Die Wilde Malve hat einen aufrechten Stängel, der wie auch die Blattstiele dicht behaart ist. Die unteren Blätter erscheinen eher rundlich-herzförmig und sind nur wenig geteilt, die oberen sind bis zur Mitte drei- bis siebenlappig geteilt, der Blattrand ist gekerbt. Die Blüten sitzen meist zu zweit oder bis zu sechst in den Blattachseln. Sie besitzen einen Außenkelch, der aus zwei oder drei nicht verwachsenen Außenkelchblättern besteht, die drei bis sechs Mal so lang wie breit sind. Die fünf Kelchblätter sind glockenartig verwachsen, sie enden in Zipfeln. Die fünf rosavioletten Kronblätter überragen die Kelchblätter weit, sie sind verkehrt eiförmig und am Ende ausgerandet. Sie haben jeweils drei dunklere Streifen. Die Blüte erreicht eine Breite von drei bis fünf Zentimeter. Sie blüht vormännlich: Die zahlreichen, am Grund zu einer Röhre verwachsenen Staubblätter zeigen sich zuerst und umschließen den Fruchtknoten und den Griffel mit den Narben. Dieser wächst erst danach heraus. Es entstehen scheibenartige Spaltfrüchte.
Besonderheiten
Die Wilde Malve wird auch „Käsepappel“ genannt. Dieser Name bezieht sich auf die an einen Käselaib erinnernde Form der Frucht. Früher gewann man daraus einen Brei („Papp“) für Kinder. Die Blüten werden gerne von Bienen und Hummeln besucht. Die Insekten werden mit dem weißen Pollen massiv eingepudert, wenn sie am Grund der Blüte mit ihrem Rüssel den Nektar absaugen. Bei Regen quillt der Kelch mit der reifen Frucht auf. Wird die scheibenartige Spaltfrucht von den Regentropfen getroffen, zerfällt sie an den Scheidewänden in zehn bis zwölf Teilfrüchte, die jeweils einen Samen enthalten. Diese werden durch das Schwemmwasser verbreitet. Da sie schleimig und klebrig sind, bleiben sie auch in Tierfellen hängen.
Verwendung
Die Schriftsteller der Antike erwähnen die Heilwirkung der Heilpflanze. Dioskurides glaubt, die Malve helfe bei Gebärmutterleiden und sei ein Mittel gegen Gifte. Plinius beschreibt eine geburtsfördernde Wirkung, wenn der Gebärenden ein Malvenblatt unterlegt wird. Er erwähnt auch die aphrodisierende Wirkung der Samen. Ein Skorpion soll erstarren, wenn man es auf ein Malvenblatt setzt. Hildegard von Bingen rät vom Genuss der Pflanze aufgrund ihres hohen Schleimgehalts ab. Einige der Anwendungen begründen sich auf einem Aberglauben und sind medizinisch nicht erwiesen.
In der Volksheilkunde werden Extrakte aus den schleimigen Blättern und den Blüten als hustenstillendes Mittel und bei Halsentzündungen eingenommen. Äußerlich dienen Malvenextrakte zur Heilung von Wunden und Ekzemen. Die enthaltenen Schleimstoffe lindern Schleimhautentzündungen und wirken reizlindernd. Schon im Anfangsstadium von Husten und Katarrhen werden die Beschwerden gelindert, dies gilt dann auch für die fortdauernde Behandlung. Zur Herstellung eines Tees werden zwei bis drei Teelöffel der getrockneten Blätter und Blüten in einer Tasse mit kaltem Wasser aufgekocht und nach zehn Minuten abfiltriert. Der Auszug kann auch zum Gurgeln oder zur äußerlichen Anwendung herangezogen werden. Der im Handel erhältliche „Malventee“ kann auch Blüten der Afrikanischen Malve enthalten, die der Gattung Hibiskus zugeordnet wird. Er wird auch als Hibiskustee angeboten.
Malven sind beliebte Zierpflanzen zur farblichen Gestaltung von Wegrändern und Gärten. Mit den Blüten können Lebensmittel gefärbt werden. Bei alaungebeizter Wolle erhält man einen Rosenholzfarbton. Durch Extraktion des Malvins aus den Blüten erhält man einen Säure-Base-Indikator, der sich bei Säuren rot und bei Alkalien blau verfärbt.
Verbreitung und Gefährdung
Der Bestand der Pflanze ist nicht gefährdet. Im Gebirge wächst die Wilde Malve bis auf 1800 Höhenmeter. Die Blätter werden von diversen Schädlingen befallen. Der relativ häufig auftretende Rostpilz verursacht die rostfarbenen Punkte auf den Blättern. Blattläuse können das Malvenblattader-Potyvirus übertragen.
Fotos zur Wilden Malve
Vergleich mit anderen Arten
Die Rosen-Malve oder Siegmarswurz Malva alcea L. hat größere Blüten, sie sitzen einzeln in den Blattachseln. Die Außenkelchblätter sind am Grund breiter, sie sind nur zwei bis drei Mal so lang wie breit. Der Stängel besitzt anliegende Sternhaare. Die Blätter sind im Vergleich zur Wilden Malve deutlich tiefer geteilt. Bei der Moschus-Malve Malva moschata L. sind die oberen Blätter tief fiederteilig, die Abschnitte sind bandförmig-schmal. Der Stängel hat keine Sternhaare, sondern abstehende Haare. Die Blüte duftet nach Moschus. Bei beiden Arten erscheinen die Streifen auf den rosafarbenen Kronblättern viel schwächer. Die Weg-Malve Malva neglecta Wallr. ist im Gegensatz zu den drei beschriebenen Malven-Arten eine niederliegende Pflanze, die Blüten sind kleiner und oft viel heller, manchmal sogar weiß.
Die ursprünglich aus Südosteuropa stammende und in den Bauerngärten kultivierte Gewöhnliche Stockrose oder Stockmalve Alcea rosea L. ist zwar auch ein Malvengewächs, sie wird aber der Gattung der Stockrosen zugeordnet. Die Stockrosen haben einen dichten, ährigen Blütenstand. Die Blütenfarbe variiert stark, es kommen ganz helle, aber auch tief purpurrote oder schwarzrote Varianten vor. Die Blätter der Stockrose sind rundlich gelappt oder gekerbt.
Fotos zu den vergleichenden Arten