Aus dem Leben der Libellen
Metamorphose mit unvollständiger Verwandlung Libellen haben steife, durchsichtige
Flügel, die von einem Adernetz durchzogen sind. Im Gegensatz
zu anderen Insekten besitzen Libellen die Fähigkeit, ihre
beiden Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen.
Sie können im Flug stehen bleiben oder sogar
rückwärts fliegen. Die beiden großen Facetten-Augen sitzen auf dem beweglichen
Kopf, bei manchen Arten sind sie aus bis zu 30000 Einzel-Augen
aufgebaut. Drei kleine Punkt-Augen dienen zur Kontrolle beim Fliegen. Die beiden Fühler sind
kurz und sehen aus wie Borsten. Damit kann die Libelle ihre
Geschwindigkeit bestimmen. Die Beine sitzen wie die Flügel am
Brustabschnitt, die Unterschenkel sind bedornt, die Endglieder
haben Klauen.
Libellen werden in zwei Unterordnungen
unterteilt: Kleinlibellen klappen im
Ruhezustand ihre Flügel über dem Körper zusammen, Großlibellen breiten ihre
Flügel aus. Die Unterscheidung richtet sich nicht unbedingt
nach der Größe. Großlibellen fliegen schneller
als Kleinlibellen, sie haben einen wesentlich dickeren Hinterleib.Die oben auf dem Foto abgebildete Prachtlibelle ist zwar
groß, sie gehört aber zu den Kleinlibellen. Ihre
Flügel sind beim Sitzen nach hinten gerichtet. Typisch
für eine Kleinlibelle ist auch der hammerartig quergestellte
Kopf. Die Augen berühren sich nicht.
Wie alle Insekten durchlaufen die
Libellen eine Metamorphose. Aus den
Eiern schlüpfen Larven, die dann räuberisch in den
Teichen und Seen leben. Sie leben am Grund der Gewässer in
dichtem Bewuchs und lauern anderen Wasserinsekten, Kleinkrebsen,
Kaulquappen und sogar kleinen Fischen auf. Plötzlich
schleudern sie blitzschnell ihre mit einem Scharniergelenk
versehene Unterlippe, die Fangmaske, vor und ergreifen damit die
Beute. Die Libellen verbleiben ein bis drei Jahre im Larven-Stadium. Dabei häuten sie
sich zehn- bis fünfzehnmal.
Die Atmung der Larve erfolgt durch den
Hinterleib. Wasser wird wird durch den After in den Enddarm
eingesaugt und anschließend wieder herausgepresst. Bei
dieser Darmatmung nehmen Kiemenblättchen im Darm den im
Wasser gelösten Sauerstoff auf. Dieses Atmungsprinzip
ermöglicht auch die Fortbewegung der Großlibellenlarve. Sie bewegt
sich nach dem Rückstoßprinzip wie eine Rakete. Dabei
kann sie Geschwindigkeiten von bis zu 0,5 Metern pro Sekunde
erreichen. Die Kleinlibellenlarve erreicht höhere Geschwindigkeiten durch das
Seitwärtsschlagen des langgezogenen Hinterleibs. Mit den drei
Beinpaaren können Libellenlarven nur langsam kriechen.
Zur Beendigung des Larven-Stadiums verlässt die Libelle
das Wasser und klettert an einem Pflanzenstängel empor. Nun
reißt der Brustabschnitt am Rücken auf und die voll
entwickelte Libelle zwängt sich hindurch. Die nicht mehr
gebrauchte Hülle verbleibt auf dem Stängel, man nennt
die leere Larvenhaut auch Exuvie.
Auf dem Foto oben sieht man keine Libelle, sondern nur die
zurückgebliebene Exuvie. Direkt nach dem Schlüpfen kann
die Libelle noch nicht fliegen. Zuerst muss sie ihr Insektenblut
in die Blutbahnen der Flügel und in den Hinterleib pumpen.
Dann erst entfalten sich die Flügel und der zum Steuern
notwendige Hinterleib erhält die volle Länge. Die
Libelle ist jetzt geschlechtsreif, sie befindet sich im Imago-Stadium.
Zur Paarung richtet das Männchen
sein Hinterteil nach oben und stellt einen auffälligen
Farbfleck, das Lämpchen zur
Schau. Ist ein Weibchen angelockt, flattert das Männchen
aufgeregt vor dem Weibchen hin und her und lockt es zu einem
Eiablageplatz auf einer Wasserpflanze. Bei der Paarung bildet sich
ein Paarungsrad. Dies kann man gut
bei Hufeisen-Azurjungfern beobachten: Das Weibchen krümmt seinen langen Hinterleib nach
vorne und nach unten, bis es den Körper des Männchens
hinter dem Brustabschnitt berührt. Das Männchen
hält das Weibchen mit seinen zangenartigen Hinterleibsanhängen fest und
überträgt die Spermien in das Geschlechtsorgan des
Weibchens.
Oft fliegt das Paar noch vereint im
Paarungsrad zur Eiablage und das Männchen überwacht die
Eiablage. Das Männchen will damit sicherstellen, dass kein
anderes Männchen das Weibchen danach begattet. Die Eier
werden vom Weibchen auf Pflanzenteile dicht unter der
Wasseroberfläche an Pflanzenteil geheftet (>Film). Dieser
Vorgang lässt sich gut beobachten, wenn die Libellen ihren
Hinterkörper ins Wasser krümmen. Auf dem Foto oben ist
eine Königslibelle bei
der Eiablage zu sehen. Andere Libellen-Arten wie die Quelljungfer werfen ihre Eier
direkt im Flug ins Wasser ab.
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