Seehund
Phoca vitulina L.
180 cm, max. 150 kg (Männchen)
Familie Hundsrobben  Phocidae

Klasse, Ordnung

Säuger, Raubtiere.

Englisch: Common seal.
Französisch: Phoque veaumarin.

Lebensraum
Wattenmeer, Gewässer in Küstennähe.

Nahrung
Plattfische wie Schollen und Flundern; junge Robben: Garnelen und kleinere Fische.

SeehundLupeSeehund im Wattenmeer.
HeulerLupeHeuler in Aufzuchtstation.
Merkmale
Lebensweise
Nahrungserwerb
Gefährdung
Fotos, Grafiken
Zoom Film
Beschreibung
Merkmale

Der Seehund ist ein Raubtier und gehört zur Familie der Hundsrobben. Er hat sich im Vergleich zu den Ohrenrobben und den Walrossen mehr an das Wasser angepasst. Der Meeressäuger bewohnt die Küstengewässer der Nord- und Ostsee, die europäische Atlantikküste, die Küsten von Island, Grönland, Kanada und Alaska. Die Männchen werden im Schnitt bis zu 180 Zentimeter lang und wiegen bis zu 150 Kilogramm, die Weibchen sind etwas kleiner. Allerdings kann ein trächtiges Weibchen auch deutlich größer werden als ein Männchen. Im Vergleich zu der ähnlichen Kegelrobbe ist der Seehund etwas kleiner, und er hat einen rundlicheren Kopf. Die Färbung des Europäischen Seehundes an der deutschen Nordseeküste ist dunkelgrau, oben und auf der Seite befinden sich dunkle Flecken, der Bauch erscheint heller. Je nach Gebiet und Fellfarbe unterscheidet man mehrere Unterarten: Der Pazifische Seehund lebt zum Beispiel an der Pazifikküste von Alaska, über Kalifornien bis zur Baja California in Mexiko. Der Kurilenseehund bevölkert die Kurilen, Kamtschatka und die Hokkaido-Insel in Japan.

Beim Schwimmen benutzt der Seehund seine Hinterflossen und erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 35 Stundenkilometern. Alles was der Stromlinienform hinderlich sein könnte, hat sich zurück entwickelt: Ohrmuscheln, breite Schultern und ein langhaariger Pelz fehlen, Oberarme und Oberschenkel sind stark verkürzt. Die Vorderflossen werden lediglich zum Steuern verwendet. Die Vorderbeine sind flossenähnlich, die Hinterbeine fungieren als „Schwanzflosse“. Zwischen den Zehen befinden sich Schwimmhäute. An Land robbt der Seehund mit Hilfe seiner Bauchmuskulatur schwerfällig am Boden entlang.

Der Seehund friert nicht, weil sein Fell eine isolierende Luftschicht bildet und in der Unterhaut eine bis zu fünf Zentimeter dicke Fettschicht vor Temperaturen bis −40 °C schützt. Ein Seehund kann bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben und erreicht Tauchtiefen bis zu 200 Meter und im Extremfall sogar bis zu 400 Meter. Ein gewöhnlicher Tauchgang dauert in der Regel aber nur drei Minuten. Ermöglicht wird diese Leistung durch den sehr hohen Hämoglobingehalt im Blut, wodurch viel Sauerstoff als Reserve gespeichert werden kann. Außerdem verringert sich beim Tauchen der Herzschlag massiv. Der Seehund hat große Augen und kugelförmige Augenlinsen. Daher sieht er im Wasser scharf, an Land dagegen verschwommen. Die langen Barthaare ertasten Gegenstände und spüren selbst allerfeinste Wasserbewegungen. Die innenliegenden Ohren hören ausgezeichnet, der Geruchsinn ist jedoch eher schwach entwickelt. Die spaltförmigen Nasenlöcher werden beim Tauchen geschlossen. Seehunde in Gefangenschaft sind sehr gelehrig, sie können sogar Melodien von menschlichen Liedern imitieren.

 
Lebensweise

Bei Ebbe besiedeln die Seehunde die Sandbänke in den Wattenmeeren. Sie können auch im Wasser schlafen. Dabei schweben sie im Wasser auf und ab und steigen scheinbar unbewusst immer wieder an die Oberfläche, um dann im Schlaf wieder abzutauchen. Seehunde leben auf den Sandbänken in kleinen Gruppen zusammen. Männchen reagieren untereinander gelegentlich aggressiv und beißen sich. Bei der Paarung sammeln sich mehrere Männchen um ein Weibchen. Dieses wehrt sich zunächst heftig. Gelingt es einem Männchen, ein Weibchen durch einen Biss in den Nacken ruhigzustellen, darf es sich paaren. Zwischen den Geschlechtern bestehen keine andauernden Beziehungen.

Die Jungtiere werden auf dem Land oder auf Eis geboren und sind von Geburt an schwimmfähig. Sie werden nur vier bis sechs Wochen von der Mutter gesäugt und manchmal auch alleine gelassen. Trifft man auf ein Seehundebaby, von dem sich die Mutter gerade entfernt hat, sollte man Abstand halten und das Junge auf gar keinen Fall berühren. Wenn das Baby einen Fremdgeruch aufweist, kann es unter Umständen von der Mutter verstoßen werden. Die verlassenen Jungen werden zu sogenannten Heulern. Ihr Klagen klingt wie das Weinen eines menschlichen Kindes. Am Heulen und am Geruch erkennt die Mutter ihr Junges. Daher heulen junge Seehunde öfters, vor allem wenn die Mutter auf Nahrungssuche geht. Werden die Heuler nicht gesäugt, können sie nur überleben, wenn sie in einer Aufzuchtstation aufgepäppelt werden. Junge Seehunde haben noch zwei bis drei Wochen nach der Geburt ihr glattes, weichhaariges Geburtsfell.

Der jährliche Zyklus der Seehunde wird durch die Jahreszeiten bestimmt. Im Frühjahr kommen die Seehunde an Land, um die Jungen auf die Welt zu bringen. Schon 14 Tage nach der Entwöhnung der Jungtiere paaren sich die Seehunde erneut. Das befruchtete Ei ruht dann zwei Monate im Mutterleib und teilt sich dabei nur ein paar mal. Die warmen Sonnenstrahlen im Sommer fördern das Wachstum eines neuen Haarkleides, das alte Fell wird erneuert. Anfang Herbst beginnen die Seehunde ihre Wanderung auf See und tragen dabei die Jungtiere über Herbst und Winter acht Monate lang aus, bevor sie im Frühjahr zur Geburt wieder auf die Sandbänke zurückkehren. Ein Seehund kann bis zu 40 Jahre alt werden.


Nahrungserwerb

Seehunde jagen bei Flut nach Plattfischen wie Schollen und Flundern. Jungtiere bevorzugen Garnelen und kleinere Fische. Erwachsene Tiere fressen pro Tag bis zu fünf Kilogramm Fisch. Während der Seehund beim Robben auf dem Land kaum die Schrittgeschwindigkeit des Menschen erreicht, kann er sich mit 35 Stundenkilometern unter Wasser fortbewegen. Die jungen Seehunde müssen sich das Jagen selbst beibringen, sobald sie von der Mutter entwöhnt werden.


Gefährdung

Das Fell der jungen Seehunde war früher bei den Robbenjägern begehrt, die Jungen wurden oft in großer Zahl mit Keulen erschlagen. Umweltschützer besprühten die jungen Robben mit roter Farbe, um das Fell für die Robbenjäger unbrauchbar zu machen. Der Seehund zählt heute in Mitteleuropa zu den gesetzlich geschützten Arten, dies bedeutet er darf nicht gefangengenommen oder gejagt werden, auch die Lebensräume unterliegen bestimmten Schutzmaßnahmen.

Eine andere Bedrohung für die Seehunde ist die Verschmutzung der Meere. Die Tiere speichern die giftigen Pflanzenschutzmittel wie DDT oder Schwermetalle und verlieren dadurch ihre Widerstandskraft. Der Seehund steht in der Nahrungspyramide ganz oben und ist als „Endverbraucher“ in der Nahrungskette besonders gefährdet, hohe Konzentrationen der Giftstoffe aufzunehmen. Durch den Massentourismus werden die Seehunde an ihren Sandbänken gestört. Die häufigen Lagewechsel aufgrund der Störungen führen zu Entzündungen und Geschwüren in der verletzlichen Haut. Im Jahr 1988 starben in der gesamten Nordsee 18000 Tiere – ungefähr zwei Drittel der Gesamtpopulation – an einer Infektion des PD-Virus, das aus dem Erreger der Hundestaupe mutierte. In Gebieten wie Norwegen mit weniger Schadstoffeintrag konnten die Seehunde dem Virus besser widerstehen. Die hohe Sterblichkeit lässt sich durch eine bereits vorhandene Immunschwäche erklären.


Fotos und Grafiken

Bild vergrößern! ZoomSeehund beim Schwimmen auf dem Rücken.
Bild vergrößern! ZoomSandbänke mit Seehunden im Wattenmeer.
Bild vergrößern! ZoomNeugeborener Seehund mit Muttertier.
pdf öffnen! ZoomInfokarte: Steckbrief zum Ausfüllen (pdf).
Bild vergrößern! ZoomGrafik: Strichzeichnung eines Seehundes (gif).
Bild vergrößern!ZoomKegelrobbe (oben) und Seehund (unten) im Vergleich.
Bild vergrößern! ZoomDer Seehund steht an der Spitze der Nahrungspyramide.
Bild vergrößern! ZoomJahreszyklus eines Weibchens (F=Frühling, S=Sommer, usw.).
pdf ZoomKopiervorlage: Lückentext, Spiele, Rätsel (pdf deutsch).
pdf ZoomKopiervorlage: Lückentext, Spiele, Rätsel (pdf schweiz.).
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