Waldmeister, Galium odoratum
Rötegewächse, Mai - Juni, 10 - 30 cm
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Standort   Laub- und Mischwälder; liebt nährstoffreiche, lockere Böden
Wirkstoffe  Cumarin, Asperulosid, Gerb- und Bitterstoffe
Droge  Das Kraut Galii ordoratae herba darf nicht im gewerblichen Handel verkauft werden
Merkmale
  Wurzelstock kriechend; Stängel kahl, liegend oder steigend; Blätter spitz, in sechs bis neun Quirlen stehend; Blüten sternförmig, klein, mit vier spitzen Zipfeln

Geschichte
Der Waldmeister galt seit jeher als Frühjahrsbote, dem man die Kräfte der Götter zuschrieb. Der Name geht auf seine Zuordnung zu den heidnischen Waldgöttern zurück. Später nannte man ihn auch Jungfrau Maria Kraut. Er wurde um die Füße gebärender Mädchen gebunden, um die Geburt zu erleichtern. Der Benediktinermönch Wandalbertus aus dem Kloster Prüm in der Eifel erfand im Jahre 854 die Waldmeisterbowle, den typischen Maiwein, der Herz und Leber stärken soll. Die Bowle kann folgendermaßen hergestellt werden: Man hängt ein Sträußchen des Krautes in zwei Flaschen Weißwein und füllt mit Sekt auf. In der Volksheilkunde galt die Droge lange Zeit als krampflösend, harntreibend und beruhigend bei Schlafstörungen.

Heilwirkung
Aufgrund des vorhandenen Cumarins wäre von der Droge des Waldmeisters eine entzündungshemmende Wirkung zu erwarten. Bei höheren Cumarin-Konzentrationen treten aber Kopfschmerzen auf. Cumarin steht außerdem im Verdacht, Leber- und Nierenschäden oder Tumore auszulösen, daher ist Vorsicht geboten. Die Droge darf nicht im gewerblichen Handel verkauft werden. Cumarin verleiht frischem Heu und dem Waldmeister den würzigen Geruch. Es kommt in einigen Gräsern und neben dem Waldmeister in anderen Pflanzen wie dem Steinklee, sowie in Datteln und Tonkabohnen vor. In diesen wurde das Cumarin im Jahr 1822 erstmals isoliert, die alte Bezeichnung Tonkabohnencampher geht darauf zurück. Beim Welken und Trocknen von Gras spaltet sich das in der Pflanze glycosidisch gebundene Cumarin ab und wird frei.

Formel Cumarin

Cumarin oder 2H-1-Benzopyran-2-on

Anwendung
Das Sammeln und Zubereiten der Droge wird nicht empfohlen. Eine Anwendung ist nur als Aromastoff in Lebensmitteln zulässig, wenn bestimmte Cumarin-Höchstwerte nicht überschritten werden.

Copyright: Thomas Seilnacht