Geschichte
Hält man die Pflanze gegen das Licht, sieht man die Ölbehälter in den Blättern, die das ganze Blatt durchziehen. Nach einer Sage geht die Entstehung der Ölbehälter auf den Teufel zurück. Dieser soll sich so über die Heilkraft der Pflanze geärgert haben, dass er alle Blätter mit Nadeln durchstach. Aus den gequetschten gelben Blütenblättern erhielt man rotes Johannisblut (Hyperici). Es galt als Mittel gegen Hexerei, man verabreichte es sogar den von der Inquisition verdächtigten Personen vor der Folter, um die Wahrheit herauszubekommen. Die Mediziner des Mittelalters setzten das Johanniskraut zur Wundheilung ein.
Wenn das Johanniskraut am Johannistag, dem 24. Juni geerntet wurde, sprach man ihm eine besondere Heilkraft zu. Kurz davor findet die Sonnenwende im Sommer statt. Daher rührt der alte Name Sonnenwendkraut. Dies hat aber nicht nur eine kultische Bedeutung, sondern auch eine praktische: Das Johanniskraut benötigt sehr viel Sonne, damit die Öldrüsen ausgebildet werden.
Die Volksheilkunde setzt das Kraut bei Wurmbefall, Bronchitis, Husten und bei Beschwerden an der Gallenblase ein. Rotes Johanniskrautöl gewinnt man in einer Mazeration durch das mehrwöchige Einlegen von Johanniskrautblüten in Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Im Handel ist es unter dem Namen Hyperici oleum rubrum erhältlich. Das rote Öl dient in der Volksheilkunde als Mittel zum Einreiben bei rheumatischen Erkrankungen, zur Linderung von Schmerzen und zur äußerlichen Behandlung nach Verrenkungen, Verstauchungen, Blutergüssen oder bei Gürtelrose.
Johanniskrautöl Hyperici oleum rubrum
Heilwirkung
Das in den Öldrüsen gebildete Hypericin gilt zusammen mit anderen Inhaltsstoffen als Mittel gegen Depressionen und dadurch bedingte Migräne. Auch bei Angststörungen oder nervöser Unruhe während oder nach der Schwangerschaft werden die Wirkstoffe des Johanniskrauts eingesetzt. Aufgrund neuerer, klinischer Untersuchungen wird die Wirksamkeit jedoch in Frage gestellt, dies gilt insbesondere bei schweren Depressionen. Das Hypericin ist ein Pigment, das photosensibilisierende Eigenschaften besitzt. Es kann eine Überempfindlichkeit vor Licht und Sonne bewirken, so dass schon bei relativ geringer Lichteinwirkung Hautrötungen und Blasen auf der Haut entstehen. Bei einer Einnahme der Droge muss man sich daher vor starker Lichteinwirkung schützen.
Hinweis: Vor dem Einsatz einer Droge aus einer Heilpflanze sollte man sich über mögliche Nebenwirkungen informieren und einen Apotheker, einen Arzt oder eine beruflich fachkundige Person befragen. Bei bestimmten Krankheiten oder Personengruppen, insbesondere bei Kleinkindern, besteht die Gefahr, dass Komplikationen auftreten.
Anwendung
Das Kraut wird von Juni bis August gesammelt und im Schatten getrocknet. Ein Teelöffel der getrockneten Droge übergießt man mit einer Teetasse kochendem Wasser und siebt nach fünf bis zehn Minuten ab.
Johanniskraut Droge Hyperici herba