Das
System der Lebewesen
Die Unterscheidung der Lebewesen in ein
Tier- und Pflanzenreich ist nach den heutigen Erkenntnissen nicht mehr
ausreichend. Aktueller ist die Einteilung in die Domäne der Eukaryoten,
der Lebewesen mit echtem Zellkern, und der Domänen Bakterien und Archaeen. Diese beiden zählen zu den Prokaryoten,
den Lebewesen ohne Zellkern. Zu den Archaeen
gehören zum Beispiel die Methanbildner im Darm oder bestimmte Bakterien in der Zahnflora des Menschen.
Die vielzelligen
Tiere (Metazoa), aber auch beispielsweise die Pilze und die
Pflanzen stellen jeweils ein eigenes Reich innerhalb der Eukaryoten. Viele
Einzeller oder auch Lebewesen mit Zellkolonien sind zwar Eukaryoten, sie
können aber nicht diesen drei Reichen zugeordnet werden. Dazu gehören
viele der Lebewesen im Plankton, beispielsweise die Pantoffel"tierchen"
oder die Grünalgen. Was heute im Namen den Begriff "Tierchen" trägt
ist nicht mehr unbedingt ein Tier. Da die Zuordnungen noch häufig
wechseln, wird zur Vereinfachung für Schülerinnen und Schüler
hier vorläufig ein Fragezeichen gesetzt. Echte, vielzellige Tiere besitzen spezialisierte
Zellen, die jeweils unterschiedliche Funktionen innehaben. Die Zellen bilden
Gewebe-Verbände und Organe, sie kommunizieren miteinander und tauschen
Informationen aus. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Merkmale,
die ein vielzelliges Tier auszeichnen. Im Vergleich zu den Einzellern oder
auch zu den Pflanzen oder Pilzen unterscheiden sich die Mitochondrien in
den Zellen der Tiere erheblich. Diese Zellkomponenten sind für die
Energiegewinnung von Bedeutung. Dies erklärt auch, warum die Tiere
nicht durch Photosynthese Energie gewinnen,
sondern durch die Aufnahme von Sauerstoff, mit dem sie körperfremde
Stoffe verarbeiten. Im Vergleich zur Pflanzenzelle
fehlt der tierischen Zelle die Zellwand, außerdem enthält sie
keine Chloroplasten.
Von den Tierstämmen
zum kladistischen System
Der Tierforscher Bernhard Grzimek unterteilte
das Tierreich in 10 Stämme [Lit
Grzimek 1968]. Die lateinische Doppelnamennennung
von Genus und Species führte der schwedische Naturforscher Carl von
Linné bereits im Jahr 1758 ein. Früher stellte man zum Beispiel
für das Eichhörnchen - ausgehend vom Stamm der Chordatiere -
einen solchen Stammbaum auf:
Im Urania Tierreich aus dem Jahr 2000
[Lit Gruner, Urania]
wurden 27 Stämme im Tierreich unterschieden. In der neueren Literatur
werden bis zu 36 Stämme genannt [Lit
Burda u.a. 2008]. Heute hat man die strikte Unterteilung in Stämme
als Hauptgruppen aufgegeben. Das kladistische System
(von griech. klados = Ast) des deutschen Biologen Willi Hennig (1913-1976)
stellt das Tierreich in einem immer weiter verästelten Stammbaum dar,
der der stammesgeschichtlichen Entwicklung und der Verwandtschaftsbeziehungen
unter den Arten gerecht wird, der sogenannten Phylogenese
[Lit Hennig]. Als Beispiel
dienen hier drei Stämme, von denen Arten in diesem Werk beschrieben
werden. Der Stamm der Chordatiere ist nicht mehr in der gleichen Hierarchie
wie die Stämme der Ringelwürmer und der Gliederfüßer
angeordnet.
Domäne
Eukaryoten
Reich Vielzellige Tiere (Metazoa) Abteilung Gewebetiere Unterabteilung Zweiseitentiere Stammgruppe Urmünder Überstamm Lophotrochozoen Stamm Ringelwürmer Überstamm Häutungstiere Stamm Gliederfüßer (u.a. mit Spinnentieren und Insekten) Stammgruppe Neumünder Stamm Chordatiere (u.a. Wirbeltiere) Entdeckte und beschriebene
Tierarten
Es werden immer noch eine große
Zahl an neuen Tier-Arten entdeckt. Heute kennt man etwa 2 Millionen beschriebene
Tierarten [Lit BioFrankfurt 2006].
In den Urwäldern und in der Tiefsee leben noch viele unentdeckte Arten.
Wahrscheinlich leben auf der Erde aber sogar mehrere Millionen Tierarten.
Manche Forscher gehen von 8-10 Millionen Arten aus, andere sogar von 30
Millionen. Die Gesamtzahlen von Niekisch aus dem Jahr 2000 sind nicht mehr
auf dem neusten Stand [Lit Niekisch
2000]. Trotzdem ist diese Gegenüberstellung wegen der schwindenden
Artenzahlen immer noch brandaktuell:
Das Tierreich in evolutorischer Abfolge Die wichtigsten Tiergruppen können auch in evolutorischer Abfolge angeordnet werden. Eine solche Einteilung ist für die Schule interessant, wenn das Thema Evolution behandelt wird. Die Grafik mit ihren Verästelungen verdeutlicht, wie die wichtigsten Gruppen in ihrer zeitlichen Entwicklung ungefähr erstmals aufgetreten sind: [Lit Häfner 1991] Aus Protisten als Urlebewesen haben sich
die vielzelligen Lebewesen entwickelt. In Schwämmen finden sich zwar
Zellschichten, in denen Zellen miteinander verfestigt sind, allerdings
bilden sie kein echtes Gewebe aus, daher besitzen Schwämme auch keine
Organe. Bei den Hohltieren, zu denen die Nesseltiere und die Rippenquallen
zählen, bei den Plattwürmern und bei den Schlauchwürmern
treten erstmals Zellgewebe auf, die für das Lebewesen eine wichtige
Funktion innehaben. Die Weichtiere und alle Stämme des linken Astes
sind Proterostomier (Insekten, u.a.). Bei
ihnen entspricht der Mund noch dem Urmund, der After wurde sekundär
herausgebildet, das Nervensystem liegt auf dem Bauch. Bei den Deuterostomiern
des rechten Astes wird der Urmund bereits in der Larvenentwicklung zum
After umgewandelt, während sich der Mund sekundär herausbildet.
Deuterostomier haben das Nervensystem am Rücken. Die Wirbeltiere beginnen
mit den Kieferlosen. Sie besitzen eine Wirbelsäule, die das Rückenmark
schützt.
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