Der weiße Kopf mit den zwei schwarzen,
symmetrischen Kopfstreifungen ist ein typisches Kennzeichen des Dachses.
Die weißen Streifen im Gesicht nennt man beim Dachs Zügel. Das Fell an Kehle, Bauch und Beinen ist dunkel gefärbt, das Rückenfell
erscheint dagegen grau. Der kurze, graue Schwanz oder Bürzel
ist behaart. Das Gehör und der Geruchsinn des Dachses ist
sehr gut ausgebildet, während die kleinen Augen eher kurzsichtig
sind
und ruhende Objekte nur schlecht wahrgenommen werden können. Der
Körperbau
erinnert an einen kleinen Bären. Der Dachs gehört aber zu
den
Mardern, er hat das Gebiss
eines Allesfressers mit 34 bis 38 Zähnen. Die dolchartigen
Eckzähne im Oberkiefer sind
stark entwickelt, die Reiß- und Backenzähne sind eher
stumpf. In der Jägersprache wird der männliche Dachs als Dachsbär bezeichnet. In Tierfabeln kennt man den Dachs als Grimbär. Unter dem Brummen versteht man das Fauchen, Murren oder Schnauben des Dachses. In der Balzzeit, der Ranz, können Dachse sogar wie Kinder schreien, die in Not sind.
Die Pfoten des Dachses werden als Branten bezeichnet, die Zehen nennt man Klauen. Die Vorderbranten sind mit starken Krallen besetzt, die der Dachs
im Gegensatz zu den Katzen nicht einziehen kann. Daher sieht man bei den Spuren
im Schnee stets diese Krallenabdrücke. Die langen Krallen der Vorderbranten eignen sich zum
Aufgraben von Erdreich, das gelockerte Material wird mit den Hinterbeinen
ins Freie geschoben. Da der Dachs wie der Braunbär ein typischer Sohlengänger ist, erzeugen die Fußsohlen einen breiten Abdruck im Trittsiegel. Die Fußsohlen sind unbeharrt, die Vorderbranten
messen insgesamt etwa elf Zentimeter, sie erzeugen einen Abdruck von etwa fünf bis sechs Zentimeter. Die Vorderbranten sind deutlich größer als die
Hinterbranten.
Der Dachs kommt in ganz Europa in den Waldgebieten
vor und hält sich auch gerne in Wassernähe auf. In den gemäßigten
Zonen Asiens kommt der Dachs ebenfalls vor. Abwechslungsreiche Landschaften
mit Gehölzen und Wiesen werden bevorzugt. Er gräbt ein unterirdisches
Höhlensystem und bewohnt ausgedehnte Bauten mit mehreren Eingängen.
Der Dachsbau kann mehr als 30 Meter Durchmesser erreichen. Die Schlafkammern
in fünf Metern Tiefe sind mit Gängen an die Oberfläche verbunden.
Weiter unten befinden sich die Wurfkessel,
die wie alle anderen Kammern dicht mit Laub, Gras oder Farnblättern
ausgepolstert sind. Der Bau wird von den nachfolgenden Generationen übernommen
und immer wieder neu ausgebaut, davon zeugen auch die vielen Spuren an
den Kratzbäumen in der Umgebung des Dachsbaus,
wo der Dachs seine Krallen wetzt. Die Dachsabtritte
stellen Kotgruben dar, in denen der Dachs seine Exkremente in kleinen Erdlöchern
vergräbt. Diese fehlen beim Fuchsbau.
Das Raubtier ist ein Allesfresser, es ist
überwiegend nachtaktiv. Die Lieblingsnahrung des Dachses ist der Regenwurm.
Pro Nacht kann er bis zu 200 Würmer fressen. Dabei trabt er mit gesenktem
Kopf über den Waldboden und sucht nach der begehrten Nahrung. Der
Dachs frisst auch gerne Insektenlarven, Schnecken, Mäuse, Jungvögel,
Amphibien und Reptilien, aber auch Fallobst, Beeren oder Pilze. Selbst
Bienennester sind vor ihm nicht sicher, der begehrte Honig wird einfach
aus den Waben geschlürft. Auch Ameisenhaufen werden vom Dachs geplündert.
Die Dachspaare sind sich lebenslang treu.
Sie leben als Familienverband in einem Dachsbau, wobei auch Nachbarfamilien
im Clan geduldet werden. Dachse können
sich ganzjährig fortpflanzen. Vor der Paarung findet ein Brautkampf
statt. Durch Knurren, Keckern oder Kläffen versucht das Männchen
das Weibchen zu betören. Manchmal packt es das Weibchen auch rabiat
am Nacken. Mit einem Kreiseltanz bekundet das Weibchen schließlich
seine Paarungsbereitschaft.
Im Winter zieht sich der Dachs in seinen
Bau zur Winterruhe zurück. Einen echten Winterschlaf macht er jedoch
nicht. Aufgrund der im Herbst angefressenen Speckschicht kann der Dachs
im Winter längere Zeit fasten.
Die jungen Dachse kommen im Frühjahr
des folgenden Jahres zur Welt. Die Tragezeit variiert dabei erheblich.
Bei manchen Weibchen nisten sich die befruchteten Eier nicht sofort in
die Gebärmutter ein. Erst etwa im Dezember wandern diese dann in die
Gebärmutter, so dass die eigentliche Tragezeit nur knapp zwei Monate
dauert. Im ersten Monat sind die Jungen noch blind, nach etwa sechs Wochen
beginnen sie, die Umgebung zu erkunden. Die Mutter markiert sie mit einem
Sekret aus ihrer Stinkdrüse (oder Schmalzröhre). Dadurch
findet sie die Jungen auch im Dunkeln. Wie alle Marder können die
Dachse aus den Drüsen unterhalb des Schwanzansatzes eine Flüssigkeit
versprühen, die zur Markierung dient. So wird ein Dachsrevier eines
Clans abgegrenzt. Die jungen Dachse werden etwa vier Monate lang gesäugt.
Sie sind wie alle anderen Marder sehr verspielt und trainieren damit für
das spätere Leben.
Dachse wurden früher häufig
abgeschossen oder mit Fallen gefangen. Dachsfleisch war ein Leckerbissen.
Das Dachsfett oder das Dachsweiß galt als Wundermittel bei zahlreichen Krankheiten; aus den Borsten, den
Schwanz- und Deckenhaaren stellte man Rasier- und Malerpinsel her. Die Schwarte, das Dachsfell, war sehr begehrt. Auch
die Haut wurde als Leder verarbeitet. Die Bestände des europäischen
Dachses sind im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen. Heute ist die
Bejagung des Dachses stark eingeschränkt. |