Merkmale
Die Pflanze ist auch unter den Namen Arznei-Beinwell oder Echte Wallwurz bekannt. Der Stängel und die Blätter des Gewöhnlichen Beinwells sind mit abstehenden, nicht stacheligen Borstenhaaren versehen. Die Blätter laufen verwachsen am Stängel herab, so dass der Stängel in der Fortsetzung bis zum nächsten Blatt geflügelt erscheint. Die Blätter sind breit-lanzettlich und zugespitzt, sie können über 25 Zentimeter lang werden. Die bis zu zwei Zentimeter langen Blüten hängen nickend in den traubigen Blütenständen. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen und langzipfelig. Die fünf Kronblätter sind zu einer länglichen Glocke mit fünf kurzen Zipfeln verwachsen. Die Farbe der Blütenkrone variiert von Purpurrot bis Rotviolett, es gibt auch Pflanzen mit hellen oder ganz weißen Blüten. Es sind vier Millimeter lange Schlundschuppen vorhanden. Der Griffel mit seiner kopfigen Narbe ragt aus der Blüte heraus, die fünf Staubblätter sind in der Kronröhre verborgen. Es entsteht eine vierteilige Klausenfrucht. Oft entwickeln sich nur eine oder zwei der Teilfrüchte.
Besonderheiten
Durch die Schlundschuppen ist der Zugang zum Nektar geschützt. Nur langrüsselige Wildbienen oder Hummeln gelangen daran. Diese fungieren auch als Bestäuber. Sie halten sich am Rand der Kronröhre fest und führen den Rüssel durch die Öffnung, aus der der Griffel heraustritt. Hummeln erzeugen ein vibrierendes Brummen, dadurch fällt der Pollen auf sie herab. Die Klausenfrüchte enthalten ein weißliches Elaiosom für die Ameisen und eine Luftblase, die zur Schwimmausbreitung benötigt wird. Durch Zerteilen der Pflanze kann man sie auch vegetativ vermehren. Die Wurzel kann bis eineinhalb Meter tief in den Boden reichen.
Geschichte und Verwendung
Im Mittelalter wurde der Beinwell bei Knochenbrüchen eingesetzt. Auf diese Bedeutung geht auch der Name zurück. Hildegard von Bingen empfiehlt bei Lungenkrankheiten einen Kuchen aus Mehl, Beinwellblättern und Honig. Nach der Volksmedizin helfen Salben und Tinkturen bei Rheuma, Neuralgien, schlecht heilenden Wunden und Prellungen. Innerlich eingenommen soll der Beinwell bei Bronchitis und Entzündungen des Magen- und Darmtraktes helfen.
Allantoin begünstigt die Heilung von Gewebe, es führt zu einem Abströmen von Flüssigkeit aus Wunden und begünstigt so den Abtransport von Bakterien. Die Schleimstoffe unterstützen die Wundheilung und das Cholin fördert die Durchblutung im Gewebe. Die Rosmarinsäure wirkt entzündungs- und schmerzhemmend. Es ist zu beachten, dass die Pyrrolizidinalkaloide leberschädigend wirken und möglicherweise ein krebserzeugendes Potenzial besitzen. Daher darf Beinwell nicht innerlich angewendet werden. Es sind im Handel Präparate erhältlich, die frei von diesen Alkaloiden sind.
Die Wurzel wird im Frühjahr oder im Herbst ausgegraben und bei 40 °C bis 60 °C getrocknet. Zur Herstellung einer Tinktur gibt man drei Esslöffel Wurzelpulver in einen halben Liter kaltes Wasser. Zur Behandlung von Gelenk- und Muskelschmerzen kann man eine Salbe aus zwei Teilen Beinwell und einem Teil Gänse-Fingerkraut in Schmalz herstellen. Von einer innerlichen Anwendung als Tee muss heute abgeraten werden, da die enthaltenen Alkaloide giftig wirken.
Verbreitung und Gefährdung
Die Pflanze ist im Bestand nicht gefährdet. Sie kommt in Mitteleuropa häufig vor.
Vergleich mit anderen Arten
Rauer Beinwell Symphytum asperum Lepech. hat einen Stängel mit stacheligen, hakig abwärts gebogenen Borstenhaaren. Knolliger Beinwell Symphytum tuberosum L. und Kleinblütiger Beinwell Symphytum bulbosum K. F. Schimp. blühen beide blassgelb.