Zuckerrohr ist ein mehrjähriges, bis
zu 7m hohes Süßgras. Die Halme können bis zu 5cm dick werden.
Der Zucker speichert sich im Mark. Bestimmte, in den Tropen vorkommende
Sorten blühen, die meisten Sorten blühen aber überhaupt
nicht. Über jedem Knoten wächst ein Wurzelring mit sprossbürtigen
Wurzeln. Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch das Setzen von Sprossabschnitten
mit 2-3 Knoten in den Boden. Zuckerrohr wächst in Tropen bei Temperaturen
um die 28°C, und er benötigt viel Niederschlag. Die Pflanzen ertragen
keinen Frost.
In Neuguinea wurde der Zuckerrohr schon in der Zeit vor Christus angebaut. Als Heimat wird auch oft Indien angegeben. In Persien wird die Herstellung von Zuckerhut, ein hutförmiges Zuckerprodukt, um 600 v.Chr. ausführlich beschrieben. Marco Polo fand den Zuckerohr um 1280 n.Chr. in China; die Araber brachten ihn vermutlich im 8. Jahrhundert n.Chr. an das Mittelmeer. Die europäischen Seefahrer führten den Zucker auf dem amerikanischen Kontinent ein, schon Christoph Kolumbus nahm ihn auf seiner zweiten Reisen in die Karibik mit. Die Franzosen brachten ihn nach Nordamerika, die Spanier über die Kanarischen Inseln nach Südamerika. Heute ist der Zuckerrohr in allen tropischen Ländern der Welt verbreitet. Die Ernte erfolgt, sobald die Blätter gelb werden und der höchste Zuckergehalt in den Grashalmen erreicht ist. Dies geschieht je nach Anbau 10-24 Monate nach dem Setzen der Stecklinge. Die Halme werden von Hand tief am Boden geschnitten, von den Blättern befreit und gebündelt, in den USA wird auch maschinell geerntet. Das Mark enthält einen hohen Anteil Rohrzucker (Saccharose) und geringe Anteile Fruchtzucker (Fructose) und Traubenzucker (Glucose). Die geernteten Halme müssen schnell in eine Fabrik gebracht werden. Die Halme werden zerkleinert, zwischen Walzen gequetscht und gepresst. Der Rückstand, die Bagasse, enthält hauptsächlich Cellulose, sie wird zu Karton und Papier verarbeitet oder dient als Brennstoff. Nach Reinigung des Zuckerrohsaftes wird dieser erhitzt und eingedickt. Es kristallisiert gelbbrauner Rohzucker aus, der bei der Raffination zu weißem Zucker verarbeitet wird. Dieser enthält einen hohen Anteil Rohrzucker von bis zu 99,8%. Zurück bleibt ein Sirup, die Melasse. Sie enthält viel Traubenzucker und nur noch ein Drittel Anteil an Rohrzucker. Aus der Melasse lässt sich durch Gärung Bioethanol für Kraftfahrzeuge herstellen. Sie ist aber auch ein Futtermittel für Tiere und eignet sich zur Züchtung von Hefepilzen. Der Anbau von Zuckerrohr zur Treibstoffgewinnung
ist besonders in Brasilien weit verbreitet. Dieses Land produziert, gefolgt
von Indien und China, auch am meisten Zucker. In Mitteleuropa erfolgt die
Zuckergewinnung überwiegend aus Zuckerrüben, eine zweijährige
Pflanze, die nicht zur Familie der Gräser gehört.
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