Merkmale
Bei diesem ausdauernden Halbstrauch verholzen die unteren Stängelbereiche. Er hat verzweigte Stämmchen, die schon im Winter Knospen bilden, aus denen dann Seitentriebe wachsen. Die Stinkende Nieswurz hat ihren Namen aufgrund der frischen, oberen Blätter erhalten, die einen unangenehm riechenden Gestank verbreiten. Die Blätter im unteren Bereich sind dunkelgrün, sie sind fingerartig geteilt mit bis zu neun lanzettlichen Fingern. Der Blattrand ist nur mit wenigen, sehr kurzen Zähnen versehen. Die Blätter oben sind wesentlich kleiner, sie erscheinen hellgrün, ungeteilt und ganzrandig oval. An jedem Stängel sind viele Blüten. Die teils hängenden, grüngelben Blüten sind oft mit einem dunkelroten Rand versehen. Sie haben fünf Kelchblätter, die eine Glocke bilden. Innen daran anliegend finden sich fünf bis 15 schlauchförmige Honigblätter, sie umgeben die vielen Staubblätter und die drei bis acht Fruchtknoten. Bei jungen Blüten ist die Glocke nur wenig geöffnet, die Staubblätter erscheinen zusammengedrängt. Bei älteren Blüten fallen die Staubblätter ab, die Griffel zeigen heraus und der dunkelrote Rand der Blüte wird intensiver. Es entstehen Balgfrüchte mit einem langen Dorn, sie enthalten ein Samenpaket.
Besonderheiten
Die Stinkende Nieswurz ist ein Halbstrauch, der gerne auf kalkreichem und trockenem Boden wächst. An der Pflanze lassen sich die Übergänge zwischen den verschiedenen Blattarten, von Laubblättern, über Hochblättern bis zu den Blütenhüllblättern gut beobachten. Der in den Honigblättern angebotene Nektar kann nur von langrüsseligen Insekten wie Hummeln oder Pelzbienen erreicht werden. Im Nektar wachsen Hefepilze, die bei ihrem Abbau eine Temperaturerhöhung verursachen. Dies lockt auch bei kälteren Temperaturen Hummeln an, so dass der Frühblüher auch dann bestäubt wird.
Toxikologie
Die gepulverte Droge löst einen Niesreiz aus. Sie wurde früher als Niespulver eingesetzt, da man glaubte, dass Niesen gesund ist. Nieswurze waren bereits den Römern bekannt. Dioskurides erwähnt den Namen helleborus im Ersten Jahrhundert nach Christus. Nieswurze wurden bereits im Altertum trotz ihrer Giftigkeit als Heilpflanzen verwendet. Sie dienten zur Behandlung von Geisteskrankheiten. Das giftige Helleborin reizt die Schleimhäute und regt zum Niesen an.
Verbreitung und Gefährdung
Die Stinkende Nieswurz ist zum Beispiel in den kalkreichen Gebirgen wie dem Schweizer Jura oder auf der Schwäbischen Alb anzutreffen. In der Schweiz gilt ein Schutzstatus für die Kantone Thurgau und Zürich. Alle wild wachsenden Helleborus-Arten sind nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
Fotos zur Stinkenden Nieswurz
Vergleich mit anderen Arten
Eine weitere wild wachsende Nieswurz-Art in Mitteleuropa ist die Grüne Nieswurz Helleborus viridis L., die viel weniger Blüten ausbildet. Diese sind grün, deutlich größer und sie sind mehr geöffnet. Sie wächst hauptsächlich in Südeuropa, kommt aber auch nördlich der Alpen vor. Pflanzen der Gattung Helleborus werden nicht nur aufgrund ihrer eindrücklichen Blüten für Gärten gezüchtet. Sie sind ausgesprochen winterhart und manche wie die allseits bekannte Christrose oder Schneerose Helleborus niger L. mit ihren weißen Blüten blüht bereits in den Gärten des Flachlands zu Weihnachten. Sie ist eine typische Alpenpflanze. Eine weit verbreitete, kultivierte Helleborus-Art ist die Garten-Nieswurz Helleborus x sternii Turrill. Hierbei handelt es sich um eine gezüchtete Hybride. Als Mutterpflanzen wurden dafür die Balearen-Nieswurz und die Korsika-Nieswurz verwendet. Manchmal ist auch die Christrose eingezüchtet. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Helleborus-Arten aus Osteuropa und Asien, die als Zierpflanzen den Weg in die Gärten Mitteleuropas gefunden haben. Ein Beispiel dafür ist die Hecken-Nieswurz Helleborus dumetorum Waldst. & Kit. ex Willd., die in den Ostalpen und in den Karpaten blüht.
Fotos zu den vergleichenden Arten