Das graue Gefieder, der schwarze Seitenstreif hinter den Augen am
Scheitel mit den verlängerten Schmuckfedern und der gelbe bis
orangegelbe Schnabel sind unverwechselbare Kennzeichen des Graureihers.
Das Gelb des Schnabels erscheint zur Balzzeit rötlicher. Im
Gegensatz zu den Störchen oder zum
Löffler
fliegt der Graureiher mit eingezogenem, gebogenem Hals. Jungvögel
haben keinen schwarzen Augenstreif, sondern eine dunkle Kopfkappe. Der
Graureiher kann laut krächzen, während der Brutzeit sind auch
weitere Laute zur Begrüßung oder bei Erregung, sowie
gackernde Laute der Nestjungen zu vernehmen.
Der Graureiher ist der häufigste Reiher in Mitteleuropa. Die
Vögel leben in Feuchtgebieten aller Art, und selbst mitten in der
Stadt findet man sie auf Teichen oder in Parks. Bei der Jagd stehen sie
regungslos mit gestrecktem Hals am Gewässerrand und spähen
nach ihrer Beute. Haben sie einen Fisch erblickt, stoßen sie
blitzschnell zu. Dabei werden die Fische aufgespießt oder mit dem
Schnabel erfasst und dann durch einen geschickten Wurf in den Schlund
befördert. Auch Wasserinsekten, Frösche, Kröten,
Jungvögel, Maulwürfe und Wühlmäuse stehen auf dem
Speiseplan. Manchmal kommen die Reiher zu Fütterungsstellen in
Tierparks und stehlen Pinguinen oder anderen Vögeln die Nahrung.
Wenn die Erdkröten im Frühjahr zum Laichplatz wandern, sind
die Graureiher meistens nicht besonders weit.
Graureiher bauen ihre Nester in Baumkronen und beginnen mit dem
Brüten schon im Februar. Die Horste der Koloniebrüter werden
locker aus Zweigen und Ästen angelegt und im Lauf der Jahre immer
besser befestigt. Es werden drei bis fünf Eier gelegt. Das
Bebrüten dauert ungefähr vier Wochen. Die Eltern wechseln sich
beim Brüten ab. Die Jungen werden von beiden Eltern
gefüttert. Erst nach 50 Tagen sind sie flügge.
Graureiher sind besonders durch extrem kalte Winter gefährdet, weil
sie keine ausgeprägten Zugvögel sind. Sie sind
Standvögel oder sie ziehen nur ein paar hundert Kilometer in
Gebiete, in denen das Nahrungsangebot besser ist. Auch Jagd, Pestizide,
Forstarbeiten oder der Verlust der Feuchtgebiete mit ausgeprägtem
Schilfraum dezimieren den Bestand. Ein Graureiher erreicht ein Gewicht
von bis zu zwei Kilogramm und kann unter günstigen Bedingungen mehr
als 30 Jahre alt werden. Allerdings ist die Sterblichkeit durch die
geschilderten Gefahren sehr hoch. Schon im ersten Lebensjahr versterben
rund zwei Drittel aller Graureiher.
Bilder zum Graureiher