Seidenspinner
Bombyx mori L.
32 bis 38 mm (Imago); 3 bis 90 mm (Raupen)
Echte Spinner  Bombycideae

Klasse, Ordnung

Insekten, Schmetterlinge.

Englisch: Domestic silk moth.
Französisch: Bombyx du mûrier.

Lebensraum
Ursprünglich Korea, Nordchina, Taiwan und Japan; domestiziert in Asien, Brasilien und Südeuropa.
Bild vergrößern!LupeAusgewachsener Schmetterling mit Eier.
LupeKokon und Raupe.
Merkmale
Besonderheiten
Geschichte
Nutzen
Artenvergleich
Film
Beschreibung

Merkmale

Der Seidenspinner ist auch unter dem Namen Maulbeerspinner bekannt, weil sich die Raupen des Schmetterlings von den Blättern des Mailbeerbaums ernähren. Das Imago, der ausgewachsene Schmetterling, erscheint cremeweiß. Er hat bräunliche Querstreifen auf den Flügeln und dunkelbraune Antennen. Die ovalen, abgeplatteten Eier besitzen einen Durchmesser von einem bis eineinhalb Zentimeter. Frisch gelegt erscheinen sie gelb, sind sie befruchtet, verfärben sie sich allmählich grau. Die aus den Eiern geschlüpften Seidenraupen erscheinen im ersten Stadium aufgrund der dichten, braunen Behaarung dunkel, sie werden auch „Schwärzlinge“ genannt. Bei der ersten Häutung werden die Härchen abgeworfen, im zweiten Stadium sind die Raupen bereits hellgrau. Manche Raupen zeigen eine bräunliche Querstreifung.


Besonderheiten

Die Paarung der Schmetterlinge erfolgt im Spätsommer und dauert sechs bis acht Stunden. In den nächsten Tagen legt das Weibchen bis zu 400 Eier. Der Schmetterling lebt als Imago nur ein bis zwei Wochen. Die Eier bleiben den ganzen Winter liegen. Während den 10 Monaten der Überwinterung benötigen sie bestimmte Temperaturen. Bis Anfang Januaer erfolgt eine kontinuierliche Abkühlung auf bis zu 3 °C. Die Eier beginnen ihre eigentliche Entwicklung erst im nächsten Frühling. Dabei benötigen sie Temperaturen zwischen 21 und 23 °C und viel Luft, da sie atmen müssen.

Die aus den Eiern geschlüpften Raupen durchlaufen in 33 Tagen fünf Stadien und häuten sich viermal, dabei fressen sie die Blätter des Maulbeerbaumes, die in den Zuchten zu schmalen Streifen geschnitten werden. In jedem Larvenstadium nehmen sie an Größe und Gewicht zu. Etwa einen Monat nach dem Schlüpfen beginnen die Raupen aus ihren beiden Spinndrüsen einen Doppelfaden zu produzieren. Dieser enthält das Faserprotein Fibroin, das von der wasserlöslichen Bastsubstanz Sericin als Stütze umgeben ist. Das Fibroin wirkt stark bakterientötend. Ein einzelner Seidenfaden einer Raupe kann bis zu vier Kilometer lang werden! Aus dem Faden bauen die Raupen dann einen länglichen Kokon, in den sie sich allmählich einspinnen. Sieben bis zehn Tage nach der letzten Häutung verpuppen sich die Raupen zu Puppen. Es vergehen nochmals eineinhalb bis zwei Wochen. Der fast fertige Schmetterling gibt zum Öffnen des Kokons eine alkalisch wirkende Flüssigkeit aus seiner Mundöffnung ab, der Kokon wird an einer Stelle aufgeweicht. Der Falter zerreißt die Fäden und baut ein Schlupfloch, aus dem er dann herauskriecht.

Eine gefürchtete Krankheit ist die „Flecksucht“, die durch einen einzelligen Parasit verursacht wird. Dessen Sporen gelangen in den Darm der Raupe, wo sich der Parasit entwickelt und das umliegende Gewebe befällt. Die Haut der Raupen wird glasig und färbt sich rötlich. Die meisten Raupen sterben, andere überleben die Infektion und infizieren bei der Paarung den Nachwuchs.


Geschichte

Das Herstellungsverfahren für Seide aus dem Faden der Seidenraupe wurde schon vor mehr als 5000 Jahren in China entdeckt. Für das alte China war die Seidengewinnung einer der wichtigsten Grundpfeiler der Kultur. Die Römer brachten den wertvollen Stoff über die berühmte und 10000 Kilometer lange Seidenstraße nach Europa. Da die Chinesen den Verlust ihres Seidenmonopols befürchteten, stand auf die Ausfuhr der lebenden Eier die Todesstrafe.

Um 400 nach Christus schmuggelte eine chinesische Prinzessin in ihrem Kopfschmuck einige Eier zu ihrer Hochzeit nach Ostturkestan. Dort entstand dann eine Seidenspinnerzucht. Zwei Mönche brachten im Jahr 552 die Eier dem römischen Kaiser Justinian nach Byzanz. Die Insel Peloponnes wurde in der Folgezeit zu einem Zentrum der Seidenspinnerzuchten in Griechenland. Durch die Araber gelangten die Zuchten im 10. und 11. Jahrhundert auch nach Sizilien und Süditalien. Ab dem 14. Jahrhundert erfolgten Züchtungen in der Provence. So verloren die Chinesen allmählich ihr Monopol.


Nutzung

Zur Herstellung der Seide werden die Kokons zusammen mit den Puppen abgeerntet und in einen Behälter mit heißem Seifenwasser gegeben. Die Puppen sterben dabei ab und die Bastsubstanz löst sich im Wasser. Aus 50000 Raupen erhält man etwa 120 Kilogramm Seide, pro Raupe etwa zwei Gramm. Durch Abhaspeln der Kokons erhält man Fäden, die durch Verdrehen zu einem seidenen Zwirnfaden verarbeitet werden. Seide fühlt sich weich und geschmeidig an, sie besitzt einen hohen Glanz, eine gute Wärmeisolierung bei geringem Gewicht und knittert nicht. Sie wird zu Krawatten, Schals, Kleidern, Kissen oder Bettwäsche verarbeitet.


Vergleich mit anderen Arten

Die Zuchtform des Seidenspinners im Falterstadium ist von heller Farbe, während die Wildformen dunkel erscheinen. Es werden auch andere Schmetterlingsarten als „Seidenspinner“ bezeichnet, wenn man aus den Fäden ihrer Raupen Seide gewinnen kann. Dazu zählen zum Beispiel der Atlasspinner oder der Eichenseidenspinner.


Film (3:01 min)

Film: Seidenspinner

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