Weinraute, Ruta graveolans
Rautengewächse, Juni - Oktober, 30 - 70 cm
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Standort  Kulturpflanze in Gärten; selten verwildert bei Burgen und Schlössern
Wirkstoffe  Rutosid, Cumarine Bergapten und Umbelliferon, Furanocumarine, Alkaloide, Nonan-2-on, Gerbstoffe
Droge
  Kraut Ruta graveolans herba
Merkmale
 Stängel rund, aufrecht; Blätter drüsig, unpaarig gefiedert, ein- bis dreifach fiederteilig; Blütenstände in Trugdolden, Blüten gelb, vier- oder fünfzählig

Geschichte
Der Einsatz der Weinraute als Heilpflanze reicht bis in die Antike zurück. Dort setzte man die Pflanze bei Magenkrankheiten, sowie bei Nieren- und Gelenkschmerzen ein. Die aus dem Mittelmeerraum stammende Weinraute war in den Klostergärten des Mittelalters eine bedeutende Heilpflanze. Die Pflanze diente auch als Abwehr gegen die Pest. Dies hat durchaus seinen Sinn, denn die Ratten (als Pestübertrager) mögen den penetranten Geruch der Pflanze nicht. Auch Katzen und Schlangen vertrieb man mit dem herben, würzig scharfen Geruch der Pflanze.

Der Name geht darauf zurück, dass man die Pflanze früher dem Wein zusetzte, um darin enthaltene Gifte zu bekämpfen. Auch bei Vergiftungen durch Schlangenbisse oder Pilze diente die Weinraute als Gegenmittel. Selbst als Abtreibungsmittel wurde sie eingesetzt. Hierbei kam es zu zahlreichen Todesfällen. Das Weinrautenbeet im Botanischen Garten Paris musste deswegen mit einem Gitter versehen werden. Es gab auch einen Hochzeitsbrauch, bei dem die Weinraute in den Brautkranz als Zeichen der Jungfräulichkeit eingebunden wurde.

Heilwirkungen und Nebenwirkungen
Die Alkaloide wirken keimtötend, krampflösend und hemmen den Austritt von Flüssigkeiten. In der Volksmedizin verwendete man die Weinraute bei Menstruationsbeschwerden oder bei Durchfall. Bei Bindehautentzündungen behandelte man das Auge mit einem wässrigen, meersalzhaltigen Extrakt. Bei Zahnschmerzen legte man zerquetschte Blätter auf die schmerzenden Zähne.

Hinweis: Die Pflanze wird aufgrund der Nebenwirkungen heute nicht mehr als Arzneimittel angewendet. Bei falscher Dosierung treten Schwindel auf, sowie Magen- und Darmverstimmungen. Weinrauten-Öl kann schwere Leber- oder Nierenschäden verursachen. Bei schwangeren Frauen besteht die Gefahr einer Fehlgeburt. Unter Lichteinwirkung kann das Kraut bei Berührung phototoxische Reaktionen auf der Haut verursachen.

Anwendung
Im Grappa, einem Schnaps aus der italienischen Schweiz wird die Weinraute traditionell als Geschmackskomponente verwendet. Als Gewürz wird sie in verschiedenen Fleisch-, Fisch- und Käsegerichten eingesetzt. Das Gewürz darf nur in Spuren zugesetzt werden, da der Geschmack sehr intensiv ist.

Copyright: Thomas Seilnacht