Die Silbermöwe ist eine der häufigsten Möwen an der Meeresküste. Sie hat wie die
Heringsmöwe
einen kräftigen, gelben Schnabel mit rotem Punkt. Das wichtigste
Unterscheidungsmerkmal zu dieser sind die fleischfarbenen Beine. Im
Jugendkleid ist die Silbermöwe graubraun gefärbt und mit
dunklen Punkten gezeichnet. Im Schlichtkleid sind der Kopf und die
Nackenpartien braun gestrichelt. Im Prachtkleid erscheinen der Mantel,
der Rücken, die Schulter- und Deckfedern blaugrau, während der
Rest weiß ist. Eine Ausnahme bilden die fast schwarzen
Handschwingen mit den weißen Flecken an der Spitze. Die
Silbermöwe ist etwa so groß wie ein Mäusebussard, aber
deutlich kleiner als eine
Mantelmöwe.
Ihre Stimme ist variabel, sie ruft beispielsweise ein lautes
„Kijäh-kijäh-kiä-kjau-kjau-kjau“. Silbermöwen
können sehr ungewöhnliche Laute wie miauende oder bellende
Rufe von sich geben, und sie ahmen auch andere Vögel nach. Wenn sie
beim Menschen um Futter betteln, dann sind sie regelrechte
Stimmenkünstler. Das kann man zum Beispiel am Timmendorfer Strand
gut beobachten.
Silbermöwen sind ausgesprochen anpassungsfähige Vögel.
Sie beherrschen schwierige Flugmanöver. Sie leben nicht nur an den
Küsten, sondern vereinzelt auch im Binnenland. Überall jedoch
haben sie sich mit dem Menschen eingelassen. Die Möwen fliegen den
Schiffen hinterher und betteln um Nahrung oder sie suchen nach Abfall.
Sie sind Allesfresser und stehlen den anderen Tieren die Nahrung.
Besonders gerne mögen sie Fische, aber auch deren Kadaver, dann
auch Krebse, Muscheln, Ringelwürmer, gelegentlich auch Eier und
junge Seevögel. Oft halten sie sich an Flussmündungen auf, wo
es genug Nahrung gibt.
Die Brutplätze finden sich überall an der Küste, oft auch
an leicht zugänglichen Stellen. Die großen
Möwenkolonien wirken sehr abschreckend auf andere Räuber. Bei
der Suche nach einem Brutplatz treten die Männchen in ritualisierte
Kämpfe und stecken dabei ihr Brutrevier innerhalb der Kolonie ab.
Das Männchen zeigt mit dem Schnabel zu Boden oder nach vorne und
öffnet leicht die Flügel. Der unterlegene Rivale wetzt seinen
Schnabel am Gras. Nur selten kommt es zu einem tatsächlichen Kampf.
Bei der Balz füttert das Männchen ein Weibchen. Dieses
bettelt in geduckter Haltung um Nahrung, so dass das Männchen
schließlich die Nahrung hervorwürgt. Das Nest ist ein Haufen
aus Pflanzenmaterial, es werden zwei bis drei Eier hineingelegt. Die
hellbraunen bis olivbraunen Eier sind spindelförmig und haben ein
dunkles Fleck- oder Spritzmuster. Die nach vier Wochen geschlüpften
Küken leben in der Kolonie recht gefährlich: Sie streiten
sich mit ihren Geschwistern und wenn sie das eigene Revier versehentlich
verlassen, riskieren sie, dass sie von anderen, erwachsenen
Silbermöwen gefressen werden. Erhält das Küken zu wenig
Nahrung von seinen beiden Eltern, dann bettelt es bei einem Nachbarvogel
und wenn es Glück hat, wird es von diesem adoptiert.
Silbermöwen sind Standvögel oder Teilzieher. Die in der Ostsee
brütenden Populationen bleiben im Winter dort. Die Ostsee ist wie
die Küste Großbritanniens ein beliebtes
Überwinterungsquartier, andere Populationen ziehen
südwärts an die Seen im mitteleuropäischen Binnenland. Im
Winter sind vor allem Hafenanlagen und Mülldeponien sehr beliebt.
Gefahren für das Brutgelege der Silbermöwen sind Räuber
wie andere Möwen, Seeadler, Füchse und Ratten.
Silbermöwen sind auch durch Schadstoff- und Öleinträge
ins Meer, sowie durch direkte Bejagung und durch Eiersammler
gefährdet.
Bilder zur Silbermöwe