Das äußere Erscheinungsbild mit Aussehen
und Körperbau (Gebäude) beim Pferd wird als Exterieur bezeichnet, während das Interieur
die Verhaltensweisen und den Charakter eines Pferdes beschreibt. Die
steife Wirbelsäule erleichtert dem Pferd das Tragen von Lasten, der
Nachteil ist aber eine eingeschränkte Beweglichkeit. Je nach Rasse
beträgt die Schulterhöhe des Hauspferdes am Widerrist 40 bis
220 Zentimeter. Bei gesenktem Kopf ist an dieser Stelle der höchste
Punkt. Die Widerrist-Höhe wird auch als Stockmaß bezeichnet. Das
Gewicht ist bei den Pferden sehr variabel, es schwankt von 90 Kilogramm
für ein Pony bis zu 1200 Kilogramm bei einem Großpferd.
Die Augen eines Pferdes liegen seitlich am Kopf. Dies ermöglicht ein sehr großes Blickfeld. Das Pferd muss den Kopf leicht drehen, um zu sehen was direkt vor der Nasenspitze oder direkt hinter dem Kopf ist. Das räumliche Sehvermögen und auch die Sehschärfe sind nicht besonders gut. Das Farbensehen ist ebenfalls eingeschränkt: Rotbraune und grüne Farben kann ein Pferd nur schwer unterscheiden. Im Dunkeln sieht ein Pferd besser als der Mensch. Die Hell-Dunkel-Anpassung erfolgt eher langsam. Ein Pferd hat ein ausgezeichnetes Hörvermögen, die Ohrmuscheln der Ohren sind um 180° drehbar. Es kann sie ausrichten und so gezielt in eine Richtung hören. Neben dem Geschmackssinn hat ein Pferd einen ausgezeichneten Geruchssinn, der durch die riesige Nasenhöhle und die Riechschleimhaut ermöglicht wird. Beim Flehmen presst das Pferd Atemluft an das Jacobsonsche Organ am Gaumen. Damit kann das Pferd Düfte noch besser einschätzen. Die Tastsinnesorgane mit den Tasthaaren sind über den ganzen Körper verteilt. Dadurch kann ein Pferd geringste Berührungen, zum Beispiel die einer Mücke, wahrnehmen. Bei Pferden, die zum Reiten geeignet sind, soll die Höhe am Widerrist und an der Kruppe etwa gleich hoch sein. Bei Rennpferden wird eine höhere Kruppe bevorzugt, bei Zugpferden eher eine niedrigere. Ein kräftiger und flexibler Rücken gilt als Bedingung für ein gutes Reitpferd. Am Kopf fällt der große Oberkiefer auf. Darüber sitzt ein langes, schmales Nasenbein. Der halbrunde, hintere Bereich des Unterkiefers wird Ganaschen genannt. Fast alle Pferde haben am oberen Hals oder Mähnenkamm eine Mähne aus langen Haaren. Den lang behaarten Schwanz nennt man Schweif. Den ersten Zehenknochen nennt man Fesselbein oder einfach Fessel. Dieser Knochen ist über das Fesselgelenk mit dem Röhrbein verbunden. Bei Springpferden ist dieser Knochen besonders gut ausgeprägt. Der letzte Knochen der Zehe ist von einer starken Hornschicht, dem Huf umgeben. Das Pferd tritt nur mit der Spitze dieser Zehe auf. Daher wird es bei den Säugetieren zur Ordnung der Unpaarhufer gezählt. Die anderen Zehen sind bei den heute lebenden Pferden zurückgebildet. Bei Nutzpferden, die auf hartem Belag laufen müssen, werden die Hufe mit einem Hufeisen verstärkt. Dieses wird mit Nägeln an der Hornmasse befestigt, in der das Pferd kein Schmerzempfinden hat. Den Penis eines männlichen Pferdes, dem Hengst, nennt man Schlauch. Ein Wallach ist ein kastrierter Hengst. Das weibliche Pferd wird Stute genannt. Die Beine eines Pferdes sind als Laufbeine ausgebildet. Die großen Knochen sind aus stabilen Röhrenknochen aufgebaut. Die Laufbeine mit jeweils paarigen Vorderbeinen und Hinterbeinen beginnen mit dem Schulterblatt (Vorderbeine) oder dem Beckenknochen (Hinterbeine). Der Oberschenkelknochen besteht aus einem verwachsenen Schienbein und Wadenbein, er ist wie beim Menschen mit einer Kniescheibe verbunden. Die Unterarmknochen des Vorderbeins bestehen aus Elle und Speiche. Der
Fuß des Laufbeines ist im Vergleich zum Beinskelett des Menschen
überproportional lang. Das Fußskelett wird aus mehreren Fußwurzelknochen, den Mittelfußknochen und den Zehenknochen gebildet. Die Mittelfußknochen bestehen aus dem Röhrbein und einem verkümmerten Griffelbein. Der Fuß endet in einer einzigen Zehe, die die (ursprünglich) dritte Zehe darstellt. Der erste Zehenknochen wird auch Fesselbein genannt.
Das Pferd besitzt ein typisches Gebiss eines Pflanzenfressers. Mit den Schneidezähnen wird Gras abgerupft. Bei Pflanzen mit längerem Stiel oder bei Heu nimmt das Pferd auch die beweglichen Lippen zu Hilfe. Die Backenzähne mit ihren großen Kauflächen dienen zum Zermahlen des pflanzlichen Materials. An den Backenzähnen befinden sich tiefe Furchen, die Schmelzfalten. Diese machen die Oberfläche des Zahnes rau und unterstützen das Zerkleinern des Materials. Die Eckzähne treten nur beim Hengst hervor. Bei manchen Pferden wächst vor den Vorderen Backzähnen noch ein stummelförmiger Wolfszahn, der beim Hauspferd aber meistens entfernt wird. Die Zähne beim Pferd sind extrem beansprucht, daher wachsen sie ständig nach. An der Abnutzung der Krone bei den Schneidezähnen kann man ungefähr das Alter eines Pferdes bestimmen. In die Lücke zwischen Schneidezähne und Backenzähne passt das „Gebiss“ des Zaumzeugs, mit dem der Reiter das Pferd führt und lenkt. Im Gegensatz zum Rind ist das Pferd kein Wiederkäuer, daher muss ein Pferd intensiv kauen. Es hat nur einen relativ kleinen Magen, dafür aber einen langen Blinddarm als „Gärkammer“. Der Darm ist insgesamt bis zu 20 Meter lang. Ein Hauspferd frisst pro Tag und 100 Kilogramm Körpergewicht etwa 1,5 Kilogramm Heu. Kraftfutter wie Hafer dient als Ergänzung. Für das Fressen benötigt das Pferd den Hauptteil jeden Tages. Die Wildpferde entwickelten sich während der Evolution aus dem Urpferd, das vor rund 50 Millionen Jahre lebte. Es war kaum größer als eine heutige Hauskatze und hatte ursprünglich an den Vorderbeinen vier Zehen. Das heutige Hauspferd stammt vom Wildpferd ab, das bereits im 3. bis 5. Jahrtausend vor Christus domestiziert wurde. Während das Wildpferd in der Steinzeit noch als Fleischlieferant gejagt wurde, erkannte der Mensch mit der Bewirtschaftung der Äcker und Felder seinen Wert als Nutztier. Ein reines Wildpferd lebt heute nicht mehr. Am nächsten verwandt mit ihm ist das Przewalski-Pferd Equus ferus przewalskii. Bei den Pferden gibt es noch mehrere Arten, die in freier Wildbahn leben. Dazu zählt zum Beispiel der Afrikanische Esel Equus asinus, von dem der in Europa ansässige Hausesel abstammt. Das Steppenzebra Equus quagga ist ebenfalls eine wildlebende Art aus der Familie der Pferde. Durch Züchtung wurden verschiedene Rassen gezüchtet. Die Adjektive „warm“ und „kalt“ beziehen sich dabei auf das Temperament des Pferdes. Kaltblüter sind massige, schwere Pferde mit ruhigem Temperament, die vorzugsweise als Zugpferde eingesetzt werden. Warmblüter sind temperamentvoller, sie eignen sich zum Reiten oder auch als Arbeitstiere. Die Vollblüter wurden ursprünglich aus arabischen Pferden gezüchtet. Diese Bezeichnung dürfen nur Pferde tragen, die einen langen und lückenlosen Zucht-Stammbaum vorweisen können. Sie sind sehr schnell und werden als Rennpferde eingesetzt. Beim Pferd werden drei Gangarten unterschieden: Beim langsamen Schritt setzt das Pferd seine vier Beine nacheinander einzeln auf. Beim zügigen Trab werden die jeweils schräg gegenüberstehenden Beine gleichzeitig aufgesetzt. Der schnelle Galopp ist eine Abfolge von Sprüngen, dabei hebt das Pferd kurzzeitig vom Boden ab. Dies konnte man erst mit Hilfe der Fotografie beweisen. Film Basistext und Arbeitsheft |