fliegen. Mehlschwalben sind gefährdet, wenn ihnen die Nistmöglichkeiten genommen werden. Durch die Überbauung von natürlichen Landschaften finden sie das Baumaterial für ihre Nester nicht mehr. Der starke Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft führt zu einem Rückgang der Nahrungsquellen. Zu den Feinden zählen Greifvögel, Eulen, Möwen, Marder, Ratten oder Katzen. Die Nester können von Parasiten wie Wanzen, Flöhe, Milben oder Fadenwürmer befallen werden. Auf dem Vogelzug drohen weitere Gefahren. Mehlschwalben ziehen wie die Rauchschwalben im Winter nach Südeuropa oder nach Afrika. Kälteeinbrüche können ganz Schwärme vernichten. Auch der Vogelfang in den Mittelmeergebieten oder bei Oasen dezimiert die Schwärme. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Mehlschwalbe beträgt zwei bis drei Jahre.
Bilder zur Mehlschwalbe
Mehlschwalbe beim Füttern eines Jungtieres.
Zwei junge Mehlschwalben im Napf-Nest.
Auschnitt aus einer Mehlschwalben-Kolonie.
Mehlschwalben-Kolonie mit Nestern unter einem Sims.
Mehlschwalbe sucht am Boden nach Nahrung.
Rauchschwalbe, Uferschwalbe, rechts: Mehlschwalbe