Die Familie der
Wiedehopfe wird nicht zu den Sperlingsvögeln gezählt, sie gehört
zur Ordnung der Hopf- und Hornvögel. Damit ist der europäische
Wiedehopf mit den typischen, schwarz-weiß gebänderten Flügeln
und den schwarz-weißen Enden des Federschopfs am Kopf kein Singvogel.
Trotzdem kann das Männchen singen. Seine Stimme klingt wie eine Rohrflöte,
die meist drei Töne spielt. Es klingt wie ein "Up-up-up". Der lateinische
Name des Wiedehopfs ist an diesen Ruf angelehnt. Bei Gefahr rufen Männchen
und Weibchen ein rauhes "Tschrääh". Wenn der Wiedehopf am Boden
sitzt, hat er die Federhaube meistens angelegt, so dass er sehr gut getarnt
ist. Der Wiedehopf fliegt wie ein großer Schmetterling mit ausgebreiteten
Flügeln.
Wiedehopfe leben an warmen, trockenen
Orten mit eher spärlicher Vegetation. Im Mitteleuropa bevorzugen sie
Reben und Obstkulturen oder Gegenden mit intensiver Weidewirtschaft. In
Südeuropa findet man sie in Korkeichenbeständen oder in Olivenhainen,
aber auch steinreiche Steppenlandschaften mit geringem Buschbestand werden
gerne aufgesucht. Mit dem langen, leicht nach unten gebogenen Schnabel
sammelt der Wiedehopf größere Insekten wie Hirschkäfer,
Heuschrecken, Raupen oder Engerlinge vom Boden auf. Auch Spinnen, Regenwürmer,
Tausendfüßler und sogar kleine Eidechsen und Frösche werden
gefressen. Der Schnabel ist so stabil, dass der Wiedehopf im Boden herumstochern
kann. Eine ausgefeilte Kiefermuskulatur ermöglicht das Offenhalten
des Schnabels im Boden. So kommt der Vogel an Raupen, Maden und sogar an
Maulwurfsgrillen, die in unterirdischen Gängen hocken. Oft sucht er
auch in Mist- oder Kothaufen nach Nahrung.
Wiedehopfe bauen ihre Nester in Baumhöhlen,
Holzstößen, Felsspalten oder in Erdlöchern unter Wurzeln.
Manchmal dienen auch Ritzen in Steinhaufen oder Mauern als Nestbehausung.
Bei der Balz stellt das Männchen die Federhaube auf und sträubt
sein Gefieder an der Kehle. Dabei ruft es laut. Kommt ein Weibchen in die
Nähe, dann versucht das Männchen Futter zu übergeben oder
es bietet mit lautem Krächzen einen Brutplatz an. Wenn das Weibchen
den Platz akzeptiert, kommt es zur Paarung. Das Weibchen legt fünf
bis sieben Eier, aus denen nach etwa zweieinhalb Wochen die Jungen schlüpfen.
Die Fütterung wird hauptsächlich vom Männchen vorgenommen.
Drei bis vier Wochen nach dem Schlüpfen verlassen die jungen Wiedehopfe
das Nest.
Zur Abwehr von Feinden produzieren die
Mutter und die Jungtiere in ihrer Bürzeldrüse ein stinkendes
Sekret, das nach verfaultem Fleisch riecht. Dies hält Eindringlinge
vom Nest ab. Bei Gefahr bespritzen die Jungen den Eindringling mit Kot
und treffen diesen in einer Entfernung von bis zu 60 Zentimetern. Gleichzeitig
zischen sie und verteidigen sich mit ihren scharfen Schnäbeln. Beim
Auftauchen eines Greifvogels legen sich die Vögel mit weit gespreiztem
Gefieder an den Boden und nehmen ihre Tarnhaltung ein. Dabei zeigen Hals,
Kopf und Schnabel steil nach oben. Diese Körperhaltung kann aber auch
als Teil des Putzrituals verstanden werden, wenn sich der Vogel nach dem
Putzen an der Sonne trocknet.
Schon Anfang August beginnen die europäischen
Wiedehopfe, Richtung Süden zu ziehen. Sie überwintern in den
Savannengebieten südlich der Sahara. Der Flug findet meist nachts
statt. Wiedehopfe ziehen nicht im Schwarm, sondern als Einzelgänger.
Manche der Populationen in Südspanien oder auf den Balearen überwintern
auch im Brutgebiet. Ihr Bestand ist in Deutschland, in der Schweiz und
in Österreich stark gefährdet. Die Ursachen sind vielfältiger
Art: Klimaveränderungen, Zerstörung von Lebensraum, Einsatz von
Pestiziden und das Bejagen auf dem Vogelzug haben die Bestände stark
dezimiert (siehe Vogelschutz). |