Merkmale
Die Blätter der Vogel-Wicke sind mit acht bis zwölf Paar elliptisch-eiförmigen Fiederblättchen versehen. Aus dem Blatt wachsen verzweigte
Endranken. Der Stängel steigt mit Hilfe der Ranken auf. Als Kletterhilfe werden andere Pflanzen oder Zäune benutzt. Die kurz gestielten, etwas länglichen Schmetterlingsblüten bilden traubige, überwiegend einseitswendige Blütenstände mit 10 bis 40 Blüten. Die Blüten verfärben sich im Verlauf der Zeit von einem Rotviolett zu einem Blauviolett. Die Platte der Fahne ist in etwa gleich lang wie der Nagel. Die Staubblätter sind an der Basis zu einer Röhre verwachsen, sie haben gelbe Staubbeutel. Aus dem einzigen Fruchtblatt ragt die Narbe heraus. Es entstehen bräunliche bis schwarze Hülsenfrüchte mit kugeligen Samen, die drei Millimeter Durchmesser erreichen.
Besonderheiten
Die
Pflanze zählt zur Familie der Hülsenfrüchtler und ist dort der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler zugeordnet. Die Blattranken sind bei den Wicken durch Metamorphose umgewandelte Fiederblätter. Sie besitzen selbst keinen standfähigen Spross. Sie ranken sich an andere Pflanzen, damit sie in die Höhe wachsen können. Die Vogel-Wicke hat noch einen weiteren Vorteil: Sie kann mit ihrem langen, einheitswendigen Blütenstand andere Pflanze umklammern oder sich an diese anlehnen. Sitzt ein Insekt wie eine Biene auf eine Blüte, wird das Schiffchen heruntergedrückt, die Staubblätter und die Narbe berühren den Bauch des Insekts. Erdhummeln beißen die Blüte auf der Seite auf und begehen Nektarraub, ohne dass die Blüte etwas davon hat. Beim Platzen der Hülsenfrüchte fliegen
die Samen in hohem Bogen heraus. Diese werden von Vögeln gerne gefressen. Durch die Kugelform können die Samen auch gut wegrollen.
Verwendung
Die Vogel-Wicke ist eine wichtige Futterpflanze für pflanzenfressende Tiere. In mageren Zeiten wurde die Vogel-Wicke früher auch als Nahrungspflanze für den Menschen angebaut.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet. Sie profitiert von der Landwirtschaft, früher galt sie als gefürchtetes „Unkraut“.
Vergleich mit anderen Arten
Bei der Zaun-Wicke Vicia sepium L. bestehen die Blütenstände nur aus drei bis fünf Blüten. Schwieriger ist die Unterscheidung zu anderen Wicken-Arten, die zwar seltener sind, aber einen ähnlichen Habitus beim Blütenstand zeigen: Die Feinblättrige Wicke Vicia tenuifolia Roth. hat Schmetterlingsblüten, bei der die Platte der Fahne doppelt so lang ist wie der Nagel. Die Fiedern der Blätter sind schmaler und sie sind dicht behaart. Manche Botaniker sehen die Feinblättrige Wicke als Unterart der Vogel-Wicke. Die Wicken können untereinander auch Hybriden bilden. Die Zottige Wicke Vicia villosa Roth. hat zottig behaarte Stängel und Blätter. Die Platte der Fahne ist deutlich kürzer als der Nagel.
Fotos zur Vogel-Wicke