Der Echte Lavendel ist ein Halbstrauch mit aufsteigenden Zweigen und süßlich-aromatischem Geruch. Die lineal-lanzettlichen Blätter sind seitlich am Rand ungerollt, sie erreichen eine Länge von bis zu vier Zentimeter und eine Breite von fünf Millimeter; vor allem auf der Unterseite sind sie mit graufilzigen Sternhaaren versehen. Die scheinquirligen Blütenstände werden bis zu acht Zentimeter lang, sie sitzen am Ende der Stängel über einem Kreis kleiner Hochblätter. Die Tragblätter der Blüten erscheinen eiförmig. Die grünen bis grauvioletten Kelchblätter sind behaart und zu einer 13-nervigen Röhre verwachsen. Die fünf blauvioletten Kronblätter bilden eine Kronröhre mit einer zweiteiligen Oberlippe und einer dreiteiligen Unterlippe. Am Schlund ist die Krone behaart. Die Blüte ist vormännlich: Die vier zuerst wachsenden Staubblätter bleiben größtenteils in der Kronröhre verborgen, der kolbenartigen Griffel verlängert sich erst später. Die schwärzlichen Staubbeutel sind abgeplattet, sie werfen orangefarbenen Pollen heraus. Das extrem reiche Angebot an Nektar und Pollen lockt viele Bienen und Schmetterlinge an. Es entsteht eine Klausenfrucht, die in vier Klausen zerfällt.
Geschichte
Die Heimat der Pflanze liegt im Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa wurde sie als Zierpflanze eingebürgert. Im Mittelalter setzte man den Lavendel aufgrund des intensiven Geruchs gegen Läuse ein. Die erstmalige Erwähnung stammt von Hildegard von Bingen. Hieronymus Bock beschreibt den Lavendel als harn- und menstruationstreibend, herzberuhigend und als Heilmittel bei Zahnschmerzen, Gliederschmerzen oder Schwindel. Später entdeckte man die Wirkung von Lavendelöl als narkotisierendes Mittel. Man setzte es bei Husten, Asthma oder Keuchhusten ein. Seit dem 15. Jahrhundert wurde das durch Wasserdampfdestillation zugängliche Lavendelöl in Parfüms und Seifen eingesetzt. Säckchen mit Lavendelblüten legt man bis heute in Kleiderschränke, sie dienen zur Abwehr von Motten und Ungeziefer.
Der Echte Lavendel hat sich wahrscheinlich irgendwann auf natürliche Art und Weise mit dem spanischen Speik-Lavendel gekreuzt. Der so entstandene, ertragreiche Lavandin wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Provence gezielt gezüchtet. Noch heute bauen die Mönche beim Zisterzienserkloster Sénanque in der Provence Lavandin an und verkaufen das Lavandinöl an Touristen.
Verwendung
Therapeutisch verwendet werden die Blüten Lavandula flos und das Öl Lavandula aetheroleum. In der Pflanze sind ätherische Öle wie Linalool, Linalylacetat, Campher, β-Ocimen oder Cineol enthalten, sowie Rosmarinsäure, Flavonoide, Phytosterole und Hydroxycumarine. Lavendelblüten entspannen und beruhigen das zentrale Nervensystem. Das Öl wirkt nachweislich giftig für zahlreiche Insekten, Pilze und Krankheitserreger. Daher wird es bei einigen Hautkrankheiten wie Akne, Herpes oder Gürtelrose und zur Wundbehandlung eingesetzt. Die Wirkstoffe der Droge werden bei Unruhe, nervöser Erschöpfung und bei Schlafstörungen eingesetzt. Auch bei Reizmagen, Darmbeschwerden und Appetitlosigkeit ist eine positive Wirkung zu verzeichnen. Das Baden mit Lavendelöl wirkt angenehm auf den Kreislauf. Lavendelöl belebt und beruhigt gleichzeitig, so kann es bei Migräne helfen oder bei einer verspannten Muskulatur. Die Qualität des Öls wird heute am Gehalt des Linalylacetats, der veresterten Form des Linaloos, gemessen. Das echte Lavendelöl enthält bis zu 52 % Linalylacetat, Lavandinöl bis zu 30 %.
Anwendung
Die Blüten werden gesammelt und im Schatten getrocknet. Zur Herstellung eines Tees werden ein bis zwei Teelöffel der Droge mit einer Teetasse heißem Wasser übergossen. Der so hergestellte Auszug kann getrunken oder aber auch als Zusatz im Badewasser verwendet werden. Das frische Kraut dient in der Küche zum Würzen von Speisen.
Hinweis: Vor dem Einsatz einer Droge aus einer Heilpflanze sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren und einen Apotheker, einen Arzt oder eine beruflich fachkundige Person befragen. Bei bestimmten Krankheiten oder Personengruppen, insbesondere bei Kleinkindern, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten.
Vergleich mit anderen Arten und Lavandin
In der Provence wird neben dem Echten Lavendel auch ein Hybrid-Lavendel angebaut. Lavandin ist eine Kreuzung zwischen dem Echten Lavendel und dem in Spanien vorkommenden Speik-Lavendel Lavandula latifolia Medicus. Diese Art hat spatelförmige Blätter, die bis zu 13 mm breit werden. Die Tragblätter der Blüten erscheinen lineal. Lavandin ist eine Kreuzung zwischen den beiden Arten mit kräftigerem und weniger süßlichem Duft. Die Blätter sind etwas breiter als die des Echten Lavendels, die Tragblätter der Blüten etwas schmaler, die Blütenstände sind lockerer verteilt, die Pflanze wächst höher. Da dieser sterile Hybrid ertragreicher ist, wird der Anbau von Lavandin in der Provence bevorzugt. Allerdings ist Lavandin kälteempfindlicher. In den Höhenlagen der Provence wird daher überwiegend Echter Lavendel angebaut. Insgesamt sind mehr als 30 Lavendelarten bekannt.
Fotos
Film


Filmformat: mpeg2, 720 x 576 Pixel, Dauer: 3:28 min
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