Das Große Mausohr wird bis zu 40 Gramm schwer, die Spannweite der rotbraunen Flughäute kann insgesamt mehr als 40 Zentimeter betragen. Mit diesen Daten zählt das Tier zu den Rekordhaltern aller Fledermäuse in Mitteleuropa. Die riesigen Ohren stehen deutlich hervor. Der vordere Ohrenrand biegt sich nach hinten. In der Ohrmuschel sind bis zu acht Querfalten vorhanden. Fledermäuse können besonders gut hören. Der Sehsinn ist nicht so gut ausgeprägt wie bei den Menschen, wahrscheinlich sehen die Fledermäuse keine Farben. Die vorderen Gliedmaßen sind mit je zwei Fingern besetzt, wobei nur der erste Finger stark verlängert ist und eine Kralle trägt. Die beiden hinteren Gliedmaßen tragen je fünf Finger, die alle mit einer Kralle besetzt sind. Das Fell ist eher kurz, auf der Unterseite erscheint es heller. Zum Zerstören der Insektenpanzer benötigen die Mausohren ihre spitzen Zähne, wobei besonders die Eckzähne gut ausgeprägt sind.
Lebensweise
Die Fledermäuse verbringen den Tag meist schlafend in Dachstöcken von Kapellen, Burgruinen oder anderen alten Gebäuden, wo es auch tagsüber dunkel ist. Eine solche Kolonie kann aus hunderten oder sogar tausenden von Tieren bestehen. Fledermäuse sind ausgesprochen wärmeliebend. Sie profitieren von warmen Sommern, weil dann die begehrten Insekten auch in den Nächten unterwegs sind, sofern es noch welche hat.
Das Weibchen bringt Ende Juni in der Wochenstube meist nur ein Junges zur Welt. Direkt nach der Geburt krallt sich das Junge an der Mutter fest und ernährt sich mit Hilfe seiner Milchzähne von Muttermilch aus den Zitzen seiner Mutter. Mitte August beginnen die Jungen zu fliegen. Im Herbst müssen die Mausohren einen Wintervorrat anfressen. Dann paaren sich auch Männchen und Weibchen. Die Spermien werden über den Winter in der Gebärmutter des Weibchens gespeichert. Im Frühling des darauf folgenden Jahres kommt es dann erst zur Befruchtung. Über den Winter verlassen die Mausohren ihren Dachstock und suchen ein Winterquartier auf. In Kellern oder Höhlen sind sie vor der Kälte gut geschützt. Während dem Winterschlaf schlägt ihr Herz langsamer und ihre Körpertemperatur sinkt auf wenige Grad Celsius ab. Für das Aufwachen im Frühling wird viel Energie benötigt. Haben die Fledermäuse nicht genügend Fettreserven angelegt, dann sterben sie während dieser Prozedur. Aus diesem Grunde darf man die Fledermäuse im Winterquartier nicht stören. Die Mausohren werden bis zu 20 Jahre alt.
Nahrungserwerb
Wenn es dunkel wird, verlassen die Fledermäuse das Schlafquartier über ein Ausflugloch und beginnen ihre Jagd. Dabei fliegen sie oft in geringer Höhe über die Wiesen oder durch die Wälder und suchen nach Laufkäfern, Schnaken, Hundertfüßern, Heuschrecken oder Spinnen. Zum Auffinden der Beute benutzen sie die Schallortung: Sie erzeugen im Bereich des Kehlkopfes Ultraschall. Dieser wird über die Nasenlöcher oder über den Mund ausgesandt. Beim Auftreffen auf ein Tier oder eine Höhlenwand werden die hohen Schallwellen reflektiert, und ein Echo gelangt zur Fledermaus zurück. Die Entfernung wird durch die Laufzeiten des Schalls und durch die Lautstärke des Echos berechnet. Eine Fledermaus produziert bei normalem Flug pro Ziel etwa 10 bis 30 Laute und kann bis 0,1 Millimeter kleine Beutetiere aus bis zu 10 Metern Entfernung wahrnehmen.
Gefährdung
Das Große Mausohr ist eine gesetzlich geschützte Art. Bis Ende der 1980er-Jahre nahmen die Bestände rapide ab. Die Ursachen waren vielfältig: Der Rückgang der Insekten und der Biodiversität ist sicher noch ein bestehendes Problem. Wenn die Fledermäuse für den Winter nicht genug Reserven anfressen können, dann ist ihr Überleben in Gefahr. Früher zerstörte man systematisch die Wochenstuben in Gebäuden. Heute sorgt man dafür, dass die Fledermäuse zum Beispiel in Dachstöcken ihre Jungen sicher zur Welt bringen können. Hierfür benötigt es einen Betreuer oder einen Fledermausschutz-Beauftragten, der die Fledermauskolonien persönlich pflegt und überwacht.
Fotos und Grafiken