Merkmale
Der männliche Alpensteinbock trägt säbelartig nach hinten gebogene Hörner. Die Hörner werden beim Bock bis zu einem Meter lang, bei der weiblichen Steingeiß dagegen nur etwa 35 Zentimeter. Der Bock kann mehr als 100 Kilogramm wiegen, während die Geiß höchstens 40 Kilogramm auf die Waage bringt. Steinböcke sind mit den Ziegen verwandt, der typische Ziegenbart ist beim Bock stärker ausgeprägt. Im Sommer ist das Fell des Bockes dunkelbraun, beim Weibchen eher rotbraun, im Winter erscheint das Fell beider Geschlechter eher gräulich und ist mit einer hellen Unterwolle versehen.
Die dritte und vierte Zehe des Paarhufers ist zu paarigen Klauen mit einer harten Hornschale ausgebildet. Die weiche Lauffläche am Fuß wirkt als Polsterung bei Sprüngen. Lediglich auf Eisflächen und bei Lawinen kann ein Steinbock abstürzen. Das Trittsiegel des Steinbocks ist etwas größer als das der Gämse. Beim ziehenden Steinbock sind nur die beiden Klauen im Trittsiegel sichtbar, die mit wenig Abstand zueinander stehen. Die Trittsiegel können erheblich variieren, da sich die Klauen im Leben eines Steinbocks stark abnutzen.
Lebensweise
Alpensteinböcke leben in den steilen, felsigen Hängen des Gebirges auf 1600 bis 3200 Metern Höhe. Sie sind hervorragende Kletterkünstler. Im Winter kommen die Alpensteinböcke in tiefere Lagen, teilweise sogar bis an die Ortsränder. Im Sommer leben Weibchen und Jungtiere in Herden. Alte Böcke sind meist Einzelgänger, während jüngere Männchen eine Junggesellenherde bilden. Gämsen werden gemieden.
Während der Brunft im Dezember und Januar kommt es zwischen den Böcken zu Rangkämpfen. Dabei werden bestimmte Regeln eingehalten, damit schwere Verletzungen nicht vorkommen. Das Aufrichten und Aneinanderknallen der Hörner kann sich über Stunden hinziehen. Sieger ist, wer die Hörner am stärksten auf die Stirn des Gegners knallen kann. Er gewinnt ein Harem, bestehend aus mehreren Weibchen. Bei dieser Herde bleibt der Bock bis zum Frühling. Bei der Werbung um ein Weibchen legt er seine Hörner zurück und duckt sich. Er klappt die Oberlippe hoch und flippert mit der Zunge, dabei scharrt er mit einem Vorderbein und meckert. Es benötigt etwas Geduld, denn das Weibchen kommt erst allmählich in Paarungsstimmung.
Das Weibchen bringt im Juni nach einer Tragezeit von fünf bis sechs Monaten ein oder selten zwei Kitze zur Welt. Das Junge kann sofort laufen, es wird ein Jahr lang von der Mutter gesäugt. Steinböcke können bis zu 20 Jahre alt werden. Das Alter eines Steinbocks kann man anhand der Jahresringe am Horn abschätzen. Im Winter wächst das Horn nicht, dadurch entsteht eine schmale Kerbe. Allerdings darf man diese nicht mit den Zierwülsten verwechseln. Pro Jahr werden zwei solcher Wülste gebildet.
Nahrungserwerb
Steinböcke ernähren sich von Gräsern, Kräutern und Knospen. Im Winter nehmen sie auch Flechten, Baumrinden oder Moose zu sich. Nach der Nahrungsaufnahme liegen sie oft stundenlang herum und kauen ihre im Pansen und Netzmagen vorverdaute Nahrung nochmals gründlich durch, so wie es sich als Wiederkäuer gehört.
Gefährdung
Jungtiere fallen dem Steinadler und dem Fuchs zur Beute, ältere Tiere müssen dagegen nur die Bejagung durch den Menschen fürchten. Der Steinbock wurde in der Schweiz im 19. Jahrhundert durch Bejagung ausgerottet. Ab 1911 erfolgten erste Wiederansiedlungen durch Auswilderungen. Danach nahm der Bestand wieder stark zu. Seit 1977 wird der Bestand in der Schweiz durch Jäger offiziell überwacht und reguliert. Der gesamte Bestand in den Alpen wird heute auf 30000 bis 40000 Tiere geschätzt, davon machen die Bestände in der Schweiz den Hauptteil aus, während in Österreich und Deutschland nur kleinere Populationen leben.
Fotos und Grafiken