Merkmale
Die Wilde Möhre hat eine bis zu 80 Zentimeter tiefe, fast weiße Wurzelrübe. Der Stängel ist mit Borstenhaaren besetzt. Die Blätter sind zwei- bis vierfach fiederspaltig, die letzten Teilblätter haben am Ende schmale Zipfel. Die Blüten bilden einen doppeldoldigen Blütenstand, der nur flach gewölbt erscheint.
Auffällig sind die langen, fein fiederspaltigen Hüllblätter mit linealen Zipfeln. In der Mitte der Dolden befindet sich manchmal eine (oder mehrere) dunkle „Möhrenblüten“. Diese sind steril oder rein weiblich und durch Anthocyane dunkelviolett oder schwärzlich gefärbt. Die anderen Blüten sind zwittrig, aber vormännlich: Zuerst bilden sich die Staubblätter aus, die Narben kommen erst dann hervor, wenn die Staubblätter abgefallen sind. Es bildet sich ein Fruchtstand, der aufgrund der eingekrümmten Doldenstrahlen an ein Vogelnest erinnert. Die Früchte sind Doppelachänen, sie zerfallen in zwei Teile mit je vier Stachelreihen.
Besonderheiten
Violette Färbungen an der Wurzel, an Blüten oder an den Blättern sind auf Anthocyane zurückzuführen. Die dunkle Möhrenblüte in der Mitte ist eine Fliegenattrappe, die wahrscheinlich Fliegen als Bestäuber anziehen soll. Weitere Blütenbesucher sind Käfer, Bienen und Wespen. Für die Sandbienen ist der Pollen der Wilden Möhre lebenserhaltend. Die Veränderliche Krabbenspinne lauert in der Blüte oft auf ihre Beute. Die Doldenstrahlen ziehen sich in der Nacht zusammen, so dass der Blütenstand kompakter erscheint. Der Fruchtstand ist hygroskopisch: Bei Trockenheit spreizen sich die Doldenstrahlen, bei Feuchtigkeit ziehen sie sich wieder zusammen. Die Verbreitung der Früchte erfolgt durch Kletthaftung oder auch durch Vögel, zum Beispiel durch den Distelfink.
Verwendung
Die Wilde Möhre wurde schon im Altertum von den Griechen und Römern kultiviert. Die jungen Blätter und die Wurzeln sind reich an Zucker, Vitamin B und C, sowie an Provitamin A, das als β-Carotin bekannt ist und die Färbung der Wurzel bei der Garten-Möhre verursacht. Aus diesem Grund lässt sich aus der Möhre Vitamin A gewinnen. Möhrensaft wird bei Vitamin-A-Mangel und als Ergänzungsnahrung bei Säuglingen eingesetzt. In der Volksmedizin setzte man den Möhrensaft auch als Entwurmungsmittel ein. Das aus den Samen gewonnene Öl oder der aus den Samen zubereitete Tee verwendete man als harntreibendes und leberschonendes Mittel.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, sie ist heute auch in Mitteleuropa weit verbreitet, ihr Bestand ist nicht gefährdet.
Vergleich mit anderen Arten
Die allseits bekannte Garten-Möhre Daucus carota subsp. sativus (Hoffm.) Arcang. oder Karotte mit ihrer stark verdickten, orangen Hauptwurzel ist eine gezüchtete Form einer aus Asien stammenden Unterart der Wilden Möhre. Eventuell ist sie auch durch Kreuzung der Orientalischen Schwarzmöhre mit der in Südeuropa beheimateten Riesen-Möhre entstanden. Beides sind Unterarten der Wilden Möhre. Die bekannte Karotte hat dickere Rüben, die durch Carotine orange gefärbt sind. Es sind auch Zuchtformen mit rotvioletten oder dunkelvioletten Rüben bekannt, die farbgebende Substanz sind hierbei Anthocyane. Beim Sammeln der Wildpflanzen ist zu beachten, dass die Doldenblütler oft sehr ähnlich aussehen. Dazu zählen auch gefährliche Giftpflanzen wie der Gefleckte Schierling. Die weiße Wurzel des Schierlings ist spindelförmig. Ein markantes Merkmal der Wilden Möhre ist die dunkle Möhrenblüte in der Mitte, die oft aber auch fehlt.
Fotos zur Wilden Möhre