Waldmeister  Vierzählige Blüte Giftige Bestandteile! Heilpflanze
Galium odoratum (L.) Scop.
April bis Juni, 10 bis 40 cm
Rötegewächse  Rubiaceae

Standort 

Nährstoffreiche und lockere, neutrale Böden, Kalk wird toleriert; lichte Laub- und Mischwälder, Wegränder.

Lebensdauer
Ausdauernde Pflanze.

Verwechslung
Andere Labkräuter.
WaldmeisterLupeBlütenstände und Blätter in Quirlen.
Waldmeister: BlüteLupeBlüte im Detail.
Merkmale
Besonderheiten
Verwendung
Verbreitung
Artenvergleich
Fotogalerie
Beschreibung
Merkmale

Der Waldmeister wird auch Echter Waldmeister, Wohlriechendes Labkraut oder Maikraut genannt. Er ist eine alte Heilpflanze mit einem würzigen Duft nach frischem Heu. Der kahle, vierkantige Stängel ist nicht verzweigt und nur an den Knoten behaart, die Kanten treten stark hervor. Die lanzettlichen Blätter bilden Quirle in mehreren Etagen, jeder Quirl besteht aus sechs bis neun Blättern. Diese haben am Ende eine leicht abstehende Spitze. Der Blattrand ist mit einer Reihe spitzer Haare versehen. Die vier bis sechs Millimeter breiten Blüten stehen in einem zweimal verzweigten Blütenstand, der als Pleiochasium bezeichnet wird. Die Einzelblüten erscheinen sternförmig bis trichterartig, die vier weißen Kronblätter bilden einen Trichter mit einer kurzen Röhre und vier spitzen Zipfeln. Zuerst erscheinen im Blütenzentrum die vier Staubblätter, etwas versteckt ist der Griffel, der sich nach oben in zwei Teile teilt und zwei kopfartige Narben hat. Der Fruchtknoten ist unterständig, er hat wie bei allen Rötegewächsen zwei verwachsene Fruchtblätter mit zwei Kammern, die jede eine Samenanlage enthält. Der grüne Kelch um den Fruchtknoten ist borstig behaart. Es entsteht eine zweiteilige Spaltfrucht mit hakigen Borsten.


Besonderheiten

Über das kriechende Rhizom ist auch vegetative Vermehrung möglich. Die Verteilung der Samen erfolgt mit Hilfe der Widerhaken an der Spaltfrucht durch Klettausbreitung. Die Pflanze überwintert mit einer Überdauerungsknospe knapp unter der Erdoberfläche. Das Laub wird im Winter nicht abgeworfen und im Frühjahr ersetzt. Waldmeister dient verschiedenen Raupen aus der Schmetterlingsfamilie der Spanner als Nahrungsgrundlage. Er kann auch von Rostpilzen befallen werden.


Geschichte und Verwendung

Der Waldmeister galt seit jeher als Frühjahrsbote, dem man die Kräfte der Götter zuschrieb. Der Name geht auf seine Zuordnung zu den heidnischen Waldgöttern zurück. Später nannte man ihn auch „Jungfrau Maria Kraut“. Er wurde um die Füße gebärender Mädchen gebunden, um die Geburt zu erleichtern. Waldmeister wurde auch als Färbepflanze oder zur Bekämpfung von Motten verwendet. Der Benediktinermönch Wandalbertus aus dem Kloster Prüm in der Eifel erfand im Jahre 854 die Waldmeisterbowle, den typischen Maiwein, der Herz und Leber stärken soll. Die Bowle kann folgendermaßen hergestellt werden: Man hängt ein Sträußchen des Krautes in zwei Flaschen Weißwein und füllt mit Sekt auf.

In der Volksheilkunde galt die Droge lange Zeit als krampflösend, harntreibend und beruhigend bei Schlafstörungen. Aufgrund des vorhandenen Cumarins wäre von der Droge des Waldmeisters eine entzündungshemmende Wirkung zu erwarten. Bei höheren Cumarin-Konzentrationen treten aber Kopfschmerzen auf. Cumarin steht außerdem im Verdacht, Leber- und Nierenschäden oder Tumore auszulösen, daher ist Vorsicht geboten. Die Droge darf nicht im gewerblichen Handel verkauft werden. Cumarin verleiht frischem Heu und dem Waldmeister den würzigen Geruch. Es kommt in einigen Gräsern und neben dem Waldmeister in anderen Pflanzen wie dem Steinklee, sowie in Datteln und Tonkabohnen vor. In diesen wurde das Cumarin im Jahr 1822 erstmals isoliert, die alte Bezeichnung Tonkabohnencampher geht darauf zurück. Beim Welken und Trocknen von Gras spaltet sich das in der Pflanze glycosidisch gebundene Cumarin ab und wird frei.


Verbreitung und Gefährdung

Der Waldmeister ist weit verbreitet, sein Bestand ist nicht gefährdet.


Vergleich mit anderen Arten

Die Pflanze ist eigentlich unverwechselbar, gewisse Ähnlichkeiten haben andere Labkräuter.



Fotos

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ZoomWaldmeister: Pflanzengruppe über dem Laub im Wald.
Bild vergrößern! ZoomDie Blätter stehen in Quirlen in mehreren Etagen.
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ZoomPleiochasium: Zweimal verzweigter Blütenstand.
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ZoomEndverzweigung des Pleiochasiums mit Blüten.
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ZoomEinzelne Blüte mit vier herausragenden Staubblättern.
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ZoomDer Griffel teilt sich in zwei Teile, jedes hat eine kopfartige Narbe.
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ZoomBorstig behaarter Kelch um den Fruchtknoten.
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ZoomEnde eines Blattes mit verlängerter Spitze.
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ZoomBlattrand mit einer Reihe spitzer Haare.
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ZoomSchnitt am Stängel mit vier hervorstehenden Kanten.
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ZoomStängel im Querschnitt und im Durchlicht.
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ZoomNoch nicht ganz reife zweiteilige Spaltfrucht.
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