Tollkraut, Scopolia carniolica
Nachtschattengewächse, April - Mai, 20 - 60 cm

Bild vergrößern!Bild vergrößern!Giftpflanze

Vorkommen  Südosteuropa, Süddeutschland, Kärnten, Ungarn; Laubwälder und Gebüsche, in Mitteleuropa vereinzelt in Gärten
Wirkstoffe  Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin, Hydroxycumarine, Chlorogensäure, vor allem im Wurzelstock, aber auch in der ganzen Pflanze
Merkmale  Wurzelstock; Stängel mit Niederblättern, Blätter eiförmig lang; Blüten glockenartig, nickend an einzelnen Stielen, gelb oder rötlich, Frucht zweifächerig mit braunem Samen

Botanik
Das Tollkraut ist wegen seiner Blütenform auch unter dem Namen "Glockenbilsenkraut" bekannt. Es kommen Unterarten mit gelben oder rötlichen Blüten vor. Das Nachtschattengewächs hat ähnliche Wirkstoffe wie das Bilsenkraut und die Tollkirsche. Vor allem der Wurzelstock enthält die Alkaloide.

Geschichte
Die Pflanze wurde in der Vergangenheit eher selten gesammelt und angewendet. Vermutlich setzte man sie bei kultischen Bräuchen ein. Die aus dem Wurzelstock gewonnene Droge diente in der Medizin um das Jahr 1900 als Beruhigungsmittel, Psychopharmaka und als Narkosemittel. Aufgrund tödlicher Nebenwirkungen bei Operationen setzte man diese aber wieder ab.

Akute Vergiftung und Gegenmaßnahmen
Das Tollkraut ist eine gefährliche Giftpflanze, wobei schon geringste Mengen zum Tod führen können. Eine Vergiftung beginnt mit Mundtrockenheit und Hitzewallungen. Dann treten Halluzinationen auf. Der Verlauf ähnelt einer Vergiftung mit der Tollkirsche. Es ist sofort eine Giftzentrale anzurufen. Allgemein sind betroffene Personen hinzulegen und warm abzudecken. Wichtig ist, dass sie sich ruhig verhalten und sich nicht unnötig bewegen. Entsprechende Maßnahmen zur gezielten Bekämpfung der Vergiftung sollte nur ein Arzt oder ein Rettungssanitäter durchführen.

Copyright: Thomas Seilnacht