Merkmale
Die Gemeine Pestwurz unterscheidet sich unter anderem aufgrund der rötlichen Blüten von der Weißen Pestwurz. Deshalb nennt man sie auch Rote Pestwurz. Die grundständigen Laubblätter erreichen bis zu 60 Zentimeter Durchmesser oder mehr, sie erscheinen erst während oder nach der Blüte. Sie sind herz- oder nierenförmig, an der Basis schwach gebuchtet und mit Öhrchen versetzt, auf der Unterseite sind sie grau-filzig mit Wollhaaren behaart. Das Blatt und der Blattstiel sind mit mehrzelligen Haaren besetzt, was man allerdings nur im Mikroskop sieht. Der Blütenstandschaft ist hohl, er hat rötliche, schuppenartige Blätter. Die Blütenpflanze ist zweihäusig, bei den männlichen Pflanzen bilden die Blüten einen ovalen, traubigen Blütenstand und der Stempel ist zurückgebildet, bei den weiblichen Pflanzen sind die Staubblätter verkümmert und der Blütenstand ist nach der Blüte stark verlängert. Die Blütenkörbchen der männlichen Pflanze erreichen mit bis zu 12 Millimeter etwa die doppelte Länge. Sie enthalten Röhrenblüten mit fünf Kronzipfeln und ein dickes Staubblatt, die Farbe ist rötlich bis weiß. Die zylindrischen Achänen-Früchte sind mit einem grauweißen, flugfähigen Pappus versehen. Der reife Fruchtstand wird manchmal durch den Regen plattgedrückt.
Besonderheiten
Die rote Pestwurz ist sehr wasserliebend, man findet sie dort, wo in höheren Lagen Staunässe oder fließendes Wasser vorhanden ist, zum Beispiel im Wald an einer von Licht beschienenen Stelle zwischen dem Moos, das von Wasser umflossen wird. Die Bestäubung wird von Insekten vorgenommen, diese erhalten dafür viel Nektar. Die Verbreitung der Achänen erfolgt durch den Wind, durch Wegschwimmen im Wasser oder durch das Anhaften an Tierfellen.
Die Pflanze hat ein bis zu vier Zentimeter dickes, braunes Rhizom, das am Ende verdickt ist. Die Pestwurz trägt damit wesentlich zur Uferbefestigung bei. Mit den riesigen Blättern bedeckt sie den Boden nach der Blüte so dicht, dass keine andere Pflanze darunter wachsen kann. So schützt sich die Pestwurz vor Konkurrenten, die ihr die Nährstoffe nehmen könnten. Allerdings macht ihr das der Japanische Staudenknöterich streitig. Diese invasiv wachsende und neu eingebürgerte Pflanze ist ein Neophyt.
Verwendung und Toxikologie
Der Name geht auf die Verwendung der Pflanze im Mittelalter als Pestheilmittel zurück. Die übel riechenden Erdsprossen enthalten ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe. Die Droge wurde früher in der Volksmedizin als Heilmittel bei Fieber, Epilepsie und Viehseuchen angewandt. Vor allem in der Wurzel befinden sich Pyrrolizidinalkaloide, die als krebserzeugend und leberschädigend gelten. Daher wird vor einer Selbstanwendung ausdrücklich gewarnt. Moderne medizinische Präparate aus der Pflanze sind so hergestellt, dass dieser Stoff weitgehend entfernt ist. Die Wirkstoffe der Droge wirken ausgesprochen gut krampflösend und schmerzstillend.
Verbreitung und Gefährdung
Die Rote Pestwurz kommt zwar weniger häufig wie die Weiße Pestwurz vor, lokale Bestände können aber sehr umfangreich sein. Sie bevorzugt Lagen um die 1000 bis 1200 Höhenmeter, dort profitiert sie vom Wasser der Schneeschmelze. Man findet sie aber auch im Flachland an sehr feuchten Stellen. Der Bestand ist nicht gefährdet.
Vergleich mit anderen Arten
Die ähnliche Alpen-Pestwurz Petasites paradoxus (Retz.) Baumg. kommt weniger im Wald vor, sie bevorzugt Felsschutt und steinige Hänge. Die Unterseite ihrer Blätter ist komplett schneeweiß-filzig, während die Rote Pestwurz an der Blattunterseite eine schwächere, grau-filzige Behaarung hat, das Grün des Blattes ist noch deutlich erkennbar. Bei der Alpen-Pestwurz sind die Blätter meistens länger als breit und dreieckig-spitz, bei der Roten Pestwurz sind die herzförmig-nierigen Blätter etwa genauso breit wie lang oder sogar breiter.
Fotos