Merkmale
Die ganze Pflanze ist borstig behaart, der scharfkantige Stängel ist nicht verzweigt. Die Stängelblätter sind länglich-herzförmig, der Blattrand ist gesägt (ähnlich wie bei der Brennnessel). Bis zu 15 kurz gestielte Blüten bilden einen traubigen Blütenstand. Sie haben fünf an der Basis verwachsene Kelchblätter und fünf zu einer trichterartigen Glocke verwachsene Kronblätter. Diese sind violett, selten auch weiß. Der lange Griffel mit den drei freien Narben ist von fünf orangen, kürzeren Staubblättern umgeben. Es entsteht eine hängende Kapselfrucht, die sich bei Trockenheit über die Poren öffnet und dann die winzigen Samen herausstreut.
Besonderheiten
Die Glockenblume wird von Insekten wie Bienen und Hummeln besucht. Sie benutzen den herausstehenden Griffel zum Festhalten und Klettern. Dann müssen sie die verbreiterten Staubblätter wegdrücken, damit sie an den Nektar am Grund der Blüte gelangen. Die leichten Samen werden über den Wind verbreitet. Die Farbe der Glockenblume variiert von blau über blauviolett bis rotviolett, es hängt vom pH-Wert des Bodens ab: Je saurer der Boden ist, um so roter erscheint die Blüte. In den Gärten finden sich auch weiße Zuchtformen.
Verwendung
Die Nesselblättrige Glockenblume verdankt ihren Namen den Blättern, die an eine Brennnessel erinnern. Früher benutzte man die Pflanze in der Volksmedizin zum Gurgeln bei Halsbeschwerden. Darauf bezieht sich der latenische Artname Trachelium, das vom griechischen Wort trachia für „Luftröhre“ abgeleitet ist. Die Wurzeln jüngerer Pflanzen kochte man auch als Gemüse. Glockenblumen sind beliebte Zier- und Gartenpflanzen.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet.
Fotos zur Nesselblättrigen Glockenblume
Vergleich mit anderen Arten
Die Nesselblättrige Glockenblume ist eine häufige Art, die man auch im Flachland findet. Aufgrund ders nesselartigen Blätter lässt sie sich relativ einfach bestimmen. Bei der Acker-Glockenblume Campanula rapunculoides L. stehen alle Blüten einseitig untereinander. Die Blüten bei der Rapunzel-Glockenblume Campanula rapunculus L. und bei der Wiesen-Glockenblume Campanula patula L. sind kleiner, sie bilden einen rispigen Blütenstand, die Stängelblätter sind lanzettlich. Die auch im Gebirge vorkommende Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia L. besitzt rundlich-herzförmige Grundblätter und schmal-lanzettliche Stängelblätter. Im Alpenraum wachsen zahlreiche weitere Glockenblumen-Arten, zum Beispiel auch die Pfirsichblättrige Glockenblume Campanula persicifolia L. mit ihren lanzettlichen Stängelblättern.
Fotos zu den vergleichenden Arten