Merkmale
Stinkender Storchschnabel ist auch unter dem Namen Ruprechtskraut bekannt. Die frischen Blätter strömen aufgrund des enthaltenen ätherischen Öls einen unangenehm herben Geruch aus. Der häufig verzweigte und behaarte Stängel steht mehr aufrecht als beim Reiherschnabel. Er hat verdickte Knoten, an denen er aber nicht wurzelt. Es gibt Pflanzen mit Drüsenhaaren am Blütenstiel und am Blütenkelch. Solche Exemplare werden von manchen Botanikern als Unterart angesehen. An sonnigen Standorten ist der Stängel rot überlaufen, was auch bei den Blättern der Fall sein kann. Die gestielten Blätter sind aus drei bis fünf Teilblättern zusammengesetzt. Diese selbst sind doppelt fiederschnittig und ebenfalls gestielt. Die fünf lanzettlichen Kelchblätter sind mit einer Granne versehen. Die Blüte erreicht ungefähr eineinhalb Zentimeter Durchmesser. Die fünf hellrosa Kronblätter haben gabelige Nerven und (im Kelch verborgen) einen langen Nagel. Sie sind neun bis zwölf Millimeter lang. Es sind zehn Staubblätter mit dunkelrotbraunen Staubbeuteln (sofern sie noch geschlossen sind) und orangegelbem Pollen vorhanden, sowie ein rosafarbener Griffel mit fünf gebogenen Narben. Die Spaltfrucht ist schnabelartig, sie erreicht eine Länge von maximal zweieinhalb Zentimeter. Zur Fruchtreife lösen sich die Fruchtklappen ab und werden mit den nussartigen Samen in hohem Bogen weggeschleudert.
Besonderheiten
Die Pflanze sucht eher den Schatten und wächst sogar in Höhlen. Sie hat Blätter mit Blattgelenken, dadurch können sich die Blätter nach dem Licht richten. Die Stiele der unteren Blätter biegen sich nach unten, wenn sich die Pflanze am Boden oder an anderen Pflanzen abstützt. Sie hat aber auch Mechanismen entwickelt, um der Sonneneinstrahlung zu trotzen: Dann produziert sie ein rotes Pigment, das vor der UV-Einstrahlung schützt. Nur langrüsselige Insekten wie Bienen und Schmetterlinge gelangen an den Nektar bei den Nektarien an der Basis der Staubblätter. Bei schlechtem Wetter krümmen sich die Blütenstiele nach unten, dadurch wird Selbstbestäubung ermöglicht.
Verwendung
Der alte Name Ruprechtskraut bezieht darauf hin, dass die Pflanze früher dem Heiligen Ruprecht, dem ersten Bischof von Salzburg, geweiht war. Auch das altdeutsche Wort rotpreht („rötlich“) könnte für die Namensgebung eine Rolle gespielt haben. Das Kraut wurde früher unter dem Namen Herba Ruperti in der Volksmedizin zur Blutstillung, bei Durchfall und bei der Rotlauferkrankung der Haut eingesetzt. Aufgrund der Signaturenlehre sah man in der Rotfärbung der Stängel und der Blätter einen Zusammenhang zum Blut und zu Krankheiten der Haut, bei der sich diese aufgrund einer bakteriellen Entzündung rot färbt. Die Pflanze wird heute dafür nicht mehr eingesetzt. Sie wird gelegentlich von Gärtnereien für Wildpflanzengärten angeboten.
Verbreitung und Gefährdung
Der Bestand der Pflanze ist nicht gefährdet, sie ist an schattige und auch an sonnige Standorte gut angepasst und profitiert von der menschlichen Zivilisation, zum Beispiel an Mauern oder unter Hecken.
Fotos zum Stinkenden Storchschnabel
Vergleich mit anderen Arten
Der Stinkende Storchschnabel kann mit anderen Storchschnabel- und Reiherschnabelarten verwechselt werden. Im Habitus ähnlich ist der Purpur-Storchschnabel Geranium purpureum Vill., der ebenfalls stinken kann. Manche Autoren sehen den Stinkenden Storchschnabel und den Purpur-Storschnabel als zwei Unterarten des Aggregats Geranium robertianum agg. an. Der Purpur-Storchschnabel hat deutlich kleinere Blüten, der Durchmesser beträgt im Schnitt nur sieben Millimeter. Die Kronblätter sind eher dunkelrosa und die geschlossenen Staubbeutel sind nicht rotbraun, sondern wie die Pollenkörner gelb.
Gemeiner Reiherschnabel stinkt dagegen nicht, seine Stängel sind eher niederliegend, er hat einen deutlich längeren Schnabel an der Frucht. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass sich bei den Reiherschnäbeln die Granne an der Teilfrucht bei Trockenheit schraubig einrollt.
Fotos zum Purpur-Storchschnabel